Schaumburger Zeitung ,
12.03.2005 :
Vorbild für couragiertes und selbstloses Handeln / Herder-Geschichtswerkstatt hat eine Broschüre über Anna Mensching veröffentlicht
Bückeburg (bus). Die Geschichtswerkstatt der Bückeburger Herder-Schule hat eine Broschüre über Anna Mensching, die Ehefrau des von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem posthum als "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichneten Petzer Pastors Wilhelm Mensching, veröffentlicht.
Die von Aylin Beißner, Yasmin Azimzadeh und Erik Krüger zusammengestellte Publikation würdigt eine Frau, die nach den Worten von Projektleiter Klaus Maiwald ein "Vorbild für couragiertes und selbstloses Handeln" darstellt. Die öffentliche Vorstellung erfolgte in den Räumlichkeiten der Diakonie-Sozialstation Bückeburg-Eilsen, die seit Juni 2004 nach Anna Mensching benannt ist.
Dieter Weihmann, Leiter der Sozialstation, und Landesbischof Jürgen Johannesdotter lobten das Engagement der Geschichtswerkstatt. "Wir freuen uns, weil wir jetzt fundiertes Hintergrundwissen über unsere Namenspatronin in der Hand halten", sagte Weihmann. Johannesdotter unterstrich, dass aus der Geschichte nicht nur Daten von Kriegen, sondern auch Daten von Menschen festgehalten werden müssten. "Und insbesondere Daten von Menschen, die in den offiziellen Geschichtsbüchern nicht vorkommen." Der Landesbischof nannte die vielfach ausgezeichnete Geschichtswerkstatt "eine bewährte Einrichtung dieser Stadt". Maiwald und die Realschüler hätten sich als "Sachwalter von allzu leicht Vergessenem" einen Namen gemacht.
Die 22 Seiten umfassende Veröffentlichung zeichnet das Leben der am 24. Juli 1888 als Tochter eines Pastors in Lauenhagen geborenen Frau chronologisch und von zahlreichen Fotos ergänzt nach. Leben (und Gefangenschaft) in Afrika und Indien finden ebenso Erwähnung wie die späteren Jahre, in denen Ehemann Wilhelm von 1920 bis 1952 Pfarrer in Petzen war. Das umfangreichste Kapitel schildert ihr "mutiges Leben unter den Nationalsozialisten". Im Oktober 1943 versteckten Menschings die junge Jüdin Ruth Lilienthal im Petzer Pfarrhaus. In der Publikation ist nachzulesen, wie Lilienthal die uneigennützige Hilfe im Januar 2000 beurteilte.
Eine weitere Verlautbarung Lilienthals aus dem März 2001 hebt (in einem Brief an die Mensching-Tochter Johanna) die Verdienste der Familie hervor: "In Wahrheit sollte ja wirklich Deine ganze Familie geehrt werden - Du und Deine liebe Mutter waren mir damals wirklich am nächsten."
Das mit finanzieller Unterstützung der Schaumburg-Lippischen Landeskirche und von Ursula Mensching erstellte Heft ist (zum Preis von drei Euro) über das Kirchenbüro der Landeskirche, die Diakonie-Sozialstation, die Herder-Schule und die Buchhandlungen Frommhold und Scheck zu beziehen. Und über das "Bauernhaus Lauenhagen", in dem seit Mai 2004 eine Dauerausstellung über Pastor Mensching informiert, in der auch zahlreiche Exponate an Ehefrau Anna erinnern.
12./13.03.2005
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