Bad Oeynhausener Kurier / Neue Westfälische ,
21.03.2005 :
Zeichen der Versöhnung / Pfarrer Bernhard Silaschi berichtete über die Nagelkreuzbewegung
Bad Oeynhausen (sto). Vor 65 Jahren zerstörten deutsche Bomber die englische Stadt Coventry und zugleich die im Herzen dieser Stadt gelegene, aus dem Mittelalter stammende gotische Kathedrale.Von dieser Kathedrale ging noch während des Zweiten Weltkrieges eine außergewöhnliche Bewegung zur Versöhnung aus, über die Pfarrer Bernhard Silaschi in der Veranstaltungsreihe "Forum Kirche" im Dietrich-Bonhoeffer-Haus berichtete.
Der Referent stellte zunächst den in den fünfziger Jahren begonnen Neubau vor, der zusammen mit den als Ruine erhaltenen mittelalterlichen Bauteilen und dem wie durch ein Wunder erhalten gebliebenen Turm eine neue architektonische Einheit bildet.
In seiner Computerpräsentation zeigte Pfarrer Silaschi mit Hilfe von Bildern viele Details des von dem britischen Architekten Basil Spence konzipierten Ensembles, wobei die Ruine der alten Kathedrale zum bleibenden Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung wurde.
"Coventry wurde zu einem der spirituellen Zentren in Europa, das die Versöhnung zwischen den Nationen aus christlichem Geist für die Menschen vorantrieb", so der Referent. Nach der Zerstörung ließ der damalige Dompropst Richard Howard die Worte "Vater vergib" in die Chorwand der Ruine meißeln.
Diese Worte bestimmen das Versöhnungsgebet von Coventry, das die Aufgabe der Versöhnung in der weltweiten Christenheit umschreibt. Das Gebet wurde 1959 formuliert und wird seitdem an jedem Freitagmittag um 12 Uhr im Chorraum der Ruine der alten Kathedrale in Coventry und in vielen Nagelkreuzzentren der Welt gebetet.
Auf dem Altar in Coventry steht das originale Nagelkreuz. Es wurde aus Zimmermannsnägeln zusammengefügt, die die Balken des Deckengewölbes der alten Kathedrale zusammengehalten hatten.
Aus den Überresten der Zerstörung wurde so ein Symbol geschaffen, das den Geist der Vergebung und des Neuanfanges ausdrücken will.
Das Nagelkreuz aus Coventry steht heute als Zeichen der Versöhnung an vielen Orten der Welt, wo Menschen sich unter diesem Kreuz der Aufgabe stellen, alte Gegensätze zu überbrücken und nach neuen Wegen in eine gemeinsame Zukunft zu suchen. Pfarrer Silaschi regte an, dass die Evangelische Altstadt-Gemeinde sich ebenfalls darum bewerben möge, wie rund 30 Zentren in Deutschland, darunter die Nikolaikirche in Leipzig und in Kiel, ein solches Nagelkreuz zu erhalten.
lok-red.oeynhausen@neue-westfaelische.de
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