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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 31.03.2005 :

Der Haxterberg ist erobert / Salzkotten kampflos genommen / 600 Tote bei Kämpfen in Borchen

Von Ralph Meyer

Borchen. Auch am Ostersamstag dauerten die verlustreichen Gefechte im Süden Paderborns an. In der ausgebombten Stadt hörten die wenigen noch verbliebenen Bewohner immer wieder Gefechtslärm und die Salven der amerikanischen Artillerie, die das Vorrücken der eigenen Kräfte unterstützte.

Am 31. März, wurde das umkämpfte Dorf Wewer endgültig von amerikanischen Einheiten erobert. Von dort unternahmen die Truppen einenraschen Vorstoß in Richtung Salzkotten, denn sie hatten in einem Telefongespräch davon erfahren, dass der Bürgermeister den Ort mit Rücksicht auf das dortige Lazarett, in dem sich mehr als 1.000 verwundete deutsche Soldaten aufhielten, kampflos übergeben wollte. In der Nacht um 1. April wurde die Sälzerstadt praktisch kampflos besetzt.

Im Raum Borchen besetzten die US-Truppen das erhöhte Gelände nordwestlich des Ortes. Eine andere Kampfgruppe sicherte das höher liegende Gelände südöstlich von Paderborn und besetzte dabei auch den Haxtergrund. Ebenso wurden in den Abendstunden auch die Orte Eggeringhausen und Dörenhagen besetzt.

Teile der 1. US-Panzerdivision besetzten, so Waldemar Becker, gegen geringen Widerstand den Raum Büren–Rüthen–Steinhausen, um ein Ausbrechen deutscher Streitkräfte aus dem Ruhrkessel in Richtung Osten zu verhindern.

Auf deutscher Seite war zu diesem Zeitpunkt klar, dass von Süden her mit einem baldigen Angriff auf Paderborn zu rechnen war. "Bis zum letzten Mann und bis zur letzten Patrone" sollte die Domstadt gehalten werden, befahl General Mattenklott. Ganze zehn Panzer unterstützten dabei die rund 1.000 Verteidiger Paderborns.

Am Abend des 31. März verlief die Front vor Paderborn auf der Linie Gut Warthe, Nordrand Wewer, Nordrand Nordborchen, Buchenhof, Haxterberg und Haxter Warte.

Bei den Gefechten im Altenautal sind nach Darstellung des Borchener Autors Michael Weber, der die Ereignisse in Etteln minutiös und mit vielen persönlichen Details, beruhend auf Gesprächen mit rund 30 Zeitzeugen, berichtet, etwa 125 amerikanische Soldaten ums Leben gekommen. Auf deutscher Seite wurden später 463 Soldaten im Tal des Friedens in Böddeken bestattet.

Nach der Einkesselung des Ruhrgebiets am 2. April bei Lippstadt sprachen die Alliierten statt vom "Ruhr Pocket" vom "Rose Pocket" zu Ehren des getöteten Generals. Ein Teil der 3. US-Panzerdivision setzte von Paderborn aus seinen Vorstoß in Richtung Osten fort. In Nordhausen am Harz stießen Soldaten der Task Forces Lovelady und Welborn auf die V-Waffen-Produktion im Kohnstein und das KZ Mittelbau-Dora. Einige Tage später standen die Truppen in Dessau an der Elbe.

Becker, Waldemar: Das Kriegsende 1945 im ehemaligen Hochstift Paderborn, Heimatkundliche Schriftenreihe der Volksbank Paderborn, 25/1994.

Weber, Michael: Erinnerungen an den Krieg, Borchen 2005.
Interviewauszüge von Walter Richardson und Haynes Durgan, Autor des Buches "Spearhead in The West".


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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