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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt , 05.10.2018 :

Großer Aufruf gegen Neonazis

Bündnis gegen Rechts: Am 10. November wollen Rechte der Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck huldigen / Besonders viele Demokraten sollen dagegen ein Zeichen setzen

Von Jens Reichenbach

Bielefeld. Mit großer Sorge beobachten auch die Mitglieder des Bielefelder Bündnisses gegen Rechts den unübersehbaren Rechtsruck in der Gesellschaft. Nicht weniger groß ist daher die Sorge, dass am 10. November besonders viele Neonazis nach Bielefeld kommen könnten, um der Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck zu huldigen. Deshalb ruft das Bündnis schon früh zum Mitmachen bei den geplanten Gegenaktivitäten auf. "Wir wollen mit Tausenden auf die Straße gehen", sagt Bündnis-Mitglied Michael Gugat.

Wie berichtet, wollen die Rechtsradikalen am Samstag, 10. November, um 13 Uhr am Hauptbahnhof ihre Demonstration starten. Das Bündnis gegen Rechts hat an diesem Tag drei Ziele, wie Wiebke Esdar betont: "Wir wollen für die Nazis die Räume eng machen und dort sein, wo auch sie auftauchen. Zweitens wollen wir verhindern, dass die Rechtsradikalen zu Hunderten durch unsere Einkaufsstraßen ziehen." Drittes Ziel sei, trotzdem die Verkehrsbehinderungen so gering wie möglich zu halten.

Weil aber bis heute auch der Polizei nicht klar ist, welche Marschroute die aus ganz Deutschland erwarteten Neonazis nehmen werden, hat das Bündnis mehrere Kundgebungen und Mahnwachen angemeldet: am Rathaus, am Jahnplatz, auf dem Kesselbrink, auf dem Siegfriedplatz, am Mahnmal für die deportierten Juden am Bahnhofsvorplatz, an der Pauluskirche sowie an der Turnerstraße, wo bis 1939 die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Bielefeld stand. Zudem hat das Bündnis eine Demo vom Bahnhof Quelle bis zur Justizvollzugsanstalt angemeldet, wo die notorische Holocaust-Leugnerin seit Mai wegen Volksverhetzung im geschlossenen Vollzug einsitzt. Welche der angemeldeten Aktionen tatsächlich umgesetzt werde, sei noch nicht klar.

Bereits im Mai waren 350 zum Teil bekannte Neonazis nach Bielefeld gekommen, um für die Freilassung Haverbecks zu demonstrieren. Anlässlich ihres 90. Geburtstages wollen sie nun zurückkehren. Da sie diesmal deutlich früher mobilisieren und die "erschreckenden Nachrichten" aus Chemnitz und Dortmund in der Szene für Euphorie gesorgt haben dürften, befürchtet das Bündnis diesmal noch mehr rechte Teilnehmer.

"Es gab leider mehrere Anlässe, unsere Gegendemonstration diesmal sehr stark zu besetzen", betont Wiebke Esdar. "Szenen wie in Chemnitz wird es in Bielefeld aber nicht geben." Umso wichtiger sei es, dass Bielefelder Demokraten an diesem Tag gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Faschismus setzten, sagt sie.

Klaus Rees erklärt: "Deshalb haben wir jetzt einen Aufruf gestartet, um gemeinsam Gesicht zu zeigen. Wir rufen alle Demokraten auf, sich der Demo für ein buntes und weltoffenes Bielefeld und gegen Holocaust-Leugnung anzuschließen." Das Bündnis hofft auf möglichst viele Unterzeichner aus der Stadtgesellschaft und von Bielefelder Bürgern. "Wir hoffen auf den Oberbürgermeister, Bundestags- und Landtagsabgeordnete, aber auch Vertreter von Unternehmen, aus Kultur, Kirche und Sport." Der Aufruf wird im Haus der Kirche ausgelegt, aber auch digital verteilt. Wer den Aufruf unterzeichnen will oder sich bei den Demonstrationen mit Musik oder Reden einbringen möchte, meldet sich per E-Mail: bielefeld_stellt_sich_quer@yahoo.de.

Bildunterschrift: Wollen viele mobilisieren: Mit dem Motto "Keine Solidarität mit Holocaust-LeugnerInnen" wird das Bündnis gegen Rechts um Michael Gugat (v. l.), Klaus Rees, Friederike Vogt, Wiebke Esdar und Matthias Blomeier am 10. November den Nazis entgegentreten.

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Bielefeld stellt sich quer - Bündnis gegen Rechts, 21.09.2018:

Aufruf: Faschismus und Holocaust-Leugnung sind keine Meinung, sondern Verbrechen!

Mit großer Sorge beobachten wir die aufgeheizte politische Stimmung und den unübersehbaren Rechtsruck in unserer Gesellschaft. Zunehmend müssen wir erleben, dass Nazi-Parolen gerufen, der Hitlergruß gezeigt, Menschen antisemitisch oder rassistisch angefeindet werden. Wir befürchten, dass es zu einer weiteren Enthemmung, steigender körperlicher Gewalt und noch mehr Übergriffen kommt. Dagegen müssen wir gemeinsam Gesicht zeigen!

Wenn die Verfolgung und Ermordung von Millionen von Juden und weiterer Menschen verharmlost und das Nazi-Regime des Dritten Reiches verherrlicht werden, müssen wir dem umso lauter widersprechen.

Für den 10. November 2018 haben Neonazis und Rechtsextremisten anlässlich des 90. Geburtstages von Ursula Haverbeck in Bielefeld eine Demonstration angemeldet, um Solidarität mit der rechtskräftig verurteilten Holocaust-Leugnerin zu bekunden.

Wir rufen alle Demokratinnen und Demokraten auf, dagegen ein Zeichen zu setzen und sich den Demonstrationen für ein buntes und weltoffenes Bielefeld und gegen Holocaust-Leugnung anzuschließen!


Unterzeichnerinnen und Unterzeichner - Name, Vorname beziehungsweise Organisation - bitte an:

bielefeld_stellt_sich_quer@yahoo.de


www.bielefeldstelltsichquer.wordpress.com

www.facebook.com/BielefeldStelltSichQuer


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