Deister- und Weserzeitung ,
06.04.2005 :
"Wenn einer der Amis da geschossen hätte ... " / Zeitzeuge Hans-Gerd Diesing erinnert sich an den Einmarsch der Alliierten in Bodenwerder
Bodenwerder (dy). An sechs Amerikaner, dieüber eine Mauer geklettert kamen, erinnert sich Hans-Gerd Diesing. "15 Meter entfernt waren sie", so der heute 72-Jährige. Aus dem Keller des Elternhauses im Hagen kommend, hatte er eine Eierhandgranate gefunden, aufgehoben und schnell nach rechts weggeschmissen. "Wenn einer der Amis da geschossen hätte, wäre alles aus gewesen", ist er heute noch froh, dass die Männer damals nur mit ihm geschimpft haben. 60 Jahre nach dem Einmarsch der Alliierten in die Münchhausenstadt stöberte der Bodenwerderaner in seinen alten Unterlagen, die viele Erinnerungen wachrufen. So fand er ein Schulaufsatzheft, in dem er von den Brückensprengungen am Freitag, 6. April 1945, geschrieben hat. Die Weser- und Lennebrücke sowie die kleine Brücke am Mühlentor wurden gesprengt. Auch einen Fahrradausweis von 1945 hat er noch. In diesem bestätigt ein englischer Kapt. Evanz, dass ihm das Rad "Marke Presto" gehört. "Hatte man so einen Nachweis nicht, wurde das Rad weggenommen", erklärt er. In einem Aufsatz in englischer Sprache hat der damals 13-jährige Schüler von Erlebnissen mit den Amerikanern am 6. April 1945 berichtet.
Und Hans-Gerd Diesing erinnert sich, dass Fenster und Türen stets geöffnet sein sollten, damit sie bei Sprengungen oder Explosionen nicht kaputt gingen. Wenn er nun noch einmal zurückblickt - Hunger war immer da - dann ist er sich sicher, dass die heutige Jugend in einer heilen Welt lebt.
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