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3 Veranstaltungen - Nachrichten: Schwere Menschenrechtsverletzungen in der Abschiebehaft Büren , 24.01.2018 :

Tages-Chronologie von Mittwoch, 24. Januar 2018

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Veranstaltungskalender:



- Mittwoch, 24. Januar 2018 von 08.00 bis 16.00 Uhr -


Ausstellung: "Detmold und das Warschauer Ghetto - Opfer und Täter"


Veranstaltungsort:

Landesarchiv NRW
Abteilung Ostwestfalen-Lippe
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold


Ausstellungsdauer: Vom 16. Januar bis zum 27. April 2018; montags von 08.00 bis 19.00 Uhr, dienstags bis donnerstags von 08.00 bis 16.00 Uhr und freitags von 08.00 bis 13.00 Uhr.


Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Seit 1996 wird bundesweit dieses Ereignisses gedacht. Auch das Landesarchiv NRW - Abteilung Ostwestfalen-Lippe und das Stadtarchiv Detmold beteiligen sich regelmäßig mit Veranstaltungen und Ausstellungen daran.

In diesem Jahr erinnern wir an die Niederschlagung des Aufstandes im Warschauer Ghetto vor 75 Jahren. Aus Ostwestfalen-Lippe und auch aus Detmold wurde eine nicht geringe Zahl jüdischer Menschen nach Warschau deportiert. Nur ein Mann aus der Region überlebte.

Verantwortlich für die brutale Zerstörung des Ghettos und die Tötung tausender Menschen war ein Detmolder, Jürgen Stroop. Durch seine Taten wurde der Name der Stadt auf unrühmliche Weise vielerorts in der Welt bekannt.

Jürgen Stroop wurde durch ein polnisches Gericht zum Tode verurteilt und 1952 hingerichtet. An seine Taten erinnern Museen und Gedenkstätten in den USA, Polen und Israel.-


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- Mittwoch, 24. Januar 2018 von 08.00 bis 17.00 Uhr -


Ausstellung: Der alte jüdische Friedhof in Detmold - Grabsteine, die Geschichten erzählen

- Fotos von Ulrich Heinemann, Detmold


Veranstaltungsort:

Rathaus am Markt
Foyer / Großer Sitzungssaal
Marktplatz 5
32756 Detmold


Ausstellungsdauer: Vom 11. Januar bis zum 16. Februar 2018; montags bis donnerstags von 08.00 bis 17.00 Uhr und freitags von 08.00 bis 13.00 Uhr.


Der alte jüdische Friedhof an der heutigen Richthofenstraße / Spitzenkamptwete wurde erstmals 1724 erwähnt und bis 1880 belegt. Eine Tafel an der hohen Stützmauer erinnert an diesen historischen Ort in Detmold. 1939 musste das Gelände an die Stadt veräußert werden. Anfang der 1950er Jahre wurden die 99 erhaltenen Grabsteine und die nicht verwesten Gebeine begleitet von einem Rabbiner auf den 1883 neu angelegten Friedhof an der oberen Spitzenkamptwete umgebettet. Das Gelände wurde 1954 eingeebnet.

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe e.V. hat im Rahmen eines Dokumentationsprojektes von dem bekannten Detmolder Fotografen Ulrich Heinemann die 99 Grabsteine mit Zustimmung der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold ablichten lassen.

Die schwierigen hebräischen Texte wurden im Auftrag der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe e.V. von Nathanja Hüttenmeister, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Salomon Ludwig Steinheim-Institutes für deutsch-jüdische Geschichte e.V. in Essen, fachkundig übersetzt und teilweise erläutert. Jeder Stein erzählt seine individuelle Geschichte. Die Übersetzungen hat die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe e.V. auf ihrer Internetseite - www.gfcjz-lippe.de - veröffentlicht. Die Ausstellung präsentiert ausgewählte Fotografien.


Ausstellung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe e.V. in Kooperation mit der Stadt Detmold.

www.gfcjz-lippe.de


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- Mittwoch, 24. Januar 2018 um 19.30 Uhr -


WDR-Fernsehen, Lokalzeit OWL: Misshandlung in Bürener Abschiebegefängnis?


Flüchtlingshelfer haben eine leitende Mitarbeiterin der Abschiebehaftanstalt Büren angezeigt. Sie werfen ihr Körperverletzung und Misshandlung von Gefangenen vor.

Die Vollzugsleiterin der Abschiebehaftanstalt soll angeordnet haben, einem Gefangenen ohne sein Wissen Medikamente ins Essen zu mischen. Und immer wieder sei sie ohne triftigen Grund dabei gewesen, wenn Gefangene zwangsweise entkleidet wurden.

Der Bürener Hilfsverein "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft e.V." hat am Mittwoch (24.01.2018) die Frau angezeigt. Er belegt seine Anschuldigungen mit Berichten von Mitarbeitern.

Bezirksregierung nennt Vorwürfe "haltlos"

Die zuständige Bezirksregierung in Detmold hat die Vorwürfe nach eigenen Angaben umgehend geprüft. Die Anschuldigungen hätten sich aber als haltlos erwiesen. Es sei im übrigen inakzeptabel, dass Bedienstete der Bezirksregierung anonym derart diffamiert würden.

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Mittwoch, 24. Januar 2018


Am 28. Dezember 2017, stellte Bernhard Gelderblom, der Leiter des Konzeptionsprojekts "Dokumentation Bückeberg", einen Entwurf eines Informationssystem der "Reichserntedankfeste", auf dem Bückeberg vor.

Vom 27. Januar bis 25. Februar 2018 ist die Ausstellung "Leben wollt ich!" zum Gedenken an jüdische NS-Opfer - der Künstlerin Sonja Weis - in der evangelisch-lutherischen Kirche St. Stephan in Vlotho zu sehen.

Am 15. Januar 2018 stellte die "Geschichtswerkstatt Exter e.V." die Schrift: "Zwangsarbeiter im Amtsbezirk Vlotho und Exter" - verfasst von Wimar Wiedenhöfer und Annegret Arnhölter, im Gemeindehaus Exter vor.

Am 27. Januar 2018 präsentieren die Gedenkstätte Zellentrakt im Herforder Rathaus und das "Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V." den Film - "Die Kinder von Himmlerstadt" - in der Synagoge in Herford.

Am 29. Januar 2018 gedenken Schülerinnen und Schüler, der weiterführenden Schulen in Halle-Westfalen, mit einem Gottesdienst, sowie dem Steine niederlegen am Holocaust-Mahnmal der Opfer des Holocausts.

Am 27. Januar 2018 gestalten etwa 50 Schülerinnen und Schüler des Felix-Fechenbach-Berufskollegs den "Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" als das zentrale Gedenken in Detmold.

In der dritten Januarwoche 2018 fand das dritte Kooperationsprojekt zwischen Jugendbildungsstätte "Haus Neuland", der Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) sowie Gymnasium Schloß Holte- Stukenbrock statt.

Am 25. Januar 2018 laden der Heimatverein Verl e.V. und die Stadt Verl, zur Vorführung des zweiten Teils des Films (von 1993) "Was uns bleibt", über elf jüdische Zwangsarbeiterinnen in das Heimathaus Verl ein.

Am 26. Januar 2018 gedenken Stadt Höxter, Volkshochschule Höxter-Marienmünster sowie die Jacob Pins Gesellschaft - Kunstverein Höxter, der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945.

Am 25. Oktober 2017 hielt Rabbinerin Elisa Klapheck in der Universität Paderborn die Antrittsvorlesung als Professorin für Jüdische Studien am Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK).

Am 20. Dezember 2017 verurteilte das Amtsgericht Bad Oeynhausen Jürgen Niemeyer, wegen Beleidigung sowie Fahren ohne Fahrerlaubnis zu fünf Monaten Haft - die drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden.

Am 3. Dezember 2017 berichtete der Holocaust-Leugner sowie "Reichsbürger" Jürgen Justavitz aus Vlotho im Internet, dass seine Webseite - "Die Germaniten Partei" - "leider von den Juden gesperrt worden" sei.

Am 2. Dezember 2017 berichtete Bernd Poggemöller, Bürgermeister der Stadt Löhne (SPD), in der: Neuen Westfälischen - Löhner Nachrichten, über schriftliche sowie telefonische Bedrohungen von "Reichsbürgern".

Nach der am 5. Oktober 2017 veröffentlichten "Jahresbilanz Politisch motivierte Kriminalität 2016", werden in OWL - "circa 400 Personen" der Szene von "Reichsbürgern und Selbstverwaltern" polizeilich zugeordnet.

Für den 24. März 2018 ist ein Konzert von zwei Musikern der - Rechtsrock-Band "Sturmwehr" - im Rahmen der "Akustiktour 2018" im "Ostwestfalenland", "OWL" - als "keine öffentliche Veranstaltung" angekündigt.

Am 24. Januar 2018 referierte Prof. Dr. Gisela Diewald-Kerkmann (Historikerin - Universität Bielefeld) über "Ziele und Wirkungsgeschichte des Rechtsradikalismus in Russland" im Historischen Museum in Bielefeld.

Am 22. Januar 2018 rief ein Bündnis mehrerer Veranstalterinnen zur vierten Aktion "Wachbleiben", gegen Abschiebungen nach Afghanistan, in der Versöhnungskirche, ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-West auf.

Am 24. Januar 2018 wurde eine leitende Mitarbeiterin der Abschiebehaftanstalt Büren - wegen gefährlicher Körperverletzung - Misshandlung von Schutzbefohlenen - bei der Staatsanwaltschaft Paderborn angezeigt.

Am 15. Januar 2018 verkündete NRW-Flüchtlingsminister Joachim Stamp (FDP), die Anzahl der Haftplätze in Nordrhein-Westfalens einzigem Abschiebegefängnis in Büren stufenweise von 140 auf 175 zu erweitern.

Zum 11. Dezember 2017 plante die Leitung der Abschiebehaftanstalt Büren die Kapazitätssteigerung, von 120 auf dann 140 Gefangene, sowie zusätzliche Verschärfungen der Haftbedingungen für die Inhaftierten.

Vom 1. Februar bis zum 15. März 2018 ist die Ausstellung ""Vergessene" Geschichte - Berufsverbote", die von dem Bielefelder Initiativkreis Berufsverbote getragen wird, in der Volkshochschule Bielefeld zu sehen.


www.geschichte-hameln.de

www.mendel-grundmann-gesellschaft.de

www.gwexter.org

www.jg-hf-dt.de

www.zellentrakt.de

www.detmold.de

www.stalag326.de

www.jacob-pins.de

www.mobile-beratung-owl.de

www.loehnegegenrechts.wordpress.com

www.wachbleiben.info

www.fluechtlingshilfe-lippe.de

www.lippische-landeskirche.de

www.gegenAbschiebehaft.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Deister- und Weserzeitung, 24.01.2018:
Kippt Kreistag Bückeberg-Projekt?

Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 24.01.2018:
Aus der Anonymität herausgeholt

Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 24.01.2018:
Verdrängtes Kapitel der Ortsgeschichte

Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 24.01.2018:
Der Opfer gedenken

Westfalen-Blatt / Haller Zeitung, 24.01.2018:
Erinnern und Mahnen

Lippische Landes-Zeitung, 24.01.2018:
Tag des Gedenkens in Detmold

Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock, 24.01.2018:
Graf Bobby - Schrecken der Vergangenheit

Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock, 24.01.2018:
Schrecken der Vergangenheit

Westfalen-Blatt / Zeitung für Schloß Holte-Stukenbrock, 24.01.2018:
Mit leidenschaftlichem Appell

Westfalen-Blatt / Zeitung für Schloß Holte-Stukenbrock, 24.01.2018:
Heute im Lokalteil / Schüler hören Zeitzeugen

Westfalen-Blatt / Verler Zeitung, 24.01.2018:
Gedenken an NS-Opfer

Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 24.01.2018:
Höxter gedenkt der Holocaust-Opfer

Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung, 24.01.2018:
Gedenken an Befreiung von Auschwitz

Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 24.01.2018:
Klapheck-Rede nun gedruckt

Westfalen-Blatt, 24.01.2018:
Viele "Reichsbürger" in Ostwestfalen

Blick nach Rechts, 24.01.2018:
Antisemitische Hetzmusik am Holocaust-Gedenktag

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 24.01.2018:
Vortrag / Die Rechten in Russland

Lippische Landeskirche, 24.01.2018:
Pressemitteilung / Lippische Aktion "Wachbleiben" protestiert gegen Abschiebungen nach Afghanistan

WDR-Nachrichten aus Westfalen-Lippe, 24.01.2018:
Misshandlung in Bürener Abschiebegefängnis?

Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V., 24.01.2018:
Pressemitteilung / Schwere Menschenrechtsverletzungen in der Abschiebehaft Büren

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 24.01.2018:
Ausstellung zu Berufsverboten

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Deister- und Weserzeitung, 24.01.2018:

Kippt Kreistag Bückeberg-Projekt?

CDU will Gelder aus dem Haushaltsplan nehmen / Kritik auch aus den Reihen der SPD

Von Philipp Killmann

Hagenohsen. Droht die geplante Dokumentationsstätte zu den "Reichserntedankfesten" am Bückeberg zu scheitern? Die CDU-Kreistagsfraktion hat gestern beantragt, die Gelder, welche von der Kreisverwaltung für das Projekt in den erst noch zu beratenden Haushaltsplan 2018 gestellt worden sind, wieder herauszunehmen. Aber auch aus der SPD-Fraktion kommt Kritik.

"Der Kreistag und seine Ausschüsse müssen sich gesondert mit der Thematik Bückeberg befassen und einen Grundsatzbeschluss herbeiführen, ob eine Gedenkstätte, in welcher Form auch immer, errichtet werden soll", schreibt Hans-Ulrich Siegmund, der CDU-Fraktionschef, in dem Antrag. "Das Thema muss sensibel behandelt werden und vor dem Hintergrund der sehr kontroversen öffentlichen Diskussion aus der gesamten Haushaltsdebatte herausgenommen werden."

Mit Werner Sattler, dem Kreistagsvorsitzenden, gibt es auch mindestens einen Sozialdemokraten, der nicht hinter den Plänen für die Doku-Stätte steht: "So wie das jetzt geplant ist, bin ich dagegen", bestätigt er auf Anfrage der Dewezet, nachdem er sich gestern bei Radio Aktiv bereits kritisch über das Projekt geäußert hatte. "Ich kenne niemanden aus meinem Bekanntenkreis, der die geplante Gedenkstätte befürwortet", so Sattler. Dem schließe er sich an. Die Kosten gäben ihm zu denken, von dem Projekt als Besuchermagnet sei er auch nicht überzeugt. Gegen eine Erinnerung vor Ort sei er zwar nicht, aber dafür gebe es auch andere, kostengünstigere Möglichkeiten. "Wenn es nicht gelingt, die Menschen mitzunehmen, wird es auch keine Akzeptanz dafür geben", meint der Kreistagsvorsitzende. Deshalb könne er sich eine Bürgerbefragung vorstellen. Die hatte unlängst bereits die AfD-Fraktion der Gemeinde Emmerthal beantragt (wir berichteten).

Ulrich Watermann, der Fraktionsvorsitzende von SPD / Pro Bürger, sieht für Sattlers Haltung indes keine Mehrheit in seiner Fraktion. "Die Position in der SPD ist eigentlich sehr eindeutig, und zwar, dass etwas getan werden muss", so Watermann. Für den CDU-Antrag sehe er "keine Notwendigkeit". Wenn es jedoch noch Klärungsbedarf gebe, könne man dafür einen Sperrvermerk vornehmen. Heißt: Die Mittel blieben im Haushalt, würden aber erst nach Aufhebung des Sperrvermerks bewilligt. "Alles andere sendet das falsche Signal, nämlich, gar nichts mehr zu machen", sagt der SPD-Chef.

Dazu will es Landrat Tjark Bartels (SPD) nicht kommen lassen. "Wir ermöglichen bei diesem Thema seit vielen Monaten einen guten Prozess der Mitnahme, der jetzt plötzlich mit diesem Antrag in Frage gestellt wird", so Bartels. "Damit müsse man schon sehr aufpassen, sich nicht mit der Geschichtsvergessenheit der AfD in Emmerthal gemeinzumachen." Der Landrat weiter: "Wenn schon die Emmerthaler CDU mit der AfD faktisch koaliert, würde ich doch erwarten, dass die CDU-Kreistagsfraktion zu unserer besonderen Verantwortung für diesen Ort steht!" Jetzt wäre "Zeit für ein eindeutiges Bekenntnis". Für konstruktive Kritik sei er weiterhin offen und verweist auf ein "Bürgerforum", das Ende Februar stattfinden soll und in dem die unterschiedlichen Meinungen zum Projekt gehört werden sollen.

Während auch die Linke hinter der Planung der Kreisverwaltung steht, wie der Fraktionsvorsitzende Peter Kurbjuweit auf Anfrage mitteilt, ist noch unklar, wie sich die Gruppe FDP / Die Unabhängigen positionieren wird. Heinrich Fockenbrock, der FDP-Fraktionschef, verweist gegenüber dieser Zeitung auf die morgige FDP-Kreisverbandsvorstandssitzung, auf der man sich zu dem Thema beraten wolle, sowie auf den Kreisparteitag Ende Februar, auf der die Parteimitglieder zur Sache befragt werden sollen. Die Unabhängigen, die Grünen sowie die AfD waren bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

Die Abstimmung im Kreistag dürfte in jedem Fall knapp werden. Die Gruppe SPD / Pro Bürger könnte mit dem Landrat zwar auf 26 von 51 Stimmen kommen und hätte damit die Mehrheit. Doch ohne die Stimme von Werner Sattler käme sie mit Bartels nur noch auf 25 Stimmen.

Unterdessen finden weiter bereits Führungen am Bückeberg statt, die über die Propagandaveranstaltungen aufklären. So auch gestern Mittag. Bernhard Gelderblom, der Initiator der Dokumentationsstätte, führte Schüler des Wirtschaftsgymnasiums über das großflächige Gelände. Zwei Stunden lang hingen die Schüler an seinen Lippen. Von den Plänen für die Doku-Stätte wussten sie bis dahin noch nichts. Dass über 70 Jahre nach dem Nationalsozialismus nicht mal eine Infotafel an das Geschehen vor Ort erinnert, sorgte für Verwunderung.

Mein Standpunkt

Das Ausmaß des Widerstands gegen die Doku-Stätte hat mich bereits überrascht. Das jetzt folgende Einknicken von Teilen des Kreistags macht mich fassungslos. Die Doku-Stätte ist nicht übermäßig teuer und erst recht kein Makel, den es zu verhindern gelte, sondern eine Chance, die jeden Euro wert ist.

Von Philipp Killmann, Lokalredaktion

Bildunterschrift: In den vergangenen knapp 83 Jahren ist über die Reste der NS-Propagandaveranstaltungen am Bückeberg viel Gras gewachsen.

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Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 24.01.2018:

Aus der Anonymität herausgeholt

Ausstellung zum Gedenken an jüdische Opfer des Nationalsozialismus in St. Stephan

Vlotho (VZ). Vom 27. Januar bis 25. Februar ist die Ausstellung "Leben wollt ich!" in der St. Stephans-Kirche Vlotho zu sehen. In der Sammlung der Künstlerin Sonja Weis werden dokumentarische Porträts zum Gedenken und Erinnern an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gezeigt.

Die Ausstellung mit Zeichnungen und Gemälden wird am Samstag, 27. Januar, dem "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus", um 11 Uhr in St. Stephan Vlotho eröffnet.

Millionen jüdische Kinder, Frauen und Männer wurden von den Nationalsozialisten ermordet und für die Überlebenden des Holocaust bleiben der Schmerz und das Grauen lebenslange Wunden. "Heute wissen wir, dass es den Tätern darauf ankam, mit den Menschen auch alle ihre Spuren aus der Geschichte, ihre Identität, ihr geistiges, kulturelles und religiöses Erbe, ja ihr Menschsein überhaupt, auszulöschen", heißt in dem Begleittext zur Ausstellung.

Sonja Weis setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus in der Gegenwart

Der 50. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager war Anlass für die Künstlerin Sonja Weis, das Ausstellungsprojekt "Leben wollt ich!" zu schaffen. Die eindrucksvolle Porträtreihe dokumentiert das Anliegen der Künstlerin, Menschen, die zu Unmenschen erklärt und ermordet wurden, aus der Anonymität der Millionen als einzelne Menschen sichtbar werden zu lassen. Der portraitierten Menschen will sie gedenken und stellvertretend mit ihnen an das Leid aller Verfolgten im Nationalsozialismus erinnern.

Darüber hinaus wollte Sonja Weis mit ihrer Ausstellung auch ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus in der Gegenwart setzen und die Wahrnehmung sensibilisieren für die vielfältigen Manipulationen zur Zerstörung, egal in welchen Verkleidungen, Abstraktionen und Ideologien sie heute auftreten. Zur Porträtreihe ist ein Katalog mit kurzen biografischen Texten erhältlich.

Die Künstlerin

Sonja Weis (1953 bis 2009); 1976 bis 1981 Studium Objekt-Design an der Fachhochschule für Design in Dortmund, Schwerpunkte Freie Grafik, Malerei, Kunstwissenschaft; 1981 Abschlussdiplom, danach als bildende Künstlerin freiberuflich und in Kulturprojekten tätig. Kunstwissenschaftliche Vorträge zur Geschichte von Frauen in der Kunst und zur Geschichte und Politik des Körpers. Sonja Weis war Mitglied im Berufsverband Bildender KünstlerInnen (BBK). Ausstellungen seit 1979.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung in der evangelisch-lutherischen Kirche St. Stephan, Lange Straße 108, kann ab kommenden Samstag bis zum 25. Februar dienstags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr besucht werden.

Bildunterschrift: In einer eindrucksvollen Reihe hat Sonja Weis jüdische Opfer des Nationalsozialismus porträtiert.

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Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 24.01.2018:

Verdrängtes Kapitel der Ortsgeschichte

Wimar Wiedenhöfer und Annegret Arnhölter schreiben über Zwangsarbeit

Von Gisela Schwarze

Vlotho-Exter (VZ). Wimar Wiedenhöfer hat den aktuellen Beitrag zur Regionalgeschichte "Zwangsarbeiter im Amtsbezirk Vlotho und Exter" verfasst, herausgegeben von der Exteraner Geschichtswerkstatt. Im Gemeindehaus stellte Wiedenhöfer seine Recherchen nun vor.

"Es ist festzustellen, dass die Zwangsarbeit von 1939 bis 1945, ein Teil unserer Geschichte, immer noch von der Öffentlichkeit verdrängt wird", schreibt Wiedenhöfer in seinem Vorwort unter der Überschrift "Fragen einer Nachkriegsgeneration". Daher sei er dankbar für die unterstützenden Informationen und publizistischen Aufarbeitungen, die er erhielt vom "Förderverein Dokumentationsstätte Stalag 326 (VIK) Senne", vom Kommunalarchiv Herford sowie aus Quellen von "Arbeit und Leben DGB / VHS".

Weil wenig über die kreisweite Zwangsarbeit in den Kriegsjahren bekannt ist, kam auch der Kreisheimatpfleger Eckhard Möller zu der Veranstaltung. Die Nachforschungen zu dem Stoff halte er für bemerkenswert und äußerst wichtig, lobte er.

Durch die anfänglichen Kriegserfolge in Frankreich, Polen und ab 1942 in Russland wurden Kriegsgefangene im ganzen Deutschen Reich in der Landwirtschaft und der Industrie eingesetzt. "Bis zum Herbst 1944 waren es etwa zwei Millionen, die im Großdeutschen Reich als Zwangsarbeiter tätig waren", so der Hobby-Historiker.

Die Meldeliste ausländischer Arbeiter im Amtsbezirk Vlotho in den Jahren 1944 und 1945 konnte Wimar Wiedenhöfer detailliert vorlegen: 134 Polen, Ostarbeiter, Ukrainer und Franzosen gab es in Exter 1944, im Jahr 1945 waren es 139. In Valdorf betrug 1944 die Anzahl der Zwangsarbeiter 251, ein Jahr später 262. Einschließlich des Vlothoer Stadtgebiets gab es 1944 insgesamt 444 Zwangsarbeiter.

Wimar Wiedenhöfer war durch die Lektüre des Buches "Die Lebensgeschichte des Ferdinand Matuschek" und durch seine persönliche Begegnung mit dem georgischen Kriegsgefangenen Gregor auf dem Bauernhof eines Verwandten auf das Thema gekommen. Mitautorin Annegret Arnhölter bereicherte die Schilderungen durch ganz persönliche Erfahrungen mit der Polin Helena B. in ihrem Elternhaus.

Die Polin wohnte auf dem elterlichen Anwesen, durfte ganz gegen die staatliche Anweisung mit am Tisch der Familie essen. Üblich war es, dass die Zwangsarbeiter in Lagern wohnten. Helena B. gebar bei Arnhölters einen Sohn Viktor, der vor einigen Jahren zu Besuch kam, um sich seinen Geburtsort anzusehen. Die Hebamme Johanne Stelzer war bei der Geburt zugegen und machte sich damit ebenso strafbar wie die Landwirtsfamilie, bei der die Polin arbeitete. Eigentlich hätte Helena in ein Lager gemusst, ihr Kind wäre dann als "unwertes Leben" eingestuft und der Mutter fortgenommen worden.

Diese Geschichte sei ein Beispiel, in dem Zwangsarbeiter menschenwürdig behandelt wurden, betonte Wiedenhöfer. Über ganz andere Fälle wusste ein Veranstaltungsbesucher zu berichten, etwa von einem Exteraner Denunzianten, der den Behörden verriet, dass die Zwangsarbeiter in Mauerlücken Butterbrote zugesteckt bekamen.

Der Spender kam in Haft, hatte allerdings Glück, dass Anfang April die Amerikaner einmarschierten und er frei kam.

Nach dem Einmarsch der Amerikaner veränderte sich das Verhalten zahlreicher Zwangsarbeiter. Die bestehenden Lager wurden aufgelöst. Nicht selten kam es vor, dass sich Zwangsarbeiter in dieser Zeit zusammen taten und Überfälle auf die Arbeitsstätten verübten, bei denen sie vorher ausgebeutet und sogar misshandelt worden waren.

Dass in den 50er Jahren Annäherungen und Aussöhnungen mit Kriegsgegnern stattfanden, beschreibt Wimar Wiedenhöfer in seiner lokalgeschichtlichen Recherche ebenfalls. Dankbar sei er den Menschen, die in ehrenamtlicher Tätigkeit die durch die Kriegswirren entstandenen Vorurteile durch freundschaftliche Kontakte endgültig in die Vergangenheit verbannten. In den Partnerschaftsvereinen Vlothos, dem mit Lubsko und dem mit Aubigny sur Nère, werde nun Freundschaft gelebt.

Bildunterschrift: Dieses historische Bild zeigt eine Gruppe französischer Kriegsgefangener in Valdorf.

Bildunterschrift: Im gesamten Vlothoer Stadtgebiet und den Ortsteilen gab es 1944 insgesamt 444 Zwangsarbeiter. In etlichen Einsatzstellen wurden sie ausgebeutet und misshandelt.

Bildunterschrift: Das heute zum Wohnhaus umgebaute Kötterhaus steht in Exter und diente als Kriegsgefangenenlager.

Bildunterschrift: Mit Zwangsarbeitern im Amtsbezirk Vlotho und Exter beschäftigen sich in der Geschichtswerkstatt der Autor Wimar Wiedenhöfer, August Wilhelm König, Annegret Arnhölter und Eckhard Möller (von links).

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Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 24.01.2018:

Der Opfer gedenken

Herford (HK). Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus laden das Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken und die Jüdische Gemeinde Herford-Detmold ein. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der Synagoge Herford, Komturstraße 21. Unter anderem Bürgermeister Tim Kähler wird zu dieser Gelegenheit sprechen.

Anschließend wird der Film "Die Kinder von Himmlerstadt" von Elke Jonigkeit und Hartmut Kaminski gezeigt: Am 27. November 2017 jährte sich zum 75. Mal der Beginn der "Aktion Zamość". Mit ihr versuchte die deutsche Besatzung ab Ende 1942 in und um Zamość die polnische Bevölkerung zu vertreiben. Das Gebiet sollte mit Deutschen besiedelt, Zamość in "Himmlerstadt" umbenannt werden. 40 Jahre danach, 1983, drehten Jonigkeit und Kaminski einen Film über das Martyrium polnischer Kinder während der nationalsozialistischen Herrschaft. Der Film sei trotz seines Alters immer noch ein beeindruckendes Beispiel für das menschenfeindliche Handeln der Besatzer, heißt es.

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Westfalen-Blatt / Haller Zeitung, 24.01.2018:

Erinnern und Mahnen

Holocaust-Gedenkveranstaltung geht es um die Opfer der Vergangenheit und Rassismus

Halle (fb/hn). Vor 73 Jahren ist das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit worden. Am 29. Januar gedenken Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Haller Schulen der Opfer des Holocausts.

Entsprechend arbeiten Birte Lampe (Gesamtschule), Mevludka Alic (Peter-Korschak-Schule), Oliver Mahnkopf, Robert Ewerszumrode (beide KGH) sowie Pfarrer Tim Henselmeyer bei der Vorbereitung des Erinnerungstages zusammen. Ab 11 Uhr sind die etwa 300 Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 sowie alle interessierten Haller zum Gottesdienst in der St.-Johannis-Kirche eingeladen. "Wir wählen die Uhrzeit, weil am Jahrestag der Befreiung am 27. Januar in Israel das gesamte öffentliche Leben stillsteht", erklärt Birte Lampe. Da dieser auf den Samstag falle, verschieben die Schulen ihr Gedenken auf einen Schultag.

Die Teilnehmer gedenken zum einen der jüdischen Bewohner Halles, die dem Nazi-Terror zum Opfer fielen. Weiter verlesen KGH-Schüler auch die Namen von polnischen und russischen Kindern, die mit ihren Eltern ins "Waldlager" genannte Zwangsarbeiterlager Künsebeck verschleppt oder dort geboren worden waren. Sie starben vor Hunger, Schwäche und Krankheiten. Wie der Säugling Peter Korschak, nach dem die Hauptschule benannt ist. Geboren am 11. August 1944 starb das Kind am 11. Februar 1945 an einer Lungenentzündung. "Wir möchten an alle NS-Opfer erinnern", erklärt Birte Lampe.

"Manche Schüler hinterfragen, warum sie überhaupt der Menschen gedenken sollen", erzählen die Lehrer von ihren Diskussionen insbesondere mit zugewanderten Schülern. "Es geht dabei nicht um Schuld. Jedoch sollten wir alle uns in der Verantwortung fühlen, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Es geht dabei auch um Antisemitismus und Rassismus", spricht Lampe von einem "Sensibilisieren". Viele kritische Schüler seien im Vorjahr nach der Ansprache von Tim Henselmeyer sehr beeindruckt gewesen. "Sie haben den Sinn des Gedenkens erkannt", hofft der Pfarrer auf viele weitere Einsichtige. Das Verlesen der Namen sei ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Menschen nicht vergessen werden.

Besonders intensiv hat sich der Geschichts-Leistungskurs des Gymnasiums mit dem Völkermord an sechs Millionen Juden befasst. Die Kursfahrt führte die jungen Menschen nach Polen. Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo alleine 1,5 Millionen Menschen vergast wurden, fertigten sie eine Projektarbeit zum Holocaust an. Weiter besuchten sie in Krakau die Schindler-Fabrik und erfuhren viel über die grausame Besatzung der Nazi-Schergen.

Auch an die Familie Isenberg, die in Halle drangsaliert, im Jahr 1942 ins Warschauer Getto deportiert und wenig später in Treblinka ermordet wurde, erinnern die Schüler am kommenden Montag. Sie werden weiße Kerzen in der Kirche entzünden. Nach dem Gottesdienst werden zudem Kerzen und voraussichtlich - der jüdischen Tradition entsprechend - kleine Steine am Holocaust-Mahnmal abgelegt. "Wir wollen so einen gemeinsamen Abschluss der Veranstaltung schaffen", erklärt Robert Ewerszumrode.

Bildunterschrift: Birte Lampe (von links), Oliver Mahnkopf, Pfarrer Tim Henselmeyer, Mevludka Alic und Robert Ewerszumrode bereiten ihre Schüler auf die Gedenkveranstaltung zum Holocaust am kommenden Montag vor.

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Lippische Landes-Zeitung, 24.01.2018:

Tag des Gedenkens in Detmold

Detmold. Den Tag des Holocaust-Gedenkens gestalten Schüler des Felix-Fechenbach-Berufskollegs am Samstag, 27. Januar. Das Programm "Opfer und Täter - Schatten der Vergangenheit" beginnt um 9 Uhr am Berufskolleg. Um 10.30 Uhr schließt sich die Zentrale Gedenkveranstaltung an, um 12 Uhr folgt der dritte Teil des Programms.

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Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock, 24.01.2018:

Graf Bobby - Schrecken der Vergangenheit

Zeitzeugen des Krieges: Sonja Hassenewert und Werner Dresselhaus berichten Schülern des Gymnasiums Schloß Holte-Stukenbrock, wie sie den Krieg und das Kriegsgefangenenlager erlebt haben

Von Gunter Held

Schloß Holte-Stukenbrock. Zehn Schüler, einige aus der 9. Jahrgangsstufe, einige, die kurz vor dem Abitur stehen, sitzen im Halbkreis im Ausstellungsraum der Gedenkstätte Stalag 326. Es ist mucksmäuschenstill. Den Schülern gegenüber haben zwei alte Schloß Holte-Stukenbrocker Platz genommen - Sonja Hassenewert und Werner Dresselhaus, 84 und 88 Jahre alt. Beide haben den Schrecken und das Grauen des Weltkrieges miterlebt - hautnah.

Die zweieinhalb Projekttage, in denen sich die Schüler mit menschenverachtenden Strukturen und Einstellungen beschäftigen, ist eine Kooperation der Gedenkstätte Stalag 326, für die Victoria Evers mit dabei ist, des Gymnasiums Schloß Holte-Stukenbrock und dem Projekt "JuMP", Jugend, Medien, Partizipation des Hauses Neuland, vertreten durch Projektleiterin Johanna Gesing. Die Schülerinnen und Schüler aus den Geschichtskursen von Christian Schwarz und Christopher Snigola haben sich freiwillig für dieses Projekt entschieden.

Erarbeitet werden von den Schülern zwei e-Books, ein digitales Quiz zum Transport und der Ankunft der russischen Kriegsgefangenen sowie ein Film, der eine animierte Karte zeigt, auf der der Weg von ein oder zwei Gefangenen nachgezeichnet wird.

Doch zunächst hören sie den Zeitzeugen zu, erleben, wie stark die Emotionen von Werner Dresselhaus noch immer sind, wenn er von "Graf Bobby" erzählt. Das war ein SS-Mann, der einen Kriegsgefangenen erwischte, als dieser unerlaubt zu einem Bach ging. Der SS-Mann griff sich den damals elf Jahre alten Dresselhaus. "Komm mit", sagte er, "ich zeig dir, wie man mit solchen Leuten umgeht". Dann führte er den Russen etwas abseits und schoss ihm in den Kopf - vor den Augen des Jungen.

"Das sind alles Wilde", hörte Sonja Hassenewert in der Schule. Als sie davon ihrer Mutter erzählte, sagte die zu ihr: "Nein, das sind Menschen, Kriegsgefangene." Hassenewert schlich zum Lager und sah das Leid der Gefangenen. Genau wie Dresselhaus besorgte sie von zu Hause Brot, schlich noch einmal zum Lager und warf es über den Zaun.

"Es ist schwierig, sich emotional in die damals Jugendlichen hineinzuversetzen", sagt Schülerin Christin Valjan. "Ich habe noch nie einen Toten gesehen." "Warum sollte man aufhören, darüber zu reden, wenn es heute immer noch ein Problem ist", sagte eine andere Schülerin. Sie haben erkannt, dass Diskriminierung und Ächtung heute in bestimmten Kreisen gesellschaftsfähig ist.

Bildunterschrift: Aus der Vergangenheit lernen, mit Zeitzeugen sprechen: Das machen die Schülerinnen und Schüler des Schloß Holte-Stukenbrocker Gymnasiums. Angeleitet werden sie von Lehrer Christian Schwarz, hintere Reihe mit Schal, und dann, (v. l.) Victoria Evers von der Gedenkstätte sowie Vincent Beringhoff und Johanna Gesing vom Haus Neuland.

Bildunterschrift: Die Zeitzeugen: Sonja Hassenewert und Werner Dresselhaus berichten über ihre Erlebnisse während des Krieges.

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Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock, 24.01.2018:

Schrecken der Vergangenheit

Die Zeitzeugen Sonja Hassenewert und Werner Dresselhaus berichten Schülern des hiesigen Gymnasiums, wie sie den Krieg und das Kriegsgefangenenlager erlebt haben.

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Westfalen-Blatt / Zeitung für Schloß Holte-Stukenbrock, 24.01.2018:

Mit leidenschaftlichem Appell

Sonja Hassenewert und Werner Dresselhaus berichten Schülern aus der Kriegszeit

Von Monika Schönfeld

Schloß Holte-Stukenbrock (WB). "Das ist schon krass, was sie erlebt haben", sagt Michelle Ilius. Malina Nogossek sagt, sie habe versucht mitzufühlen. "Aber so richtig gelingt das nicht. Ich habe noch nie einen Toten gesehen." Sie sind zwei von zehn Schülern aus den Jahrgangsstufen 9 und Q2, die Sonja Hassenewert und Werner Dresselhaus zuhören. Sie erzählen, wie sie den Zweiten Weltkrieg erlebt haben.

Es ist das dritte Kooperationsprojekt zwischen dem Gymnasium Schloß Holte-Stukenbrock, der Gedenkstätte Stalag und dem Haus Neuland, aber das erste "Jump"-Projekt (Jugend, Medien, Partizipation). Dass sich Sonja Hassenewert (88) und Werner Dresselhaus (84) den Fragen der Schüler stellen, verdanken sie einem Zufall.

Gedenkstättenpädagogin Victoria Evers war beim Besuch der CDU vergangenes Jahr mit der Frau von Werner Dresselhaus und Sonja Hassenewert ins Gespräch gekommen. Sonja Hassenewert ließ fallen, dass sie einiges erzählen könne und Werner Dresselhaus, der lange die Gaststätte an der Bahnhofstraße geführt hat, bestimmt auch. "Wir haben dann Kontakt aufgenommen."

Beide haben gemeint, dass Schüler doch viel mehr aus Dokumentationen erfahren. Das sehen die Schüler aber anders. "Das ist etwas komplett anderes, wenn man die Berichte von Menschen hört, die das tatsächlich gesehen haben. Sie erzählen, wie sie mit dem Rad auf Straßen gefahren sind, die wir auch benutzen."

Werner Dresselhaus hat erzählt, wie er als Elfjähriger gesehen hat, wie ein SS-Mann einen russischen Kriegsgefangenen niedergeschlagen hat. "Graf Bobby", so der Spitzname des SS-Manns habe zu ihm gesagt, "Komm’ mit, mein Junge. Ich zeige dir, was man mit solchen Leuten macht." Der Deutsche habe den Russen an den Bach geschleppt und vor Werner Dresselhaus Augen erschossen. Ein traumatisches Erlebnis, aber in dieser Generation hat nie jemand psychologische Hilfe bei der Verarbeitung erfahren. "Da mussten wir selbst mit klar kommen", sagt Dresselhaus. Die Gefangenentransporte haben am Bahnhof Schloß Holte Station gemacht, um Wasser zu tanken. "Ich habe in einen Waggon geschaut. Der Boden war voller Leichen."

Sonja Hassenewert erzählt, dass man sich erzählt habe, im Stalag, da seien die Wilden. Ihre Mutter habe ihr aber gesagt, es seien Menschen. "Ich wollte mir das selbst ansehen und bin mit dem Rad hingefahren." Sie sei wieder hingefahren und habe Butterbrote mitgenommen. "Verboten war das nicht. Aber man sollte sich besser nicht erwischen lassen."

Sonja Hassenewert hat als 14-Jährige ein Pflichtjahr auf einem Bauernhof gemacht und hatte dort mit Kriegsgefangenen zu tun, hat sie begleitet, wenn sie an der Holter Hütte Holz sammelten. Sonja Hassenewert appelliert leidenschaftlich an die Schüler: "Ihr Jugendlichen müsst etwas machen, damit das nie wieder passiert!"

Zweieinhalb Tage lang haben die Gymnasiasten an den Projekttagen in Gruppen zwei E-Books erstellt (Museumsführer, Ich-Geschichte aus Sicht eines Kriegsgefangenen), ein digitales Quiz zu Transport und Ankunft der Kriegsgefangenen erstellt und filmisch Stationen eines Kriegsgefangenen nachgezeichnet. Das Projekt haben die Geschichtslehrer Christian Schwarz und Christopher Snigula begleitet. es wird vom Land finanziell gefördert.

Kommentar

Was damals geschehen ist, können Jugendliche doch viel besser aus Dokumentationen lernen. Es sei doch gar nicht viel, was sie wüssten. Das haben die beiden Zeitzeugen, die im Krieg 11 und 14 Jahre alt waren, im Vorgespräch gesagt. Als sie erst einmal angefangen haben zu erzählen, haben sie selbst gemerkt, dass sie den Jugendlichen heute doch ganz schön viel berichten können. Das selbst Erlebte, an Straßen, die junge Leute heute noch benutzen, am Bahnhof, von dem man die jungen Leute schon mal gestartet sind, wirkt viel intensiver. Das ist alles dort passiert, wo ich stehe. Die Schüler waren beeindruckt. Und Sonja Hassenewert hat ihnen ins Gewissen geredet. Zu Rassismus, Menschenverachtung, Antisemitismus, Diktatur und Mord darf niemand schweigen.

Monika Schönfeld

Bildunterschrift: Sonja Hassenewert und Werner Dresselhaus haben als Kinder und Jugendliche die Kriegszeit erlebt und erzählten den Gymnasiasten, wie sie Tote in den Waggons gesehen haben. Dresselhaus war mit elf Jahren Zeuge einer Erschießung.

Bildunterschrift: Neuntklässler und Abiturienten des Gymnasiums Schloß Holte-Stukenbrock forschen in der Gedenkstätte. Es sind die Schüler Emily Guest, Mika Radke, Charlotte Gunia, Jill Friedrichs, Charleen Marthiensen, Malina Nogossek, Julien Flören, Marvin Richard, Julia Carl und Michelle Ilius mit Schülerpraktikantin Christin Valjan, Lehrer Christian Schwarz (Lehrer Christopher Snigula fehlt auf dem Bild), Johanna Gesing, Leiterin des Jump-Projekts im Haus Neuland, Gedenkstättenpädagogin Victoria Evers und Medienpädagoge Vincent Beringhoff.

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Westfalen-Blatt / Zeitung für Schloß Holte-Stukenbrock, 24.01.2018:

Heute im Lokalteil / Schüler hören Zeitzeugen

Sonja Hassenewert und Werner Dresselhaus haben Schülern erzählt, was sie in der Kriegszeit erlebt haben. Die Zeitzeugen waren damals 14 und 11 Jahre alt. Ihre Geschichten sind Grundlage des Medienprojekts.

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Westfalen-Blatt / Verler Zeitung, 24.01.2018:

Gedenken an NS-Opfer

Verl (WB). "Was uns bleibt" - Unter diesem Titel laden der Heimatverein und die Stadt für Donnerstag, 25. Januar, alle Interessierten zum Filmabend ein. Anlass ist der zentrale Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Von 19.30 Uhr an wird im Heimathaus, Sender Straße 8, der zweite Teil des Dokumentarfilms "Was uns bleibt" gezeigt. Im Mittelpunkt stehen elf ehemalige jüdische Zwangsarbeiterinnen der damaligen Lippstädter Eisen- und Metallwerke, einem Außenkommando des KZ Buchenwald, die 1945 während eines Todesmarsches von Lippstadt in das KZ Bergen-Belsen auf einer Wiese in Kaunitz von amerikanischen Soldaten befreit wurden.

Musikalisch begleitet wird dieser Abend vom Klezmer Duo Bielefeld. Der Eintritt ist frei.

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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 24.01.2018:

Höxter gedenkt der Holocaust-Opfer

Höxter (WB). Menschen in Höxter gedenken der Juden-Vernichtung in den Konzentrationslagern in der Nazi-Zeit: In jedem Jahr seit der Eröffnung des Forums Jacob Pins erinnern die Stadt Höxter, die Volkshochschule und die Jacob Pins Gesellschaft in einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung an die Befreiung des KZ Auschwitz am Jahrestag von dessen Befreiung am 27. Januar 1945. Da die Veranstaltung immer von Schülern gestaltet wird und der 27. Januar auf den schulfreien Samstag fällt, haben sich die Organisatoren im Interesse der Schüler ausnahmsweise den Freitag, 26. Januar, um 18 Uhr für das Gedenken gewählt.

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Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung, 24.01.2018:

Gedenken an Befreiung von Auschwitz

Forum Jacob Pins: Erinnerungstag wird von Schülern gestaltet

Höxter (nw). Im Forum Jacob Pins findet am Freitag, 26. Januar, eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz statt. Beginn ist um 18 Uhr.

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, vornehmlich Juden. 1996 wurde vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog der 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus proklamiert, seit 2005 ist er von den Vereinten Nationen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt worden. Der Deutsche Bundestag trifft sich an diesem Tag alljährlich zu einer zentralen Gedenkveranstaltung im Berliner Reichstag. Auch die Stadt Höxter und die Jacob Pins Gesellschaft erinnern in Kooperation mit der Volkshochschule an diesen Tag mit einer gemeinsamen öffentlichen Veranstaltung im Forum Jacob Pins. Es ist Erinnerungsstätte für die ermordeten Juden der Stadt und der zu ihr gehörenden Dörfer. Gestaltet wird die Veranstaltung in diesem Jahr von Schülern eines Geschichtskurses des König-Wilhelm-Gymnasiums und ihrer Lehrerin Anna Pekker. Ansprachen halten Bürgermeister Alexander Fischer und Fritz Ostkämper, Vorsitzender der Jacob Pins Gesellschaft. Da der 27. Januar auf den schulfreien Samstag fällt, wird die Veranstaltung den 26. Januar verlegt.

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Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 24.01.2018:

Klapheck-Rede nun gedruckt

Am 25. Oktober hielt Elisa Klapheck ihre Antrittsvorlesung über die bekannte jüdische Denkerin Pnina Navè Levinson. Diese Antrittsrede und die aus diesem Anlass gehaltenen Grußworte sind nun in der Ausgabe 146 der Paderborner Universitätsreden veröffentlicht. Das Heft ist kostenlos erhältlich: Universität Paderborn, Stabsstelle Presse und Kommunikation, Tel. (05251) 602553, oder: presse@zv.upb.de. Seit 1984 gibt der Paderborner Amerikanist und Initiator der Reihe, Peter Freese, die Paderborner Universitätsreden heraus. Die Hefte erscheinen vier bis sechs Mal im Jahr.

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Westfalen-Blatt, 24.01.2018:

Viele "Reichsbürger" in Ostwestfalen

Ihre Organisationen tragen skurrile Namen

Düsseldorf / Löhne (dpa). Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz hat die dubiose Szene der "Reichsbürger" beleuchtet.

Die Anhänger des Deutschen Reiches tummeln sich in NRW vor allem in der Provinz. Jeder sechste der bundesweit 15.600 "Reichsbürger" lebt in NRW, also etwa 2.200 Personen. Vor zwei Jahren waren es noch 300.

Die Hochburgen sind nach Angaben des Verfassungsschutzes Ostwestfalen-Lippe, Soest, der Hochsauerlandkreis und der Großraum Köln. "Reichsbürger" erkennen die Bundesrepublik nicht als Staat an, sprechen Grundgesetz, Behörden und Gerichten die Legitimität ab und akzeptieren keine amtlichen Bescheide. "Sie versuchen, unsere Behörden lahmzulegen. Viele sind äußerst gewaltbereit", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes. Die Bewegung sei "skurril, aber nicht minder gefährlich". Apropos skurril: Die Mitglieder haben sich in merkwürdig klingenden Vereinigungen organisiert:

Justiz-Opfer-Hilfe: Sie hat ihren Sitz in Löhne.

Indigenes Volk der Germaniten: Die Gruppe ist durch den massenhaften Fax-Versand von Schriftsätzen an Behörden in Erscheinung getreten und hat ihre Zen­trale in Bochum.

Verfassunggebende Versammlung (VV) - Bundesstaat Deutschland: Sie verbreitet nach Angaben der Verfassungsschützer ebenfalls typische "Reichsbürger-Ideologie" und tritt als vermeintlich einziger legitimer Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches auf. Zum Unterstützerkreis in NRW zählen etwa 70 Personen.

Deutsche Reichsdruckerei - Präsidium des Deutschen Reiches: Sie tritt auch als "Bundes- und Reichspräsidium", "Beweissicherungsamt des Deutschen Reiches", "Reichsjustizamt" und "Volks-Reichstag" auf und arbeitet von Kaarst bei Düsseldorf aus. Auf ihren Webseiten werden Fantasiedokumente wie ein "Reichs-Personenausweis" oder eine "Reichs-Fahrerlaubnis" verkauft.

AGAPE: Der Verein in Gelsenkirchen hat laut Verfassungsschutz nur scheinbar einen "freiheitlich-religiösen" Charakter. Die Polizei habe wegen diverser Betrugsdelikte gegen Mitglieder ermittelt.

Bio-energetisches Leben: Die Mitglieder der Gruppe mit Sitz in Duisburg beschäftigen sich vordergründig mit allgemeiner Lebenshilfe. Tatsächlich gehe es um Überweisungsbetrug und das Erschleichen von Geldern, so der Nachrichtendienst.

"Freistaat Preußen": Er betrachtet sich als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches. Die Gruppierung bestreite die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland und deren völkerrechtliche Existenz. Funktionäre einer Abspaltung erregten mit dem Versuch, Waffen für eine eigene Polizei zu kaufen, Aufsehen.

Die Polizei ist in NRW damit beschäftigt, die bewaffneten Reichsbürger zu entwaffnen. So wurden bei vier mutmaßlichen "Reichsbürgern" am Niederrhein im vergangenen Jahr 36 Schusswaffen und fast 20.000 Schuss Munition beschlagnahmt. Ihre These vom Fortbestand des Deutschen Reiches begründeten Reichsbürger häufig damit, dass es bisher keinen Friedensvertrag gäbe und Deutschland noch immer ein besetztes Land sei. Juristen halten das für völkerrechtlich unhaltbar.

Bildunterschrift: "Reichsbürger"-Gruppen sehen sich als Rechtsnachfolger des Deutschen Reichs und erkennen die Bundesrepublik nicht an.

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Blick nach Rechts, 24.01.2018:

Antisemitische Hetzmusik am Holocaust-Gedenktag

Hamm. Lokale Nazi-Gegner befürchten, dass auf einem Neonazi-Konzert in Hamm am 27. Januar - dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust - auch antisemitische Songs gespielt werden könnten.

Am Samstag soll im "Zuchthaus" beziehungsweise dem "Nationalen Zentrum" im westfälischen Hamm ein "Balladenabend" anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Räumlichkeiten stattfinden. Auftreten sollen zwei Musiker der Rechtsrock-Band "Sturmwehr" sowie ein weiterer Musiker unter dem Label "Der Knappe". Tatsächlich wurde das "Zuchthaus" im Herbst 2012 eröffnet, weswegen das Datum für die Feier provokant gewählt sein dürfte (Blick nach Rechts berichtete am 17.01.2018).

Die Gruppe "haekelclub590 - Antifaschistisches Jugendbündnis Hamm" ruft am Samstag mit anderen Gruppen und Parteiverbänden um 19.00 Uhr (Kentroper Weg) zu Gegenprotesten auf. "Es ist unerträglich, dass Neonazi-Bands am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in Hamm den Holocaust leugnen, antisemitische Hetze verbreiten und das verbrecherische Regime der Nazis verherrlichen dürfen", findet ein Sprecher. Besonders provokant sei es, dass Musiker von "Sturmwehr" auftreten sollen. Diese verherrlichen in ihren Songs die Wehrmacht und den Nationalsozialismus sowie verbreiten antisemitische Stereotype.

"Sturmwehr"-Songs teilweise auf dem Index

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Anlässlich des internationalen Gedenktages finden bundesweit Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocaust statt. In Hamm sollen derweil Musiker von "Sturmwehr" auftreten, deren Songs teilweise auf dem Jugendschutzindex stehen. Das Cover der CD "Büßersyndrom" von 2016 zeigt eine Fotomontage, auf der drei orthodoxe Juden über dem Berliner Holocaust-Mahnmal zu sehen sind, vom Himmel über ihnen regnen Dollarscheine herab und unter ihnen lodern Flammen.

Im Titelsong dieses Albums sehnen "Sturmwehr" unter anderem im "Reichsbürger"-Duktus den Untergang der Bundesrepublik herbei, die sie "GmbH" nennen. Im Song "Büßersyndrom" selbst heißt es in einem antisemitisch konnotierten und den Holocaust indirekt leugnenden Text, die "Siegermächte" hätten nach Ende des Zweiten Weltkrieges jahrzehntelang die Geschichtsschreibung manipuliert. Dies sei eine "höchst profitable Propagandamasche" auch der "internationalen Hochfinanz" - also der Juden -, die jene Lüge verbreitet hätten. Und weiter: "Die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt, und ein Gesetz, das sie trägt. Geschaffen von uralter, abscheulicher Gestalt, ein ganzes Volk in Ketten gelegt … "

"Akustiktour 2018" mit "Sturmwehr"

Im Song "Ewiges Banner" auf derselben CD werden chiffriert die Hakenkreuz-Flagge und der Nationalsozialismus glorifiziert, indem gesungen wird: "Heilig hohes blutrotes Banner, ewiges Zeichen von Leben und Glück. Verbunden mit uns seit tausenden von Jahren, soweit reicht deine Entstehungsgeschichte zurück. ( … ) Heil bringendes Zeichen einer aufgehenden Saat ( … ) ich schwöre nun den Fahneneid ( … ) wir haben niemals kapituliert ( … ) sind wir noch immer im Krieg." Angesichts solcher Songtexte, die möglicherweise auch am 27. Januar im "Zuchthaus" zu hören sein werden, fordert die Gruppe "haekelclub590" von den Behörden, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um derlei zu verhindern.

Beide Musiker von "Sturmwehr" treten im Anfang des Jahres auch andernorts auf im Rahmen einer "Akustiktour 2018". Angekündigt wird dabei auch ein Konzert am 24. März 2018, als Ort wird nur "Ostwestfalenland" angegeben. Interessierte müssen über eine Mail-Adresse den genauen Ort der als nicht öffentlich deklarierten Veranstaltung erfragen. Obschon auch der Abend in Hamm am Samstag als nicht öffentliche beziehungsweise private Feier firmieren dürfte, wird es nach bnr.de-Recherchen dennoch eine Abendkasse wie bei kommerziellen Veranstaltungen geben.

Bildunterschrift: Datum für den braunen "Balladenabend" dürfte provokant gewählt sein (Screenshot).

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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 24.01.2018:

Vortrag / Die Rechten in Russland

Gisela Diewald-Kerkmann, Professorin für Zeitgeschichte an der Uni Bielefeld stellt Ziele und Wirkungsgeschichte des Rechtsradikalismus in Russland dar. Ausgangspunkt ihrer Erörterungen im Historischen Museum sind die Feierlichkeiten am 9. Mai, dem Tag des Sieges über Deutschland, die auch Veit Mette auf seinen Fotos aus Nowgorod festgehalten hat, geprägt von Siegerstolz und Patriotismus, zeigen sie auch Zeichen eines virulenten Rechtsradikalismus.

Wann? 19 Uhr.

Wo? Ravensberger Park 2.

Eintritt? Frei.

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Lippische Landeskirche, 24.01.2018:

Pressemitteilung / Lippische Aktion "Wachbleiben" protestiert gegen Abschiebungen nach Afghanistan

Kreis Lippe / Detmold. Trotz eines neuen schweren Anschlages in Kabul gehen die Abschiebungen nach Afghanistan weiter. Am Dienstag fand eine entsprechende Sammelabschiebung ab dem Flughafen Düsseldorf statt. Bundesweit gab es Proteste.

Auch in Lippe wurde deutliche Kritik laut. Am Vorabend der bekannt gewordenen Abschiebung trafen sich etwa 40 Menschen in der Versöhnungskirche Detmold zu einer Mahnwache, zu der das Bündnis "Wachbleiben" aufgerufen hatte. In einem Friedensgebet und anschließenden Statements wurden die Abschiebungen in das Bürgerkriegsland massiv kritisiert.

Pfarrerin Martina Wehrmann erinnerte noch einmal an die Geschichte von der Bedrohung und der Flucht Jesu bereits als Säugling. Dieter Bökemeier, Pfarrer für Flucht und Migration der Lippischen Landeskirche, forderte ein Ende der unmenschlichen Abschiebepraxis. Mitglieder des Ökumenischen Friedensgebetes lasen unter anderem aus dem Bericht einer Pflegemutter, die die lähmende Angst ihres afghanischen Pflegesohnes vor einer Abschiebung schilderte. Eine Ablehnung seines Asylantrages habe er schon erhalten.

Große Betroffenheit machte sich schließlich breit, als das persönliche Schicksal eines jungen Afghanen geschildert wurde, der ganz aktuell aus der Abschiebehaft Büren bei Paderborn für den Abschiebeflug angemeldet worden war.

Zum Aktionsbündnis "Wachbleiben" haben sich das Ökumenische Forum Flüchtlinge in Lippe, die Lippische Landeskirche, der afghanische Kulturverein Lippe e.V., die ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-West, die Flüchtlingshilfe Lippe e.V. und die Aktion Fluchtpunkt e.V. zusammengeschlossen.

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WDR-Nachrichten aus Westfalen-Lippe, 24.01.2018:

Misshandlung in Bürener Abschiebegefängnis?

24.01.2018 - 13.44 Uhr

Flüchtlingshelfer haben eine leitende Mitarbeiterin der Abschiebehaftanstalt Büren angezeigt. Sie werfen ihr Körperverletzung und Misshandlung von Gefangenen vor.

Die Vollzugsleiterin der Abschiebehaftanstalt soll angeordnet haben, einem Gefangenen ohne sein Wissen Medikamente ins Essen zu mischen. Und immer wieder sei sie ohne triftigen Grund dabei gewesen, wenn Gefangene zwangsweise entkleidet wurden.

Der Bürener Hilfsverein "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft e.V." hat am Mittwoch (24.01.2018) die Frau angezeigt. Er belegt seine Anschuldigungen mit Berichten von Mitarbeitern.

Bezirksregierung nennt Vorwürfe "haltlos"

Die zuständige Bezirksregierung in Detmold hat die Vorwürfe nach eigenen Angaben umgehend geprüft. Die Anschuldigungen hätten sich aber als haltlos erwiesen. Es sei im übrigen inakzeptabel, dass Bedienstete der Bezirksregierung anonym derart diffamiert würden.

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Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V., 24.01.2018:

Pressemitteilung / Schwere Menschenrechtsverletzungen in der Abschiebehaft Büren

Büren. Ein Mitglied des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. erstattet heute bei der Staatsanwaltschaft Paderborn Anzeige gegen eine leitende Mitarbeiterin der Abschiebehaftanstalt in Büren wegen gefährlicher Körperverletzung (§§ 223 und 224 Abs. 1 Nr. 1 StGB) und Misshandlung von Schutzbefohlenen (§ 255 StGB).

Die Vollzugsleiterin der Abschiebehaft in Büren soll angeordnet haben, einem Gefangenen unwissentlich Medikamente in sein Essen zu mischen. Dies ist einem Bericht zu entnehmen, den zwei Mitarbeiter der Abschiebehaft verfasst haben. Außerdem war die leitende Mitarbeiterin ohne triftigen Grund immer wieder bei zwangsweisen Entkleidungen von Gefangenen anwesend und riss einem Gefangenen den Intimschutz weg. Diese Vorwürfe wurden am 17. Januar 2018 von Radio Hochstift veröffentlicht.

Ein Mitglied des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. hat am heutigen Tag durch seinen Anwalt Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Paderborn gestellt. Die Staatsanwaltschaft wird nun gegen die leitende Vollzugsbeamtin ermitteln.

Frank Gockel, Pressesprecher des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V., geht davon aus, dass im Rahmen der Ermittlungen weitere Vorwürfe gegen die Leitung der Einrichtung zu erheben sind: "Das ist gerade mal die Spitze des Eisberges. Gefangene berichten, dass es weitaus schlimmere Vorwürfe gegen die Einrichtung gibt. Allerdings lassen sich diese nur schwer überprüfen."

Der Verein kritisiert schon seit langem, dass Menschen regelmäßig und willkürlich in Isolationshaft genommen werden. Dabei wird ihnen teilweise jede Form der Beschäftigung genommen. Selbst der Besitz von Papier und eigener Kleidung wird untersagt, jeglicher Kontakt zu Mitgefangenen unterbunden. "Auch aus diesem Bereich müssen wir damit rechnen, dass es immer wieder zu Übergriffen gekommen ist. Zumindest wurde uns das von den Inhaftierten immer wieder gemeldet."

In der Abschiebehaft in Büren fehlt es an effektiven Kontrollen. NGOs werden bei ihren Besuchen in der Abschiebehaft in Büren massiv behindert, sie dürfen nicht mehr mit allen Gefangenen reden und müssen oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Weitere wirklich unabhängige Gremien gibt es in Büren nicht. Während das Land nach den schweren Übergriffen in der Flüchtlingsunterkunft in Burbach überall dezentrale Beschwerdemanagements eingesetzt hat, wurde ein solches in der Abschiebehaft nicht vorgesehen. "Hier ist man einfach davon ausgegangen, dass Übergriffe nicht dokumentiert werden müssen, weil die Betroffenen in der Regel nach dem Aufenthalt in Büren abgeschoben werden."

Der Verein ist entsetzt darüber, dass die leitende Mitarbeiterin trotz der schweren Vorwürfe, welche sowohl der Einrichtung in Büren als auch der Landesregierung bereits seit Wochen bekannt sind, nicht beurlaubt wurde. Es muss Alles getan werden, damit weitere Übergriffe ausgeschlossen sind.

Gockel fordert, dass nun eine weitere Aufklärung erfolgen muss. Er glaubt aber nicht, dass die Abschiebehaftleitung in Büren dabei offen kommunizieren werde. "Die Leitung hat zum Beispiel auf Anfrage von Radio Hochstift angegeben, dass die durchschnittliche Krankenrate der Mitarbeiter in Büren 17 Prozent betrüge. Dies ist aber falsch. Die Zahl galt lediglich für Ende Dezember. Im Jahresmittel war sie wesentlich höher, teilweise lag sie bei 40 Prozent."

Die Landesregierung plant nun ein neues Abschiebehaftvollzugsgesetz, um die Haftbedingungen in Büren durch gesetzliche Normen zu verschlechtern. So sollen die Besuchsmöglichkeiten von NGOs weiter eingeschränkt und den Gefangenen der Austausch untereinander erschwert werden. Die Einrichtung soll noch mehr Möglichkeiten erhalten, die Grundrechte der Gefangenen zu beschneiden. "Anstatt die Täter zu bestrafen, will die Landesregierung sich schützend vor die Beamten stellen und ihnen weitere Vollmachten einräumen, um in Zukunft zu verhindern, dass Informationen an die Öffentlichkeit kommen."

Ohne eine Personalaufstockung hat die Landesregierung zusätzlich noch die Anzahl der inhaftierten Menschen von 140 auf 175 Personen erhöht. "Gerade mit den erhobenen Vorwürfen ist dies nicht hinnehmbar. Die Vorwürfe machen deutlich, dass die ganze Einrichtung schon jetzt vollkommen überfordert ist." Ein weiteres Mal fordert der Verein ein Umdenken in der Politik und ein Ende der Abschiebehaft in Deutschland.

Der Verein ruft die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abschiebehaft in Büren auf, weitere Hinweise zur Misshandlung von Gefangenen direkt an die Staatsanwaltschaft Paderborn oder an den Verein unter der E-Mail info@gegenAbschiebehaft.de weiterzuleiten.

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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 24.01.2018:

Ausstellung zu Berufsverboten

Mitte. An die Berufsverbote als Teil der Nachkriegsgeschichte erinnert eine Ausstellung in der Volkshochschule Bielefeld. Im Januar 1972 beschloss die Konferenz der Ministerpräsidenten den so genannten Radikalenerlass: Personen, denen unterstellt wurde, nicht jederzeit für die freiheitliche-demokratische Grundordnung einzutreten, sollten aus dem öffentlichen Dienst ferngehalten oder entlassen werden. Diesem Thema widmet sich die Ausstellung des Bielefelder Initiativkreises Berufsverbote, der zu Auftaktveranstaltung und Eröffnung am Donnerstag, 1. Februar, um 18 Uhr in die VHS im Ravensberger-Park einlädt. Im Rahmen des Begleitprogramms ist unter anderem die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin am 15. März, 19 Uhr zu Gast.

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