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Evangelischer Pressedienst , 03.04.2005 :

Gedenkfeiern in Stukenbrock: Schärfer gegen Neonazis vorgehen

Stukenbrock (epd). Landesminister Wolfram Kuschke und der Arbeitskreis "Blumen für Stukenbrock" haben dazu aufgerufen, dem Neonazismus in Deutschland die Grundlagen zu entziehen. Es gehe darum, sich mit aller Kraft gegen rechtsextremes Gedankengut zu stemmen, sagte der NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten auf dem Sowjetischen Soldatenfriedhof in Stukenbrock bei Gütersloh am Wochenende. Dort wurde bei einer internationalen Gedenkfeier an die Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 vor 60 Jahren erinnert.

Bereits am Freitag gedachten Vertreter der Bezirksregierung Detmold sowie des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge der Opfer des Kriegsgefangenenlagers. Gedenktage können nach Ansicht von Regierungspräsident Andreas Wiebe (Grüne) nicht die Welt, jedoch die Sicht auf die Vergangenheit verändern. Der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Reinhard Führer, erinnerte an das Leid, das von dieser Stelle ausging. Begleitet wurde die Gedenkfeier von orthodoxen Gebeten und christlichen Fürbitten.

Der Vorsitzende von "Blumen für Stukenbrock", Werner Höner, forderte die Bundesregierung auf, schärfer gegen Neonazis vorzugehen. Es reiche nicht aus, wenn der Staat den Neonazismus verurteile, aber mit seinen Instrumenten neonazistische Organisationen und Publikationen schütze. Höner würdigte die vielen Millionen Menschen, die als Militärs oder als Zivilisten im Widerstand ihr Leben eingesetzt hätten. Der Jahrestag der Befreiung sollte nach seiner Auffassung für Deutschland Verpflichtung sein, gegen Verletzungen des Völkerrechts aktiv zu werden.

Kuschke informierte auch darüber, dass die orthodoxe Kirche zugestimmt habe, das Holzkreuz von dem Denkmal des Soldatenfriedhofs zu nehmen. Der Wunsch besteht schon lange, den Obelisken in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen und statt des 1956 aufgesetzten Kreuzes wieder die rote Fahne anzubringen. In die Debatte komme Bewegung, meinte der Minister. Es seien aber noch Abstimmungen nötig. Der Arbeitskreis-Vorsitzende Höner betonte, wie wichtig es den sowjetischen Überlebenden sei, den Obelisken wieder so herzustellen, wie ihn die Gefangenen 1945 hinterlassen hatten.

Nach der Befreiung des Lagers am 2. April 1945 wollten die Gefangenen den Verstorbenen ein Denkmal setzen, berichtete Dimitri Orlow, ehemaliger Gefangener und einer der noch wenigen lebenden Zeitzeugen. Während der Gedenkstunde erinnerte er sich an die Ankunft der amerikanischen Soldaten im Stalag 326: "Wir haben sie getroffen mit großer, großer Freude. Es wurde uns bewusst, dass wir frei waren", übersetzte die Dolmetscherin.

In dem Lager bei Stukenbrock waren zwischen 1941 und 1945 etwa 65.000 sowjetische Kriegsgefangene und zahlreiche Zwangsverschleppte aus Polen, Frankreich, Italien und Jugoslawien zu Tode gekommen. Der Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock gedenkt seit 1967 dieser Toten.

Internet: www.blumen-fuer-stukenbrock.de


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