Lippische Landes-Zeitung ,
29.10.1992 :
Unterbringung von Asylbewerbern in Barntrup / 12 Wohncontainer im Industriegebiet
Barntrup (ThK). Als erste Kommune im Kreis Lippe hat sich die Stadt Barntrup entschlossen, für die Unterbringung von Asylbewerbern Wohncontainer anzuschaffen. Dies erklärte Stadtdirektor Herbert Dahle in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Jugend und Soziales. Als Standort ist ein bisher unbebautes Firmengelände an der Südstraße/Ecke Betonwerk im Industriegebiet vorgesehen. Alle anderen Standortmöglichkeiten seien damit - so Dahle - "vorerst vom Tisch".
Jeweils vier Personen können in den insgesamt zwölf Wohncontainern, die eine Firma aus dem Rheinland am 16. November liefern will, Unterschlupf finden. Mit sanitären Anlagen, Duschen und Waschgelegenheiten sind vier zusätzliche Container ausgerüstet. Das Gelände zur Aufstellung gehört einem Barntruper Unternehmer, der dort seinen Betrieb erweitern will. Da diese Expansion jedoch vorerst noch nicht ansteht, erklärte sich der Inhaber nach Anfrage von Verwaltungschef Dahle spoantan bereit, das Areal zur Verfügung zu stellen. Dahle: "Dieser Standort nimmt uns die Sorge um die Akzeptanz in der Bevölkerung." Die durch das von Städten und Gemeinden arg kritisierte Urteil des Verfassungsgerichtshofes, aufgenommene Aussiedler nicht mehr auf die Asylbewerberquote anzurechnen, entstehenden Unterbringungsprobleme seien durch diese Regelung vorerst entschärft. Dennoch werde sich die Verwaltung bemühen, weiter auf diesem Sektor aktiv zu werden.
Kommenden Montag bittet der Hauptverwaltungsbeamte Vertreter von Verbänden, Kirchen, Vereinen und Parteien an einen "runden Tisch", um Denkansätze zu diskutieren. Im nichtöffentlichen Teil des Sozialausschusses unterbreitete Dahle den Vorschlag, zur Betreuung der Asylbewerber zusätzliche Sozialarbeiter zu beschäftigen. So könne wertvolle Arbeit zur Erleichterung der Integration geleistet werden.
Über das Jahresende 1992 hinaus sei mit der Zuweisung weiterer Asylbewerber zu rechnen. Seit dem umstrittenen Urteilsspruch habe Barntrup 30 Asylbewerber aufgenommen. Bund und Land forderte der Hauptverwaltungsbeamte auf, Verantwortung zu übernehmen und Lösungsansätze zu erarbeiten.
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