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Lippische Landes-Zeitung , 21.03.2005 :

Musik gegen den Krieg / Benjamin Brittens "War Requiem" am 8. Mai in der Lipperlandhalle

Lemgo (fla). "Mein Thema ist der Krieg und das Elend des Krieges. Die Poesie liegt in dem Elend. Alles, was ein Dichter heute tun kann, ist warnen" - dieses Zitat des Dichters Wilfred Owens (1893-1918) setzte der Komponist Benjamin Britten auf die Titelseite seines "War Requiem".

Das Werk, eine Auftragskomposition, beendete Britten kurz vor Weihnachten 1961. Am 30. Mai 1962 erlebte es seine Uraufführung bei der Wiedereinweihung der 1940 von deutschen Bombern zerstörten Kathedrale im englischen Coventry.

Benjamin Britten war erklärter Pazifist. Deshalb wollte er sein "War Requiem" nicht nur als ein Werk verstanden wissen, in dem der Opfer des Krieges gedacht werden soll, sondern als ein Dokument der Humanität. Am Sonntag, 8. Mai, wird das Werk um 17 Uhr mit weit mehr als 300 Mitwirkenden in der Lipperlandhalle Lemgo aufgeführt, und zwar im Rahmen einer Gedenkveranstaltung der Lippischen Landeskirche und des Kreises Lippe in Verbindung mit dem Lippischen Heimatbund anlässlich des 60. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs.

Ausführende sind die Singgemeinschaft der Marien-Kantorei Lemgo und der Städtische Musikverein Gütersloh mit ihren Singschulen, der Warschauer Kammerchor und die Nordwestdeutsche Philharmonie, die sich in ein großes Sinfonieorchester und ein Kammerorchester aufteilt. Als Solisten treten Barbara Dobrzanska (Sopran), Paul Mc Namara (Tenor) und Markus Krause (Bariton) auf.

Mit der künstlerischen Gesamtleitung ist Kirchenmusikdirektor Rainer Johannes Homburg, Kantor an St. Marien in Lemgo, betraut. "Das Ganze ist ein außerordentlich spannendes Projekt. Das fing schon bei der Suche nach einem geeigneten Aufführungsort an. Wir haben alles ,abgeklappert', was hier in Lippe dafür in Frage kam - die Lipperlandhalle ist der einzige Ort, wo die Aufführung eines solchen Werkes möglich ist", sagt Homburg. Denn: Die Mitwirkenden verteilen sich auf drei Bühnen. Auf der Hauptbühne sitzt das große Orchester, steht der große Chor mit der Solo-Sopranistin. Auf einer zweiten Bühne treten Kammerorchester, Tenor und Bariton auf, und die dritte Bühne ist dem Kinderchor vorbehalten. "Weil es hier eine räumliche Trennung gibt, wird das Werk auch von drei Dirigenten dirigiert", sagt Homburg. Er selbst ist für die Hauptbühne verantwortlich, Prof. Karl-Heinz Bloemeke dirigiert das Kammerorchester und Kirchenmusikdirektor Siegmund Bothmann aus Gütersloh den Kinderchor.

"Das Werk ist unglaublich toll komponiert", schwärmt Homburg, der allerdings auch zugeben muss, dass es sich nicht so leicht beim ersten Hören erfassen lässt. Deshalb wird am 28. April ein so genanntes Gesprächskonzert angeboten werden, das Interessierten einen ersten (Hör-)Eindruck verschaffen wird. Der Ort, an dem es stattfinden soll, steht allerdings noch nicht fest. Das "War Requiem" verschränkt den lateinischen Requiem-Text mit Antikriegs-Gedichten von Wilfred Owen, der wenige Tage vor Ende des Ersten Weltkrieges im Alter von nur 24 Jahren ums Leben kam. "Diese Montage-Technik erklärt sich vielleicht daraus, dass Britten in den 30er Jahren sein Brot als Filmkomponist verdiente", vermutet Homburg.

Was ihn persönlich sehr freut, ist die Tatsache, dass für diese Aufführung ein internationales Solisten-Team gewonnen werden konnte. Bei der Uraufführung hatte sich Britten gewünscht, dass die Tenorpartie von seinem Freund Peter Pears gesungen würde, als Bariton kam der deutsche Sänger Dietrich Fischer-Dieskau, und als Sopransolistin war Russin Galina Wischnewskaja angefragt worden, die allerdings nicht ausreisen durfte und deshalb durch Heather Harper ersetzt werden musste.

Karten für das Konzert sind zum Preis von 20 Euro (ermäßigt: 15 Euro) in allen Geschäftsstellen der LZ erhältlich. Die Plätze sind nicht nummeriert.


detmold@lz-online.de

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