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Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Westfälische , 07.03.2005 :

Keine Alternative zum Dialog / "Woche der Brüderlichkeit" begann am Sonntag

Bielefeld (cos). Christen und Juden im Dialog: Am Sonntag begann die "Woche der Brüderlichkeit" im neuen Rathaus, in diesem Jahr überschrieben mit dem Paulussatz "Prüfet alles, das Gute behaltet". "Hätten die Deutschen, vor allem die Christen, damals ernsthaft geprüft und den Mut gehabt, das Schlechte zu bekämpfen, wäre die Shoah vielleicht nicht möglich gewesen", sagte Daphne Wolff (Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit) vor gut 100 Gästen.

"Die Mutigen müssen aufstehen", befand Wolff. Bürgermeister Horst Grube stand auf und stellte fest, dass sich Deutschland seiner Vergangenheit gestellt hat. Zu tun sei dennoch eine Menge, das zeigten Übergriffe auf Juden und Ausländer und der Einzug der NPD ins sächsische Parlament. "Nicht nur aus Protest" würden die Rechten gewählt, so Grube.

Zum Dialog, auch zum kontroversen Dialog zwischen den Religionen oder Kulturen sieht Grube keine Alternative. Auch in Bielefeld habe sich eine Parallelgesellschaft entwickelt, sagte Grube mit Blick auf fast ausschließlich von Muslimen bewohnte Viertel, "eine eigene Welt mit anderen Regeln", beginnend mit den Rechten der Frauen. Grube mahnte, Toleranz nicht mit Wegsehen zu verwechseln.

Pastor Ulrich Pohl (Bethel) verband den Ratschlag des Paulus mit der Schöpfungsgeschichte: "Und Gott sah, dass es gut war." Aufgabe des Menschen sei zu bewahren, was Gott gut geschaffen habe. Pohls "Hochachtung vor dem Friedenswerk" europäische Einigung trübt der Umstand, dass ein Gottesbezug in der europäische Verfassung voraussichtlich fehlen wird.

Weitere Veranstaltungen in der Woche der Brüderlichkeit: Montag, 7., bis Freitag, 11. März, jeweils 17.30 Uhr, Kurzgottesdienst in der Altstädter Nicolaikirche. Donnerstag, 10. März, 20 Uhr, Reformierte Gemeinde, Güsenstraße: Jiddische Lieder aus Vergangenheit und Zukunft. Dienstag, 15. März, 20 Uhr, Reformierte Gemeinde: "Die Heimholung des Ketzers".


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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