Schaumburger Zeitung ,
11.03.2005 :
"Ein Held, auf den wir uns berufen können" / Kranzniederlegung zum 60. Todestag Plettenbergs
Bückeburg (rc). Mit einer Kranzniederlegung an der Gedenktafel an der Hof-Apotheke haben Verwandte, Stadt, Fürstenhaus und das Gymnasium Adolfinum an seinem 60. Todestag des Widerstandkämpfers Kurt Freiherr von Plettenberg gedacht. Der 1891 in Bückeburg geborene Freiherr hatte sich am 10. März 1945 dem Zugriff der Nazi-Schergen entzogen. Um nicht unter der Folter die Namen seiner Gleichgesinnten preisgeben zu müssen, schlug er auf dem Weg zum Verhör seine Bewacher nieder und stürzte sich aus dem vierten Geschoss des Gestapo-Gefängnisses in Berlin in den Tod.
Der ehemalige Chef der Hofkammer und Generalbevollmächtigte des ehemaligen preußischen Königshauses gehörte zum Kreis um den Grafen Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 das missglückte Attentat auf Adolf Hitler verübt hatte. Plettenberg hatte von Anfang an die Mitgliedschaft in der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen verweigert. Seit 1939 sind Kontakte zu Stauffenberg, Beck, von Hassel und anderen Mitgliedern der Widerstandsbewegung belegt. Geboren wurde Plettenberg am 31. Januar 1981 in der Hof-Apotheke.
Fürst Alexander würdigte Plettenberg als "einen besonderen Menschen mit vielen guten Eigenschaften". Besonders hob er dessen ethische Standfestigkeit hervor. Mit seinem Sprung aus dem Fenster habe er wahre Größe bewiesen: "Kurt Freiherr von Plettenberg ist ein Held unserer heute gefestigten Demokratie, ein Held, auf den wir uns berufen können."
Bückeburg sei stolz, dass ein solcher Mensch in der Stadt gelebt hat, sagte Bürgermeisterin Edeltraut Müller. Marion Gräfin Dönhoff, eine Freundin Plettenbergs, zitierend, sagte sie, Plettenberg sei ein heiterer und gerechtigkeitsempfindender Mensch gewesen: "Ein Mensch, auf den wir uns berufenkönnen, auf den wir stolz sind."
Schüler des ehemaligen Leistungskurses des Abi-Jahrgangs 2004 unter Oberstudienrat Johannes Seiler lasen aus Zeitungsberichten vom 3. bis 9. März 1945, um einen Eindruck vom Ende des zusammenbrechenden Dritten Reichs zu geben: von vorrückenden Armeen im Westen und Osten, vergeblichen Gegenangriffen der Deutschen, von gesprengten Rheinbrücken, Bombenangriffen auf Frankfurt oder Hamburg, von Millionen Menschen auf der Flucht. Einen Brief Plettenbergs verlesend, sagte Seiler abschließend: "Er hat sich sein Leben genommen, um andere zu schützen." Der Neffe Plettenbergs, Dr. Karl Freiherr von Ledebur: "Ich bin froh, hier gewesen zu sein."
Der Leistungskurs hatte sich 2004 mit dem Thema "Widerstand" befasst und auch Leben und Wirken Plettenbergs aufgearbeitet. An der Grabstätte Plettenbergs in Potsdam fand gestern ebenfalls eine Gedenkfeier mit der Tochter des Widerstandskämpfers, Dorothea Freiin von Plettenberg, statt.
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