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Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 14.03.2005 :

Gedenken an 12. März 1945: Zeichen gegen das Vergessen / Ökumenischer Gottesdienst erinnert an die getöteten Duisburger Evakuierten vor genau sechzig Jahren am Geseker Bahnhof / Kranz auf dem Grabfeld niedergelegt

Geseke. Helmut Siebert war damals 15 Jahre alt. Damals, am 12. März 1945. Er war mit Bekannten auf dem Weg zum Bahnhof, als es passierte. Ohne Vorwarnung ging dort ein Bombenhagel nieder; er überraschte einen Zug mit 900 Evakuierten aus Duisburg, die aus dem von Angriffen gebeutelten Ruhrgebiet im Kreis Büren Schutz suchten. 69 Menschen größtenteils Kinder starben. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Geseke bitter getroffen. 60 Jahre war dieses grausame Ereignis auf den Tag genau am Samstag her. Aus diesem Anlass fand zum Gedenken ein ökumenischer Gottesdienst in der Kapelle des Friedhofs mit anschließender Kranzniederlegung auf dem Grabfeld der Opfer statt.

Helmut Siebert, einer der noch wenigen Zeitzeugen, erinnerte sich: "Ich war mit als erster da. Wir haben die Menschen in die nächsten Gaststätten gebracht. Kinder, macht euch keine Sorgen, habe ich zu ihnen gesagt. Mein Gott, ich war ja selbst noch ein Kind." Der Gottesdienst, den Pfarrer Uwe Schläger und Pfarrer Phillip-Werner Nicolai gemeinsam hielten, sollte eine Mahnung gegen das Vergessen sein.

Deutlich formulierte Bürgermeister Franz Holtgrewe die Botschaft der Veranstaltung:

"Nie wieder Krieg!" Und merkte im nächsten Atemzug kritisch an: "Haben Gedenkfeiern wie diese dazu geführt, Krieg unmöglich zu machen? In der Mitte Europas ja, aber woanders? Was ist mit Nordirland, dem Balkan, Afrika, Asien?" Holtgrewe betonte dennoch die Wichtigkeit solch öffentlicher Veranstaltungen, die immer wieder ein Appell seien, Probleme mit Intellekt und nicht mit Waffen zu lösen. Gemeinsam wurde im Anschluss an den Gottesdienst ein Kranz am Gedenkstein auf dem Grabfeld der Opfer des 12. März 1945 niedergelegt.

Als alle gegangen waren, da schaute sich Harald Molder noch einmal in Ruhe die Grabinschriften an. Das ist meine Nachbarschaft, sagte er mit bewegter Stimme. Molder kommt aus dem Duisburger Stadtteil Hüttenheim so wie die meisten der Opfer. Der Heimatforscher und Kriegshistoriker hat eine Ausstellung über das letzte Kriegsjahr 1945 in Duisburg geplant, die am 8. Mai eröffnet werden soll. Auch die grausame Geseke-Geschichte damals am 12. März soll erwähnt werden.

Harald Molder war übrigens der Einzige, der aus Duisburg zu der Gedenkfeier am Samstag angereist war. Die Stadt Duisburg wusste wohl von der Veranstaltung, aber eine Delegation wie beim 50. Jahrestag kam in diesem Fall nicht. Noch nicht einmal ein Kranz wurde geschickt.


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