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Weser-Kurier , 07.09.2017 :

Neue Vorwürfe gegen Andreas Iloff

Ist AfD-Vorsitzender ein "Reichsbürger"?

Von Sebastian Kelm

Ist der Diepholzer AfD-Vorsitzende Andreas Iloff ein "Reichsbürger"? Um diese Frage drehen sich Veröffentlichungen der Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke. Sie sieht zumindest Anzeichen dafür.

Die bekannte Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke hat Recherche-Ergebnisse über den Vorsitzenden des AfD-Kreisverbandes Diepholz und Kreistagsabgeordneten Andreas Iloff veröffentlicht. Die Politologin und Journalistin ist Mitverfasserin der Artikel "Der völkische Wahlkämpfer - Was rechts von Gauland kommt", nachzulesen in die tageszeitung (taz) vom Mittwoch, und "Reichsbürger in der AfD?", am selben Tag erschienen auf dem SPD-nahen Informationsportal "Blick nach Rechts" (bnr). Darin wird Iloff als "Gemeinschaftssprecher" des "Deutschen Bundes" genannt. Für Andrea Röpke ist das ein weiterer Beweis dafür, dass der Kirchdorfer AfD-Mann mehr ist als nur Rechtspopulist: "Er bewegt sich eindeutig im neonazistischen Milieu."

"Völkische Weltvorstellung" offen propagiert

Sie stützt ihre Erkenntnisse auf Schreiben, in denen "Adrich" - unter diesem Namen ist Iloff ebenso bekannt wie als "Der Aueschmied" - für den "rechtsextremen Orden" zur "Bundesversammlung" eingeladen hat. Das war 2014. Pikant: Zu dem Zeitpunkt soll er bereits AfD-Mitglied gewesen sein. "Auf die Unterlagen bin ich erst kürzlich gestoßen", erzählt Andrea Röpke. Die Dokumente liegen mittlerweile auch unserer Zeitung vor. Und auf dem Bild im Anschreiben, in dem offen eine "völkische Weltvorstellung" propagiert wird, ist zweifelsfrei Andreas Iloff zu erkennen.

Laut Andrea Röpke war bisher bekannt, dass er vor seiner AfD-Zeit die "Hooligans gegen Salafisten"-Kundgebung (HoGeSa) in Hannover besucht und an einem "konspirativen Treffen" mit dem Thüringer Neonazi Thorsten Heise teilgenommen hat (wir berichteten). Im niedersächsischen Verfassungsschutzbericht von 2000 werden ihr zufolge auch Iloffs Verbindungen zum "Freundeskreis Deutschland e.V." erwähnt. Zu den Gründungsmitgliedern soll neben ihm auch Harald Wiese gehören, später stellvertretender Landesvorsitzender der Republikaner in Bremen, jetzt ebenfalls im Vorstand des Diepholzer AfD-Kreisverbandes. Offenbar führender Kopf des "Deutschen Bundes" zu sein oder zumindest gewesen zu sein, ist aber selbst für Andrea Röpke neu über Iloff.

Orden ist antisemitisch und spricht von "Verblödung des Deutschen Volkes"

"Bundesbrüder und Anwärter" sollten zu jener Versammlung vor drei Jahren in "weißem Oberhemd / Bundesbinder, Tracht- und Zunftkleidung" kommen. Der Orden bezeichnet sich selbst als "Graswurzelbewegung zur Bewahrung der deutschen Eigenart" und nennt selbst "drei Eckpunkte des Unheils", als einen davon das "Dreieck des Volkstodes". Dieser Punkt ist grafisch unterlegt durch eine Art Davidstern, das Symbol des Judentums also. Die Rede ist außerdem von "Zukunftsverweigerung", weil die Deutschen zu wenig Kinder bekämen, und der "Verblödung des Deutschen Volkes". Laut Andrea Röpke geht der "Deutsche Bund" auch davon aus, dass das Deutsche Reich nicht "untergegangen", die BRD hingegen ein besetztes Land sei. Dadurch lassen sich ihren Ausführungen in der taz zufolge "Merkmale der Reichsbürger-Bewegung" erkennen, die wiederum die Bundesrepublik Deutschland und ihr Rechtssystem nicht anerkennen.

Info-Veranstaltung "Nazi im AfD-Kreisverband Diepholz"

Die Gruppe Midea (Menschlichkeit ist die einzige Alternative) im Landkreis Diepholz lud als Reaktion auf Andrea Röpkes Erkenntnisse am Mittwoch kurzfristig zu einer Info-Veranstaltung "Nazi im AfD-Kreisverband Diepholz" ein. Iloffs Formulierungen für den "Deutschen Bund" sind laut Mitglied Ralf Beduhn "durchsetzt von einer völkisch-nationalistischen, antisemitischen, verschwörungstheoretischen und hasserfüllten Begrifflichkeit, die stellenweise an Propagandareden Joseph Goebbels` erinnern".

Bildunterschrift: Andreas Iloff selbst war am Mittwoch trotz mehrmaliger Versuche nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Bildunterschrift: Unter Beschuss: Andreas Iloff soll zu Treffen des rechtsextremen Geheimbundes "Deutscher Bund" eingeladen haben - als er bereits AfD-Mitglied war.

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Blick nach Rechts, 06.09.2017:

"Reichsbürger" bei der AfD?

Von Andrea Röpke / Andreas Speit

2013 trat Andreas Iloff in die AfD ein, ein Jahr später lud er im Namen eines geheimen, rechtsextremen Ordens zur Sonnenwendfeier. Die Organisation soll am Wohnort des AfD-Kreisvorsitzenden immer noch aktiv sein.

Warten auf Alexander Gauland. Andreas-Dieter Iloff, Kreisvorsitzender der AfD, wartet geduldig auf die Ankunft des Spitzenkandidaten seiner Partei. Stolz wird er Dr. Alexander Gauland im ländlichen Wahlkreis Diepholz in Niedersachsen begrüßen. Der 78-Jährige aus Brandenburg kommt verspätet und reist sofort nach seiner Rede in Brinkum wieder ab. Doch für Iloff und seinen Kreisverband bedeutet die Kurzvisite eine Aufwertung. Über 200 Zuhörer sind trotz starker Gegenproteste zum Treffpunkt in den Stuhrer Ortsteil Brinkum gekommen, viele kommen aus dem nahen Bremen. Iloff, AfD-Mann aus Kirchdorf bei Sulingen, ist seit März 2013 bei der rechtspopulistischen Partei. Er stieg schnell auf, ist heute Kreistagsmitglied.

Gauland-Gastgeber "Adrich"

Privat betreibt Iloff eine Schmiede, nennt sich "Der Aueschmied" und zeigt sich gerne in starker Pose. Er scheint ein Verfechter von Männlichkeitsbildern, die an den Ästhetik-Wahn einer Leni Riefenstahl erinnern. Das Anwesen in Kirchdorf ziert eine hölzerne Irminsul, auf der Homepage der Schmiede ist einer seiner Mitarbeiter mit einem Thorshammer an der Kette zu sehen. Hinter den politischen Kulissen ist Iloff als "Adrich" bekannt.

Der Gauland-Gastgeber bewegt sich zwischen AfD-Kreisvorsitz in Diepholz, dem Mandat als Kreistagsabgeordneter sowie einer weniger durchsichtigen Rolle im radikaleren Milieu. 2014 ist das Foto des Aueschmieds auf einer internen Einladung zu sehen. "Mit großer Freude" lädt "Adrich" als "Gemeinschaftssprecher" am "18. Gilbhard 2014" zur "Bundesversammlung" einer Organisation ein, die in Vergessenheit geraten ist: Der "Deutsche Bund". Diese Organisation glaubt an die Fortexistenz des Deutschen Reiches. Ist der Diepholzer AfD-Kreisvorsitzende ein "Reichsbürger"?

"Deutscher Bund" taucht wieder in Niedersachsen auf

Der selbst ernannte Orden wurde am 22. Mai 1993 im bayrischen Bodenkirchen ins Leben gerufen, soll dort aber seit dem Tod des Gründers im Jahr 1997 nicht mehr aktiv sein. Letztmalig erwähnte das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz in München den "Deutschen Bund" im Bericht 1999. Diesen Informationen zufolge soll er maßgeblich von Mitgliedern der rechtextremen "Deutschen Liga für Volk und Heimat" (DLVH) gegründet worden sein. Es heißt, in der "Burgpost" des "Bundes" wurden "die Bundesrepublik Deutschland und ihre Vertreter verunglimpft, das NS-Regime verherrlicht, NS-Verbrechen relativiert und rassistisches Gedankengut vertreten". 1997 warb der "Deutsche Bund" in "Nation Europa" und 1999 in der "Jungen Freiheit" um neue Mitglieder.

Entsprechend den heutigen Erkennungsmerkmalen für "Reichsbürger" würde der "Deutsche Bund" dazu zählen, er hat sein Tun dem Wiederaufbau des Deutschen Reiches verschrieben. Er taucht dann wieder in Niedersachsen auf, 2013 und 2014 werden Veranstaltungen in Kirchdorf bekannt. Die "Bundesversammlung", zu der geladen wird, befasst sich mit Themen wie "Russland, Putin und die Neue Weltordnung". Dem niedersächsischen Verfassungsschutz scheint die Organisation nicht aufzufallen. Zivile Polizeibeamte waren bei mindestens einer Großveranstaltung von Iloff vor Ort in Kirchdorf.

Beim "Deutschen Bund" geht es wohl ähnlich wie bei der rassistischen "Artgemeinschaft" auch um die Pflege des Gemeinschaftslebens. In der Einladung von 2014 wird um "Tracht- und Zunftkleidung" und "weiße Oberhemden / Bundesbinder" für Bundesbrüder und Anwärter gebeten. Alles verläuft klandestin. "Kameras und Telefone verbleiben im Auto". Ausdrücklich wird darauf hingewiesen: "Es werden auch keine Schriften verteilt oder ausgelegt".

Ehemaliges HDJ-Mitglied bei Wintersonnenwende

Bereits Ende 2013 traf sich der "Bund" zur Wintersonnenwende in Kirchdorf, mit dabei auch ein ehemaliges Mitglied der 2009 verbotenen "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ). Im Juni 2014 fand ein großes Zeltlager wenige Hundertmeter von Iloffs Anwesen in einem Waldstück statt. Iloff selbst sicherte das Gelände mit Quad und Feldstecher. Unter den Anwesenden war auch ein früherer Kader des verbotenen "Nationalen Widerstands Dortmund", der wie einige andere sein Zelt aufbaute. Andere junge Männer versuchten sich im Bogenschießen. Zwei Zivilbeamte waren vor Ort, sprachen mit dem Veranstalter.

"Adrichs" Einladung zur Wintersonnenwende des Bundes 2014 ist mit Symbolen versehen, unter anderem ähnelt das aufgeführte "Dreieck des Volkstodes" einem sechseckigen Davidstern. Auch ein achtarmiges Hakenkreuz ist abgebildet. Unter dem Titel "Eine Erinnerung in Ernsthaftigkeit" wird in der Einladung auch von "verordneter, geschichtlicher Kollektivschuld" und einer angeblichen "Folge von Zukunftsverweigerung" geschrieben. Unterstellt wird ein systematisch geplantes Verbrechen am deutschen Volk. Man benutzt auffälligerweise den Begriff des "induzierten Irresein", diesen Ausdruck schrieb Holocaust-Leugner Horst Mahler in einem Brief 2012 dem Gesinnungskameraden Rigolf Hennig zu. Gemeint ist ein "nationaler Selbsthass". Propagiert wird der Untergang "unserer Deutschen Nation - wenn wir nicht widerstehen". Die Wintersonnenwende sollte mit einer Feier ab 21.00 Uhr beginnen und laut Einladung mit dem "Mitternachtsschrei" um 0.00 Uhr enden.

Teilnehmer bei HoGeSa-Kundgebung in Hannover

Der mutmaßliche Chatroom des "Deutschen Bundes", "Die Tafelrunde" war 2016 noch online. Als Administrator der Webdomains "deutscher-bund.info" und "tafelrunde.deutscher-bund.info" ist der Kirchdorfer Iloff verzeichnet. Bereits ein Jahr zuvor, am 21. Dezember 2013, hatten sich Angehörige des "Bundes" auf dem Auehof zur Wintersonnenwendfeier getroffen. In dem Jahr wurde "Adrich" Iloff nach eigenen Angaben Mitglied der AfD.

Die Partei scheint es nicht zu stören, dass Iloff 2014 an einer Großkundgebung der gewaltbereiten "Hooligans gegen Salafisten" (HoGeSa) in Hannover teilnahm. Dort unterhielt Iloff sich mit dem ehemaligen HDJ-Aktivisten Christian Fischer aus Vechta und einem der Repräsentanten der neonazistischen "Trauermärsche" in Bad Nenndorf, der auch mit der äußerst militanten Neonazi-Partei "Der III. Weg" in Verbindung steht. Bereits 2011 war der Hufschmied aus Kirchdorf bei einem konspirativen Treffen von Rechtsextremisten auf dem Anwesen des Neonazi-Anführers Thorsten Heise im thüringischen Fretterode dabei.

Dem niedersächsischen Verfassungsschutz ist Iloff seit Ende der 1990er Jahre im Zusammenhang mit dem "Freundeskreis Deutschland e.V." bekannt. Deren Aktivitäten würden inzwischen "unter anderen Vorzeichen" und "anderer Bezeichnung fortgesetzt" heißt es vage auf eine Journalisten-Anfrage. Ob es sich dabei um den "Deutschen Bund" handelt ist unklar. Ein Szene-Insider behauptet, der Bund sei "sehr lebhaft und zwar in Kirchdorf aktiv". Er sammele demnach "fähige und zielbewusste Menschen deutscher Anstammung aus allen Bevölkerungskreisen". Auf den Iloff-Einladungen von 2014 wird dasselbe Logo verwendet wie beim "Bund" 1993. Unter dem Gründer Günther Leyk sollte bei offiziellen Anlässen allerdings noch ein Umhang getragen werden, jetzt geht es auch mit Bundesbinder und Zunftkleidung.

"Eine Form des sich bildenden Widerstandes"

Laut "Burgpost" von 1998 erarbeitet dieser Orden eine "Jahrhundertstrategie". Er ist antisemitisch ausgerichtet, umschreibt mit "Händlervolk" und "Einewelt" ein angebliches Streben des Judentums nach Macht. Der "Bund" gibt vor, sehr auf den persönlichen, privaten Bereich seiner Ordensmitglieder fokussiert zu sein, bot aber zum Beispiel auch "Hilfe bei staatsmännischen Überlegungen und Entscheidungen" an. Ebenso gab es in der Vergangenheit eigenen Angaben zufolge auch Bildungsseminare und Jugendarbeit.

2014 bezeichnet sich die Gruppe als "Schutzbund". "Der Deutsche Bund ist eine Form des sich bildenden Widerstandes. Persönlich, vertraut und ernsthaft nach den alten Gesetzen der Gefolgschaftstreue, haben wir uns zusammengefunden, um gemeinsam das Lebensrecht unserer Kinder zu wahren", schreibt "Adrich". Der Orden sieht sich als "Graswurzelbewegung" zur "Bewahrung der deutschen Eigenart!".

Bildunterschrift: Gauland bei Wahlkampfveranstaltung Ende August im Landkreis Diepholz, vorne rechts: Andreas Iloff.

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die tageszeitung, 06.09.2017:

Der völkische Wahlkampfhelfer

Was rechts von Gauland so kommt

Von Andrea Röpke und Andreas Speit

Andreas Iloff, AfD-Kreisvorsitzender und im Diepholzer Kreistag, gehört einem rechtsextremen Orden an, der ein Deutsches Reich anstrebt.

Hamburg (taz). Eine rechte "Graswurzelbewegung": Im Stillen von unten möchte der "Deutsche Bund" langsam den Widerstand für ein Deutsches Reich wachsen lassen. Bei den "Bundesbrüdern" können sich aber nicht alle Interessierten gleich einbringen. Der Status eines Anwärters ist erst zu überwinden. Einer, der es in dem sich selbst als elitär verstehenden Orden weit gebracht hat, ist auch parteipolitisch äußerst agil: Andreas Iloff, AfD-Kreisvorsitzender in Diepholz und Kreistagsmitglied.

Am 24. August hatte Iloff in Brinkum bei Bremen für den AfD-Bundestagsspitzenkandidaten und Bundesvize Alexander Gauland einen Wahlkampfauftritt organisiert. Motto: "Hol dir dein Land zurück". Auf einer mobilen Bühne am ZOB schimpfte Gauland: "Wir sind nicht gefragt worden, ob wir diese fremden Menschen aus fremden Kulturen in diesem Land haben wollen." Das Thema griff vor rund 200 Anhängern auch die AfD-Frauensprecherin Leyla Bilge auf. In eine schwarze Burka gehüllt, betrat sie die Bühne, um das "islamische Frauenbild" anzuprangern. Dann streifte sie die Verschleierung ab und stand im aus einer Deutschlandfahne geschneiderten Mini da. Provokationen wie diese hatte die AfD in ihrem Wahlkampf-Strategiepapier angekündigt.

Der "Deutsche Bund" dagegen sucht nicht die Öffentlichkeit. Im Hintergrund will er laut einer internen Schrift "völkische Weltvorstellungen" verbreiten. Der Orden will sich von "der Masse, der Gleichheit" abgrenzen und als "Keimzelle unseres Wiedererblühens" agieren.

2014 bezeichnet sich An­dreas Iloff, genannt "Adrich" als dessen "Gemeinschaftssprecher" und verschickt Einladungen zu einem verschworenen Treffen. Iloff, der im niedersächsischen Kirchdorf eine Schmiede betreibt und sich "Aueschmied" nennt, ist darauf in Schmiede-Kluft zu sehen. "Mit großer Freude" lädt er am "18. Gilbhard 2014" zur "Bundesversammlung" ein. Es wird darum gebeten, zu dem Treffen im "weißen Oberhemd / Bundesbinder, Tracht- und Zunftkleidung" zu erscheinen. Dazu die klare Ansage: "Telefone und Kameras verbleiben im Auto."

Seit fast 25 Jahren besteht der Bund - und will weder seine Existenz noch seine Struktur öffentlich werden lassen. Welche Bedeutung ein "Gemeinschaftssprecher" bei dem Bund hat, wollte Iloff der taz nicht erklären. Auch nicht, welche Aktivitäten der Bund pflegt oder wie viele Mitglieder er vereint. Jede per E-Mail gesendete Frage ließ Iloff bis Dienstagmittag unbeantwortet.

Der "Deutsche Bund" will sich von "der Masse, der Gleichheit" abgrenzen und als "Keimzelle unseres Wiedererblühens" agieren

Laut dem Bayrischen Verfassungsschutz wurde der Bund am 22. Mai 1993 maßgeblich von Mitgliedern der rechtsex­tremen Deutschen Liga für Volk und Heimat im bayrischen Bodenkirchen gegründet. 1997 warb der Bund in der extrem rechten Zeitschrift Nation Europa und 1999 in der neu-rechten Jungen Freiheit um neue Mitglieder. Das bayrische Landesamt erwähnt den Bund zuletzt 1999, in seiner Mitgliederzeitung Burgpost würden "die Bundesrepublik Deutschland und ihre Vertreter verunglimpft, das NS-Regime verherrlicht, NS-Verbrechen relativiert und rassistisches Gedankengut vertreten".

Im "Manifest der Deutschen" von 2014 fordern die Mitglieder, "unsere Identität als Volk" zu bewahren, "eine gerechte Beurteilung unserer Väter- und Großvätergeneration" und eine "Verfassung, die von dem deutschen Volk in freier Entscheidung beschlossen" werden soll.

Laut Burgpost erarbeitet der Orden eine "Jahrhundertstrategie" und geht davon aus, dass das Deutsche Reich nicht "untergegangen", die BRD hingegen ein besetztes Land sei. Diese Positionen lassen Merkmale der "Reichsbürger-Bewegung" erkennen.

Aus diesem Milieu berichtet ein Insider, dass der Bund in der Region Kirchdorf "sehr lebhaft" sei. Bereits Ende 2013 traf sich der Bund zur Wintersonnenwende in dem Ort bei Sulingen, mit dabei auch ein Anhänger der verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend. Im Juni 2014 fand ein Zeltlager in einem Waldstück wenige Hundert Meter von Iloffs Anwesen statt. Iloff sicherte das Gelände mit Quad und Feldstecher. Fotos zeigen einen Kader des verbotenen Nationalen Widerstands Dortmund beim Zeltaufbau.

Niedersachsens Verfassungsschutz ist Iloff seit Ende der 90er-Jahre bekannt. Seiner Parteikarriere in der AfD, der er seit 2013 angehört, schaden die rechtsextremen Verstrickungen nicht.

Bildunterschrift: Rechts und rechter: AfD-Vize Alexander Gauland und der "Gemeinschaftssprecher" des "Deutschen Bundes", Andreas Iloff in Brinkum.


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