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Deister- und Weserzeitung , 31.03.2005 :

Steile Karriere von Hitlers Lieblingsjungen / Mit 31 Jahren Gauleiter in Hannover / Lauterbacher wurde für seine Befehle nie bestraft

Von Bernhard Gelderblom

Hameln. Es erscheint zweifelsfrei, dass Hartmann Lauterbacher der eigentlich Schuldige an dem schrecklichen Geschehen der letzten Kriegstage in Hameln ist. Zur Verantwortung gezogen wurde er dafür nie. Wer war dieser Mann?

Lauterbacher machte im Dritten Reich eine erstaunliche Karriere. 1927 trat er in Braunschweig in Hitlerjugend und NSDAP ein. Reichsjugendführer Baldur von Schirach ernannte ihn 1935 zu seinem Stellvertreter. 1940 machte Hitler den 31-Jährigen zum NSDAP-Gauleiter von Hannover. Lauterbacher soll wegen seiner Jugend Hitlers Liebling unter den regionalen Statthaltern gewesen sein. 1941 übernahm er zusätzlich das Amt des Oberpräsidenten der Provinz Hannover. Nach ein paar Wochen entließ er den Oberbürgermeister, den Polizeipräsidenten, den Regierungspräsidenten und viele andere. 1942 ernannte Hitler Lauterbacher zum Reichsverteidigungskommissar und gab ihm damit weitere außerordentliche Vollmachten. Bei Hannovers Bevölkerung, die ihn "Bubi" oder "Hitlerjunge" nannte, war Lauterbacher wegen seines hochmütigen, aufgeblasenen Auftretens wenig beliebt. Am wenigsten verstand die Bevölkerung, dass der junge Parteivertreter nicht an der Front diente. Statt dessen hielt er heroische Ansprachen und beförderte seine Hitlerjugendführer zu Gauamtsleitern, Landräten und Kreisleitern.

Lauterbacher ließ alle verfolgen, die am Endsieg zweifelten. "Man darf nicht einmal vom Krieg, sondern nur vom Sieg sprechen", sagte er. In seinen Ansichten über Zwangsarbeiter und "Rassenschande" war er fanatisch. Nach dem Bombenangriff auf Hildesheim hatte es angeblich Plünderungen durch Zwangsarbeiter gegeben - auf Befehl Lauterbachers wurden rund 15 von ihnen am Marktplatz hingerichtet. Wenige Tage vor der Einnahme Hannovers durch die Amerikaner kam ein Appell über das Radio, der die Bürger zum äußersten Widerstand aufforderte. Lauterbacher war zu diesem Zeitpunkt längst in den Harz geflohen. Am 29. Mai 1945 wurde er dort von den Alliierten festgenommen.

Gegen Lauterbacher waren nach Kriegsende acht Gerichtsverfahren anhängig. Keines führte zu seiner Verurteilung. 1984 erschien Lauterbachers Autobiographie - unter dem Titel: "Erlebt und mitgestaltet. Kronzeuge einer Epoche 1923 - 1945. Zu neuen Ufern nach Kriegsende." Das Buch vermittelt, mit welcher Dreistigkeit und Arroganz es diesem Manne gelang, in der Nachkriegszeit durch die Maschen der Justiz zu schlüpfen.


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