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Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke , 07.04.2005 :

Stellungnahme des Antifaschistischen Kreisplenums zu Demonstrationen / "Zeichen gegen Rechts" sind erwünscht

Herzebrock-Clarholz (gl). Zum "Glocke"-Bericht vom 31. März "Demonstrationen gegen Schönborn" nimmt Sabine Holdweg vom Antifaschistischen Kreisplenum, Bogenstraße 1 bis 8 in Gütersloh, Stellung. Hier Auszüge ihres Schreibens:

"Am 30. März fand in Herzebrock-Clarholz eine Demonstration gegen den seit Jahren bekannten und politisch immer noch aktiven Neonazi Meinolf Schönborn statt. Die Firma Muks Media ist ein der international tätigen Schweizer Worldsoft AG angeschlossenes Unternehmen. Diese Internetagentur bietet Herrn Schönborn die Möglichkeit, sein Warenangebot auch im weltweiten Netz zu präsentieren und somit mehr Kunden anzusprechen. Diese Webfirma mit Sitz in der Herzebrocker City war im 'Osterurlaub'. Zuvor war zu lesen, dass die Geschäftsleitung gegenüber der Presse angegeben hat, Muks Media betreibe die Seite, da es inhaltlich und somit politisch ' ... nichts an ihr auszusetzen gibt'. Wirft man einen Blick auf das Angebot des Herrn Schönborn, lässt sich jedoch kaum übersehen, wessen Geistes Kind der Mann ist. Schon vor einem Jahr hat das Antifaschistische Kreisplenum bei der ersten Brocker-Mühle-Aktion auf diverse Artikel hingewiesen, die eindeutig und unbestreitbar rassistische und antisemitische Inhalte haben. Wirft man ab und zu noch einen Blick in die Zeitung, bleibt dem aufmerksamen Leser darüber hinaus auch nicht verborgen, dass verbotene CDs der Gruppe "Landser" von Schönborn vertrieben wurden. Diese Gruppe ist noch vor kurzem verurteilt worden ("Kriminelle Vereinigung"). Am 16. März stand der Herzebrocker Neonazi dafür in Rheda-Wiedenbrück vor Gericht. Gesetzt den Fall, dem Rechtsextremisten ist 'nur' eine Maske zur Verfügung gestellt worden, die er in Bezug auf das Angebot selbst gestaltet, entlastet auch das die Agentur nicht. Tut man auch so, als handele es sich bei dem Angebot um ein ganz normales, ist doch fraglich, ob Diskriminierung von Ausländern und Ausländerinnen ("Deutschland den Deutschen"-Shirts), die Verbreitung von Antisemitismus (Rock gegen ZOG), die bildliche Darstellung von Gewaltszenen auf T-Shirts und CD-Cover und der Verkauf von "Hitler-Reden" (Beilage des Z-Versand in einem Angebots-Heft) tatsächlich als inhaltlich und politisch unbedenklich abgetan werden können.

Am zweiten Anlaufpunkt der Demonstration, der Brocker Mühle, ging man noch etwas weiter. Zwar hatte der Besitzer des von Schönborn angemieteten Ladenlokals zuvor öffentlich erklärt, man wolle ihm nun endgültig kündigen, trotzdem erwartete die Demonstranten ein etwas merkwürdiges Schild, auf dem in etwa zu lesen war, die Brocker Mühle sei kein Ort für politische Meinungsäußerung (!), und so solle es auch bleiben. Dass es sich bei dem Mieter um einen seit etlichen Jahren in der rechten Szene beheimateten und immer noch aktiven Neonazi handelt, muss wohl an der Familie 'vorbeigegangen' sein. Auch die erste Brocker-Mühle-Aktion scheint an der Unwissenheit des Besitzers trotz ausführlicher, detaillierter Presseberichten nichts geändert zu haben. Dass Schönborn auf den Motorradtreffen beherzt Werbung für den offenen rechtsextremen 'Z-Versand' macht, ist demnach keine politische Meinungsäußerung?

Schön wäre es, wenn sich der Pächter mit allen Konsequenzen gegen Rechtsextremismus aussprechen würde. Das würde aber bedeuten, dass eine solche Form der Stellungnahme, wie sie bei der Demonstration stattgefunden hat, also ein Zeichen gegen Rechts, gegen Antisemitismus und Rassismus nicht wie eine ansteckende Krankheit gemieden wird."


gt@die-glocke.de

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