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Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 10.03.2005 :

Der Leser hat das Wort: "Neonazis verharmlost" / Artikel "Nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen" vom 8. März

"Wer es bis jetzt nicht geglaubt hat, konnte es am 8. März im Patriot lesen: In Rüthen gibt es eine sehr sensible Neonazi-Jugendgruppe, nur dass unser Chef der Polizeiinspektion Lippstadt, Herr Jakobi, diese Sensibelchen Spatzen nennt. Untermauert wird diese Aussage vom Leiter des Jugendkommissariats, dass er in Rüthen keine harte Neonazi-Szene zu erkennen vermag. Wir Bürger werden darauf hingewiesen, nicht mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Wie niedlich! Also warten wir, bis diese lieben Spatzen Reichsadler werden, am besten mit Hakenkreuz, und selbst Kanonen haben. Nein, da bin ich ganz anderer Meinung: Niemand wird bestreiten, dass Jugendliche ein Recht auf Irrtum haben, dafür sind sie Jugendliche, aber niemand hat das Recht, auch nicht Herr Jakobi und Herr Teitz, das Getue dieser Jugendlichen zu verharmlosen oder gar den Alkohol als Ursache ihres Verhaltens heranzuziehen. Vielmehr ist es die braune Nazibrühe, die ihnen im Kopf wabert und sie alkoholisiert das sagen und tun lässt, was sie noch nicht direkt vor Erwachsenen zu sagen wagen. Gleichaltrigen gegenüber kloppen sie ganz schön braune Sprüche und das mit Nazisoße. Ich staune darüber, dass die Herren Jakobi und Teitz noch von niemandem wegen Verharmlosung von Neonazitätigkeiten im Kreis Soest zur Rechenschaft gezogen werden. Aber langsam steckt Methode dahinter. Seit der Geschichte mit dem jungen Amerikaner habe ich das Gefühl, dass im Kreis Soest immer dann, wenn es um die Neonazis geht, gedeckelt, verschwiegen und verharmlost wird. Da frage ich mich im Ernst, wer schützt mich als Bürger demnächst vor unseren Schützern und vor den "sensiblen" Neonazis."

Nikolaus Filip
Burgstraße 10
Rüthen

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Der Patriot - Lippstädter Zeitung, 08.03.2005

"Nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen" / Kripo: Keine harte Neonazi-Szene in Rüthen / "Fast überall spielt Alkohol eine Rolle"

Rüthen. Bei der Auseinandersetzung mit vermeintlich rechtsradikalen Jugendlichen in Rüthen rät die Polizei zu Sensibilität und auch Gelassenheit im Umgang mit den Betroffenen. Das wurde gestern bei der Vorlage der Kripo-Statistik deutlich.

So warnte Josef Jakobi, Chef der Polizeiinspektion Lippstadt, davor, "mit Kanonen auf Spatzen zu schießen". Und Dieter Teitz, Leiter des im vergangenen Jahr neu gegründeten Jugend-Kommissariats, sagte, dass "ich in Rüthen keine harte Neonazi-Szene zu erkennen vermag".

Zur Erinnerung: Im Jahr 2003 war ein US-amerikanischer Austauschschüler von Unbekannten angegriffen und verletzt worden. Fremdenfeindlicher Übergriff oder Racheakt unter Jugendlichen aus ganz persönlichen Gründen? Der Staatsschutz ermittelte; keiner der Tatverdächtigen wurde angeklagt.

Klar, dass die Öffentlichkeit in Rüthen sensibilisert ist. Und so war, nachdem kürzlich ein Jugendlicher im NS-Aufzug an der Generalversammlung des Heimatvereins teilgenommen hatte, überlegt worden, die Jugendgruppe aufzulösen. Teitz: "Das wäre der denkbar schlechteste Ansatz, deshalb die Jugendabteilung zu schließen". Bei Jugendlichen sei "sicherlich ein Stück Provokation dabei". Falls es zu Straftaten komme, würden die geahndet; ansonsten sei ein sensibles Vorgehen ratsam.

Polizei-Chef Jakobi wies darauf hin, dass auch auf diesem Feld "fast überall Alkohol eine Rolle spielt". Nehme man diese Komponente heraus, "dann würde sich einiges erledigen", so der Polizei-Chef.


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