Deister- und Weserzeitung ,
07.04.2005 :
Zum Thema
Von Ulrike Truchseß
Bad Pyrmont. Walter Gödde, während der Nazizeit unter Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop im diplomatischen Dienst unter anderem in Brasilien tätig, war zum Kriegsende über die Ostsee nach Dänemark gelangt. Gödde kam in britische Gefangenschaft, hatte aber aufgrund seiner Sprachkenntnisse und seiner diplomatischen Kenntnisse Glück und wurde Verbindungsoffizier im Stab von Feldmarschall Bernard L. Montgomery, dem Oberbefehlshaber der britischen Besatzungsmacht in Deutschland.
Im Sommer 1945 wollte Montgomery Bad Pyrmont zur Hauptzentrale als Garnisonsstadt erklären. Doch das wussten die cleveren Mediziner unter Chefarzt Dr. Lohaus und seinem Stellvertreter Dr. Berghöfer zu verhindern: Nach den ersten beiden tatsächlich stattgefundenen Ausbrüchen von Kinderlähmung, auf die die Briten "not very amused", sondern eher sehr erschrocken reagiert hatten, wurde im Alt-Bathildis-Krankenhaus der Verdacht auf eine Kinderlähmung nach der anderen ausgesprochen - genau so lange, bis Montgomery nicht mehr länger warten konnte und seine Pläne in Bad Oeynhausen umsetzte.
Zeitweise war Bad Pyrmont wegen der Polio-Erkrankungen sogar Quarantäne-Stadt. Das berichtet die Quäkerin Mary Friedrich in ihrem Tagebuch, das ihre Tochter Brenda Bailey in dem Buch "Ein Quäker-Ehepaar in Nazi-Deutschland" veröffentlicht hat.
Bad Pyrmont sollte Garnisonsstadt werden.
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