www.hiergeblieben.de

1 Veranstaltung - Nachrichten , 14.12.2017 :

Tages-Chronologie von Donnerstag, 14. Dezember 2017

_______________________________________________


Veranstaltungskalender:



- Donnerstag, 14. Dezember 2017 um 19.00 Uhr -


Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945: Vortrag von Dr. Jens Westemeier: Himmlers Krieger - Die Ikonisierung der Waffen-SS nach 1945


Veranstaltungsort:

Kreismuseum
Burgwall 19
Filmraum
33142 Büren-Wewelsburg

www.wewelsburg.de


Kurz vor dem Überfall auf die Sowjetunion versammelte Heinrich Himmler im Juni 1941 seine höchsten SS-Führer auf der Wewelsburg. Er verkündigte die "Verminderung" der "slawischen" Bevölkerung um 30 Millionen Menschen, die russische Bevölkerung wolle man systematisch verhungern lassen. Unter den Zuhörern war auch sein Adjutant Joachim Peiper. 1946 von einem US-Militärgericht wegen Kriegsverbrechen zum Tod verurteilt, machte sich bald eine von den alten Eliten getragene Kriegsverbrecherlobby für dessen Begnadigung stark und stilisierte ihn mit "Fake News" zum "Opfer der Siegerjustiz". Über seinen geheimnisumwitterten Tod hinaus blieb er bis heute eine Ikone aller Apologeten der Waffen-SS.


Dr. Jens Westemeier ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Universitätsklinik RWTH Aachen, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin.

_______________________________________________


www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Donnerstag, 14. Dezember 2017


Am 21. Dezember 2017 verlegt Gunter Demnig in Bad Oeynhausen fünf Stolpersteine für: Johanna Frank, Edith Ruth Frank, Paula Gans: Herforder Straße 44, Bertha Meyer sowie Adolf Meyer (Herforder Straße 68).

Für den 21. Dezember 2017 kündigt der Bildhauer Gunter Demnig die Verlegung von vier "Stolpersteinen" in Löhne für: Willi Joeks, Marie Wilhelmine Sander, Fritz Kröger, sowie Johanne Clara Minna Schierholz an.

Am 28. November 2017 wurde der Verein - "Heimatsucher e.V. - Schoah-Überlebende heute" (Düsseldorf) - von der Deutschen Bank mit dem - "Wirkungsfonds-Preis 2017" - ausgezeichnet, 25.000 Euro Preisgeld.

Am 1. August 2017 wurde Katharina Spirawski von dem Verein: "Heimatsucher e.V. - Schoah-Überlebende heute" von der Robert Bosch Stiftung für "herausragendes gesellschaftliches Engagement" ausgezeichnet.

Am 14. Dezember 2017 referierte Dr. Jens Westemeier (Aachen) - in der "Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945" - zum Thema "Himmlers Krieger - Die Ikonisierung der Waffen-SS nach 1945".

Am 13. Dezember 2017 verurteilte das Amtsgericht Bielefeld einen 51-jährigen Mann aus Bielefeld wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Körperverletzung und Widerstands zu einer Geldstrafe: von 2.700 Euro.

In der Nacht zum 25. März 2017 bespuckte und beleidigte - "Germany is paradise for niggers" - ein Mann (51) in Bielefeld eine Gruppe afrikanischer Geflüchteter, traf mit einem Schlag einen Beamten im Gesicht.

Im Jahr 2016 führte die Stadt Detmold 18 "Abschiebungen" durch - 36 bis Ende September 2017 - alleine im Oktober 2017 gab es vier Suizidversuche von Geflüchteten - drei wegen der drohenden Ausweisungen.


www.stolpersteine-badoeynhausen.de

www.heimatsucher.de

www.wewelsburg.de

www.bielefeldstelltsichquer.wordpress.com

www.fluechtlingshilfe-lippe.de

_______________________________________________


Artikel-Einträge in der Datenbank:


Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier, 14.12.2017:
Gegen das Vergessen

Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier, 14.12.2017:
Auf der Spur zweier jüdischer Familien

Westfalen-Blatt / Bad Oeynhausener Zeitung, 14.12.2017:
Über das Leben der Juden geforscht

Neue Westfälische - Bünder Tageblatt, 14.12.2017:
Geld für die Heimatsucher

Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 14.12.2017:
Über die Verherrlichung der Waffen-SS nach 1945

Radio Bielefeld, 14.12.2017:
Bielefelder beleidigt, spuckt und schlägt zu

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 14.12.2017:
Rassistische Sprüche in der Stadtbahn

Westfalen-Blatt / Bielefelder Zeitung, 14.12.2017:
"Menschen in ihrer Ehre herabgewürdigt"

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 14.12.2017:
Suizidversuche wegen drohender Abschiebung

_______________________________________________


Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier, 14.12.2017:

Gegen das Vergessen

Fünf weitere Stolpersteine an der Herforder Straße: Schüler der Realschule Nord haben sich auf die Spurensuche nach dem Leben von zwei deportierten jüdischen Familien gemacht und stellen ihre Ergebnisse demnächst vor

Von Elke Niedringhaus-Haasper

Bad Oeynhausen. Wie muss sich das anfühlen, wenn man als Jüdin in der Adolf-Hitler-Straße wohnt? Wenn einem zuerst das eigene Hotel und dann die Pension weggenommen wird? Wenn man in eine "Judenwohnung" in der Weststraße, dann ins KZ Theresienstadt und später nach Auschwitz deportiert wird? Und wenn man am Ende dort sein Leben verliert? Eine Arbeitsgruppe an der Realschule Nord hat sich jetzt auf die Spurensuche des Lebens gemacht, dass die Familie Frank im Nationalsozialismus in Bad Oeynhausen erleiden musste. Was die Schüler bei ihrer Recherche im Stadtarchiv herausgefunden haben, stellen sie nächsten Donnerstag in katholischen Gemeindehaus in der Weststraße vor.

Dann nämlich verlegt der Künstler Gunter Demnig für den Verein "Stolpersteine" in der Herforder Straße 44 und 68 fünf weitere der kleinen in den Gehweg eingelassenen Gedenktafeln. Sie sollen dabei helfen, dass diejenigen, die hier während des Nationalsozialismus gelebt und die dann zwangsdeportiert worden sind, nicht in Vergessenheit geraten.

Genauso wie die anderen 21 Stolpersteine, die auf Initiative des Vereins seit 2009 in Bad Oeynhausen bereits verlegt wurden. Die ersten Gedenktafeln werden Donnerstag um 13.30 Uhr an der Herforder Straße 44 verlegt, die weiteren dann an der Hausnummer 68.

Anschließend stellt die Arbeitsgruppe der Realschule im katholischen Gemeindehaus in der Weststraße 68 vor, was sie sonst noch über die Familien herausgefunden hat, kündigt Dieter Obermeyer, der zweite Vorsitzende des Vereins an.

Viel steckt nicht in der Mappe, die Stadtarchivarin Stefanie Hillebrand für Antonia Rolfsmeier zusammenstellen konnte. Eigentlich sind es nur noch Entschädigungsanträge, die von dem Leben von Mutter Johanna Frank und ihren beiden Töchtern Paula und Edith übrig geblieben sind. Entschädigungsanträge, die die in die USA emigrierte Edith in den 50er und 60er Jahren gegenüber dem deutschen Staat gestellt hat. Um mehr als das über die kleine Familie zu erfahren, hat Antonia Rolfsmeier gemeinsam mit ihren elf Mitstreitern sechs Wochen lang im Stadtarchiv recherchiert. Hat Meldescheine, Karten und Verzeichnisse von Fremdenheimen durchgesehen. Und festgestellt, dass alles noch viel schlimmer ist, als angenommen.

"Denn während für die anderen Hotel- und Pensionsbetreiber in Bad Oeynhausen alles weiter wie zuvor lief, blieb Bürgern wie der Familie Frank nichts übrig. Sie fanden keinen beruflichen Anschluss mehr", weiß Andreas Wiendeck-Ernst, der gemeinsam mit seiner Kollegin Janine Terwesten das Projekt der Arbeitsgruppe betreut. Nicht nur die kleine Familie Frank, sondern auch Mutter Bertha Meyer und ihr Sohn Adolf waren vor den Übergriffen der Nationalsozialisten als Geschäftsinhaber und Handelsvertreter angesehene und gesellschaftlich integrierte Bürger der Kurstadt. Auch ihnen wird zukünftig mit einem Stolperstein gedacht werden.

Wiendeck-Ernst ist stolz auf seine Schüler. Das ist nicht zu überhören. "Wenn hier recherchiert wird, dann ausschließlich in unserer Freizeit", sagt der Realschullehrer. Etwas Außergewöhnliches ist das für den Pädagogen aber nicht. "Schließlich sind wir eine "Schule ohne Rassismus". Und dorthinein passen solche Projekte eben besonders gut", sagt der Politiklehrer.

Bildunterschrift: Recherche: Die Realschüler Levin Gültekin, Antonia Rolfsmeier (v. l.), Mika Traede, Lukas Schmidt und ihr Politiklehrer Andreas Wiendeck-Ernst machen sich im Stadtarchiv auf die Spurensuche.

_______________________________________________


Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier, 14.12.2017:

Auf der Spur zweier jüdischer Familien

Bad Oeynhausen. Schüler der Realschule Nord spüren für die Aktion "Stolpersteine" die Lebensgeschichten zweier jüdischer Familien auf, die von den Nazis deportiert wurden.

_______________________________________________


Westfalen-Blatt / Bad Oeynhausener Zeitung, 14.12.2017:

Über das Leben der Juden geforscht

Realschüler recherchieren für Stolpersteine

Bad Oeynhausen (AZ). Für fünf verstorbene jüdische Bürger Bad Oeynhausens werden am Donnerstag, 21. Dezember, ab 13.30 Uhr Stolpersteine an der Herforder Straße verlegt. Eine Arbeitsgruppe der Realschule Nord hat dazu die Biografien der Betroffenen im Stadtarchiv recherchiert und stellt ihre Ergebnisse anschließend vor.

Antonia (14), Lukas (14), Levin (14) und Mika René (16) grübeln über die Anordnung ihrer Informationen, die sie über die jüdischen Familien Meyer und Frank gesammelt und auf dem Tisch im Stadtarchiv ausgebreitet haben. Zwei große Karten, die Bad Oeynhausen zeigen, dienen als Orientierung. Dort sollen später Bindfäden die Informationen mit den passenden Orten auf den Karten verbinden. Auf Stellwänden wollen die Schüler das Leben der Juden anschaulich darstellen. Am 21. Dezember präsentieren sie ihre Ergebnisse ab etwa 14 Uhr bei einer Gedenkveranstaltung im Katholischen Gemeindehaus, Westkorso 11.

"Wir haben eine Mappe der Familie Frank gefunden, in der viele Anträge auf Wiedergutmachungen zu finden sind", erklärt Antonia Rolfsmeier. "Unser Ziel war es, den roten Faden des Lebens der Familienmitglieder aufzuzeigen", fährt die Realschülerin fort. Gestern hat sie sich mit drei weiteren Mitschülern der Arbeitsgruppe zu einer letzten Recherche im Stadtarchiv getroffen. Insgesamt seien zwölf Schüler der neunten Klasse an dem Projekt beteiligt. Interessant habe Antonia Rolfsmeier vor allem die Tatsache gefunden, dass ein jüdischer Anwalt sich erheblich stärker für die Belange der jüdischen Familien eingesetzt habe, als ein nicht-jüdischer Anwalt. Des Weiteren habe ihre Recherche ergeben, dass Edith Ruth Frank ein Lebensmittelgeschäft führte, ihre Mutter Johanna war Inhaberin einer Pension. "Beide haben ihre Geschäfte verloren, während um sie herum die gleichen Geschäfte weiterliefen", erklärte Politiklehrer Andreas Wiendieck-Ernst. Diesen Sachverhalt wollten die Schüler bei ihren Recherchen untersuchen und bei ihrer Präsentation erläutern. Von 13.30 Uhr an werden die fünf Stolpersteine durch den gleichnamigen Verein am jeweils letzten bekannten Wohnort der beiden Familien verlegt. Der Künstler Gunter Demnig wird persönlich zur Verlegung vor Ort sein. Für folgende Personen werden Stolpersteine verlegt: Johanna Frank, Edith Ruth Frank, Paula Gans (alle Herforder Straße 44), Bertha Meyer und Adolf Meyer (Herforder Straße 68).

Bildunterschrift: Haben sich für die Stolpersteine mit den Biografien der Bad Oeynhausener Juden beschäftigt: Levin Gültekin, Antonia Rolfsmeier, Mika René Traeder und Lukas Schmidt.

_______________________________________________


Neue Westfälische - Bünder Tageblatt, 14.12.2017:

Geld für die Heimatsucher

Wirkungsfonds-Preis: Sechs Bildungsinitiativen wurden von der Deutschen Bank ausgezeichnet / Verein aus Bünde bekommt 25.000 Euro

Von Björn Kenter

Bünde. Der Verein "Heimatsucher" hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerungen und Geschichten von Holocaust-Überlebenden zu sammeln und an Schüler weiterzugeben. So sollen junge Menschen stark gegen jegliche Art von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gemacht werden.

Mitgründerin des seit 2014 bestehenden und aus einem Studienprojekt hervorgegangenen Vereins mit Sitz in Düsseldorf ist die Bünderin Katharina Spirawski, die mittlerweile als Doktorandin in Oldenburg lebt. Von der Deutschen Bank wurde Heimatsucher jetzt als eine von sechs bundesweiten Bildungsinitiativen beim Wirkungsfonds-Preis 2017 ausgezeichnet und erhielt für die Unterstützung seiner Arbeit ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro.

Nachdem es im vergangenen Jahr um Initiativen für Integration gegangen war, stand in diesem Jahr das Thema Bildung im Fokus des Wirkungsfonds-Preises, einer der drei größten Förderaktionen für soziales Unternehmertum in Deutschland. Von über 50 Bewerbern hatte eine Expertenjury sechs Finalisten für das Qualifizierungsprogramm ausgewählt. "Das Geld werden wir in die Bildungsarbeit mit den Zeitzeugen investieren", so Katharina Spirawski, die bei der Preisverleihung in Berlin aus beruflichen Gründen nicht anwesend sein konnte.

Aktuell gehören 150 Mitglieder dem Verein an, zudem engagieren sich etwa 100 ehrenamtliche Helfer für Heimatsucher.

Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt in dem "Zweitzeugenprojekt", das über die persönlichen Erzählungen von Schoah-Überlebenden das Projekt Geschichte vor allem für Grundschulkinder nachfühlbar und begreifbarer machen soll.

Bildunterschrift: Nahmen den Preis in Berlin entgegen: Die ehrenamtlichen Helferinnen Ksenia Eroshina (v. l.) und Dora Josaf sowie die Vereinsvorsitzende Sarah Hüttenberend.

Bildunterschrift: Engagiert: Katharina Spirawski (l.) mit Zeitzeugin Erna de Vries.

_______________________________________________


Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 14.12.2017:

Über die Verherrlichung der Waffen-SS nach 1945

Himmlers Krieger: Vortrag im Filmraum der Dokumentation Wewelsburg

Büren-Wewelsburg. Kurz vor dem Überfall auf die Sowjetunion versammelte Heinrich Himmler im Juni 1941 seine höchsten SS-Führer auf der Wewelsburg. Er verkündigte die Verminderung der "slawischen" Bevölkerung um 30 Millionen Menschen, die russische Bevölkerung wollte man systematisch verhungern lassen.

Unter den Zuhörern war auch sein Adjutant Joachim Peiper. 1946 von einem US-Militärgericht wegen Kriegsverbrechen zum Tod verurteilt. Bald machte sich eine von den alten Eliten getragene Kriegsverbrecherlobby für dessen Begnadigung stark und stilisierte ihn zum Opfer der Siegerjustiz. Über seinen geheimnisumwitterten Tod hinaus blieb er bis heute eine Ikone aller Anhänger der Waffen-SS.

Was genau geschah, skizziert Jens Westemeier am Donnerstag, 14. Dezember, um 19 Uhr im Filmraum der Wewelsburg. Der Zugang erfolgt durch die Erinnerungs- und Gedenkstätte. Der Eintritt ist frei. Nach dem Vortrag besteht die Möglichkeit, Fragen an den Referenten zu richten.

Westemeier ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsklinik Aachen.

Bildunterschrift: Jens Westemeier: Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin.

_______________________________________________


Radio Bielefeld, 14.12.2017:

Bielefelder beleidigt, spuckt und schlägt zu

Weil er eine Gruppe Afrikaner beleidigt und bespuckt und einen Polizisten geschlagen hat, muss ein 51-jähriger Bielefelder 2.700 Euro Strafe zahlen. Das Amtsgericht hat ihn unter anderem wegen Volksverhetzung und Körperverletzung verurteilt. Im März kam es in der Stadtbahn und den Haltestellen zwischen Hauptbahnhof und Baumheide zu den Taten.

_______________________________________________


Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 14.12.2017:

Rassistische Sprüche in der Stadtbahn

Prozess: Amtsgericht verurteilt 51-jährigen Mann aus Bielefeld zu Geldstrafe

Von Nils Middelhauve

Bielefeld. Erst gab es Beleidigungen, dann Schläge - zu schlechter Letzt sogar gegen einen hinzugerufenen Polizeibeamten: Das Amtsgericht folgte gestern dem Antrag von Oberamtsanwalt Guido Hartmann und verurteilte einen 51-jährigen Mann aus Bielefeld unter anderem wegen Volksverhetzung, Beleidigung, vorsätzlicher Körperverletzung sowie Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte zu einer Geldstrafe von 2.700 Euro.

Am 25. März stieg Boris J. (Name geändert) gegen 23.40 Uhr am Hauptbahnhof in die Stadtbahn mit Fahrtrichtung Milse ein. Während der Fahrt störte sich der bislang nicht vorbestrafte, aber an jenem Abend durchaus alkoholisierte Angeklagte offenbar an der Gegenwart von drei dunkelhäutigen Männern. Er spuckte mehrfach vor diesen auf den Boden, machte schließlich einen Kontrolleur auf die Gruppe aufmerksam - man möge doch bitte prüfen, ob jene Herrschaften einen Fahrausweis hätten. Möglicherweise fasste J. es als persönliche Niederlage auf, dass die drei jungen Männer alle ein gültiges Ticket vorweisen konnten. Als er in Baumheide die Bahn verließ, sagte er, für die anwesenden Fahrgäste gut hörbar, "Germany is paradise for niggers".

Diese Beleidigung wollten nun ihrerseits die drei derart titulierten Männer nicht auf sich sitzen lassen und folgten dem Angeklagten. Während sie hinter ihm hergingen, verständigten sie telefonisch die Polizei. Was exakt in den darauf folgenden Minuten geschah, ließ sich in der gestrigen Verhandlung nicht mehr aufklären. Fest steht, dass es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Angeklagten und einem 20-jährigen Mann aus der ihm folgenden Gruppe gab. Als schließlich Polizeibeamte lautstark auf sich aufmerksam machten, rannte J. zunächst davon. Dabei geriet er jedoch ins Straucheln und schlug einem hinzueilenden Beamten mit der Faust ins Gesicht.

_______________________________________________


Westfalen-Blatt / Bielefelder Zeitung, 14.12.2017:

"Menschen in ihrer Ehre herabgewürdigt"

Teure nächtliche Attacken: Bielefelder wegen Volksverhetzung und Angriff auf Polizisten verurteilt

Von Uwe Koch

Bielefeld (WB). Die verbalen Attacken gegen eine Gruppe Afrikaner und der körperliche Angriff auf einen Bielefelder Polizisten werden für einen Gärtner teuer. Er soll insgesamt 4.900 Euro zahlen, dazu kommt noch sein Anwaltshonorar.

Der Vorfall ereignete sich in der Nacht zum 25. März vom Weg in der Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof bis zur Haltestelle Baumheide. Der 51-jährige Bielefelder gab an, er habe vorher in einer Kneipe am Bahnhof Alkohol getrunken. Der spätere Wert eines Alkoholtests ergab bei ihm 1,5 Promille - für Oberamtsanwalt Guido Hartmann war "das nicht sonderlich viel". In der Haltestelle traf er auf eine Gruppe afrikanischer Asylbewerber, denen er sich nach der Anklage verächtlich näherte. Laut den Zeugen habe der Bielefelder vor ihnen "auf den Boden gespuckt", außerdem sei einer von ihnen auch "in den Rücken gespuckt" worden. Schlimmer noch wog für die Männer jedoch die Bezeichnung "Nigger", die der Mann wiederholt habe.

Außerdem habe er "Germany is paradise for niggers" (Deutsch: "Deutschland ist ein Paradies für ... ") gesagt. Während der dann folgenden Fahrt mit der Linie 2 nach Baumheide habe es noch verbale Auseinandersetzungen gegeben, auch habe der gebürtige Pole die Gruppe bezichtigt, keine Fahrkarten zu haben, weshalb Fahrkartenkon­trolleure von Mobiel aktiv geworden seien.

In Baumheide kam es dann zwischen einem 20-jährigen Zeugen und dem Bielefelder zu einer Rangelei, die aber vom Gericht nicht aufgeklärt werden konnte. Schließlich alarmierten die Afrikaner die Polizei. Als zwei Polizisten auftauchten, floh der 51-Jährige. Er wurde gefasst, wehrte sich mit einem Faustschlag, der einen Beamten im Gesicht traf.

Im Vorfeld des Prozesses habe sein Mandant schon 2.000 Euro an den Polizisten (Schmerzensgeld und Anwaltskosten) bezahlt, sagte nun sein Verteidiger Jan-Christian Hochmann. Er beantragte eine milde Geldstrafe, jedoch nicht wegen des angeklagten Deliktes der Volksverhetzung, sondern nur wegen der Körperverletzung des Polizisten.

Die Amtsrichterin hielt sich an die Forderung des Anklagevertreters: 2.700 Euro Geldstrafe (90 Tagessätze zu 30 Euro) lautete das Urteil. Der Bielefelder habe "Menschen in ihrer Ehre herabgewürdigt", habe sie "auf die unterste Stufe gestellt", das sei eine "Volksverhetzung von dunkelhäutigen Menschen". Außerdem muss der Mann einem der Afrikaner 200 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Wie wird eine Geldstrafe berechnet?

Verhängt ein Gericht eine Geldstrafe, so wendet es das im Strafrecht mildeste Mittel für die kleine bis mittlere Kriminalität an. Eine Geldstrafe bemisst sich aus der Summe der Tagessätze mal der Tagessatzhöhe. Die Zahl der Tagessätze wird an der Schwere des Delikts orientiert, kann also bei einer Trunkenheitsfahrt im Verkehr bei 25 Tagessätzen liegen. Die Höhe eines Tagessatzes ist an das monatliche Nettoeinkommen des Straftäters gebunden, beträgt also ein Dreißigstel des Monatseinkommens. Vor der Berechnung werden noch Unterhaltsverpflichtungen abgezogen. So kommt wie im vorliegenden Fall die Geldstrafe von 90 mal 30 Euro, also 2.700 Euro zustande. Zahlt der Verurteilte die Strafe nicht, kann eine so genannte Ersatzfreiheitsstrafe von 90 Tagen vollstreckt werden.

_______________________________________________


Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 14.12.2017:

Suizidversuche wegen drohender Abschiebung

Geflüchtete in Lippe: Drei Detmolderinnen wollen das Thema Abschiebung stärker in die Öffentlichkeit bringen/ Sie wünschen sich einen menschlicheren Umgang mit Betroffenen

Von Marianne Schwarzer

Oerlinghausen / Leopoldshöhe. "Es ist nicht menschlich und es ist nicht christlich", sagt Cordula Seiwert. Zum Thema Abschiebung haben sie und ihre Mitstreiterinnen Monika Junker und Madlyn Herrmann eine klare Meinung. Die Detmolderinnen engagieren sich seit 2015 für Geflüchtete. Deren Schicksal lässt sie nicht kalt.

Die drei wissen, dass auch vieles schiefläuft mit der Integration - aber auf beiden Seiten. Und dennoch: "Wir sind hier in einem der reichsten Länder der Erde, und wenn wir nicht helfen, wer soll es denn dann tun?", sagt Madlyn Herrmann. "Wir wollen das Thema Abschiebung aus der Tabuzone holen" - mit diesem klaren Vorsatz ist das Trio angetreten.

Sie haben bei der Stadt Detmold das Gespräch mit der Ausländerbehörde gesucht, die gemeinsam mit der Polizei die Abschiebung betreibt und begleitet. "Da wird gesagt: "Wir sind nur ausführendes Organ, es geht darum, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen."" Gelinge es der Behörde nicht, die Betroffenen von einer freiwilligen Ausreise zu überzeugen, werde abgeschoben.

18 Abschiebungen waren es 2016, 36 bis Ende September dieses Jahres. "Es werden künftig noch mehr", sagen die drei, weil viele Gerichtsverfahren bald abgeschlossen seien. Die Frauen glauben, dass die Behörden ihre Spielräume besser nutzen könnten, um Geflüchteten noch eine Chance zu geben, hierzubleiben.

"Wir hören immer wieder, was die Menschen in den Unterkünften erleben, wenn nachts jemand geholt wird, um ihn abzuschieben", sagt Frank Gockel von der Flüchtlingshilfe Lippe. Durchaus mit Hand- und Fußfesseln, vor allem bei alleinstehenden Männern sei das gängige Praxis. Gewarnt werde keiner: "Den Behörden ist es untersagt, den Abschiebetermin anzukündigen, das ist das große Problem." Wenn es nächtens klingele, gehe in den Unterkünften die Panik um, sagt Gockel: "Jeder schließt sich ganz schnell ein und hofft, dass es ihn nicht trifft." Die Leute hätten Angst. "Wir hatten allein im Oktober vier Suizidversuche, drei wegen der drohenden Abschiebung."

Auch für Nachbarn sei die Abschiebepraxis ein Problem, sagt Madlyn Herrmann: "Mittlerweile wohnen ja viele Flüchtlinge in privaten Wohnungen. Ich stelle mir vor: Plötzlich ist mein Nachbar weg, weil er nachts geholt worden ist. Das ist sehr beängstigend." Der Gedanke an das, was die Abgeschobenen erwartet, lässt die drei Frauen frösteln. Monika Junker hat neulich einer Bekannten von einem Afghanen erzählt, der sich zur Ausreise entschlossen hatte. Die Antwort: "Ach, hat es ihm hier nicht gefallen?" Von dem langen inneren Kampf zur freiwilligen Ausreise in das vermeintlich sichere Heimatland, von den Ängsten vor der noch gefährlicher gewordenen Situation in seinem Dorf, ahnte die Bekannte ja nichts. "Ein Grund mehr, davon zu erzählen."

Abschiebung aus Sicht der Behörde

Uwe Rieks, Fachgebietsleiter bei der Stadt Detmold, sagt, dass der Ausländerbehörde die Hände gebunden seien. Dass Menschen nachts zur Abschiebung abgeholt würden, liege im System: "Die Flüge werden oft für morgens früh gebucht, und wir müssen die Betroffenen bereits zwei oder drei Stunden vor dem Einchecken zum Flughafen bringen." Das sei für die Kollegen im Ausländeramt viel aufwendiger, als tagsüber zu agieren: "Um eine Wohnung nachts betreten zu dürfen, brauchen wir jedes Mal einen richterlichen Beschluss." Viel besser sei es, wenn es gelänge, Menschen zur freiwilligen Ausreise zu bewegen. "Wenn alle Rechtsmittel ausgeschöpft sind, führen wir immer ein Asylabschlussgespräch, in dem wir sehr genau erläutern, wie die Lage aussieht." Rechtzeitig den Abschiebetermin mitzuteilen, sei verboten. "Früher haben wir das gemacht, aber jetzt haben wir da keinerlei Spielraum mehr." Es werde sehr genau geschaut, ob nicht doch noch Gründe gegen eine Abschiebung sprechen. "Aber wenn das nicht der Fall ist, bleibt uns nichts anderes übrig." Spaß mache das nicht: "Es ist schon eine hohe psychische Belastung für das Team. Aber so ist unser Rechtsstaat."

_______________________________________________


zurück