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Bünder Tageblatt / Neue Westfälische , 04.03.2005 :

Brücken des Glaubens und der Hoffnung bauen / Präsident der "Christians for Israel International" bei der Bünder "Netzwerk"-Gruppe zu Gast

Bünde (mu). Die Arbeitsgemeinschaft "Netzwerk" des Gymnasiums am Markt ist durch Veranstaltungen zur Erinnerung an die Schicksale einst in Bünde lebender jüdischer Mitbürger bereits über Bündes Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden.

Am Mittwochabend erwartete die neugierigen Schüler unterschiedlicher Alterstufen ein besonderes Highlight: ReverendWillemJ.J.Glashouwer, niederländischer Präsident der internationalen Bewegung "Christians for Israel International" (in Deutschland: "Christen an der Seite Israels e.V."), sprach in der Aula der Schule über seine Arbeit und die Chancen des Brückenbaus zwischen Christen und Juden.

Mitglieder der aktiven Gruppe "Netzwerk" besuchten seit der Gründung im Jahr 1999 unter der Leitung der Lehrerin Christina Whitelaw bereits mehrmals Familienangehörige einiger Flüchtlingsfamilien in Amerika und den Niederlanden. Neben der "Spurensuche", die den ersten Schritt der Projektarbeit stellt, gelang es den Schülern immer öfter, die Bevölkerung durch öffentliche Aktionen auf die Bünder Geschehnisse in der Zeit des dritten Reichs aufmerksam zu machen.

Immer wieder gehört auch das Kennenlernen der jüdischen Glaubenspraktiken zu den behandelten Themen. Der Besuch des Präsidenten einer Bewegung, der sich weltweit rund 200.000 Menschen verbunden fühlen, stellt für alle AG-TeilnehmerInnen einen weiteren Höhepunkt der Initiative dar.

Karl van Oordt rief vor 25 Jahren in den Niederlanden die nichtpolitische Bewegung ins Leben, die sich als Bote für die Erfüllung der göttlichen Verheißung hinsichtlich des Staates Israel betrachtet. Aufklärung und Beseitigung antisemitischer Haltungen entlang aller Glaubens- oder Denkrichtungen sowie die aktive Unterstützung der Juden in Israel bilden die zentralen Aspekte der Arbeit.

Bereits nach wenigen Jahren breitete sich die Idee auf Deutschland, Belgien, Amerika, Kanada, Australien, Neuseeland und Teile Asiens aus. Mittlerweile beziehen in Deutschland 30.000 Haushalte die kostenlose monatliche Zeitung "Israel heute", die über Israel informiert. Pfarrer Willem J. J. Glashouwer arbeitete viele Jahre für den niederländischen Hör- und Rundfunk.

Er produzierte Dokumentationen, die sich mit der Entstehung weltweiter antisemitischer Haltungen und deren Wurzeln befassen. Sein Buch "Warum immer wieder Israel? - Vision von der Zukunft Israels und der Welt" fand nicht nur in den Niederlanden großen Anklang und wurde schon bald in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Im Laufe der Geschichte seit Christi Geburt hat sich der Anteil der Juden an der Weltbevölkerung deutlich verringert. Und die absolute Zahl ist auf 15 Millionen zurückgegangen.

Hauptsorge des reisenden Seelsorgers sind vor allem die unterschwelligen Vorurteile, die in vielen Kulturen tiefe Wurzeln haben und schwer zu beseitigen sind. Natürlich - so Glashouwer - sei die große Hoffnung für den nahen Osten ein dauerhafter Friede. Doch um dieses Ziel zu erreichen, reiche Lamentieren nicht aus. Stattdessen versuche die Bewegung "Christians for Israel International" Brücken zwischen Christen und Juden zu bauen, um so neue Wege der Verbundenheit und Besinnung auf Gemeinsamkeit zu beleben.

Der Kontakt zu den Juden in Israel - berichtete Wilhelm J. J. Glashouwer in Bünde - werde stetig ausgebaut. So wurde ein Haus am Berg Zion für Tagungen und Austauschbesuche erworben. Ein anderer Aspekt der Arbeit ist die Unterstützung der Juden, die nach Israel zurückkehren wollen. In der Vergangenheit konnte 70.000 Menschen des jüdischen Glaubens aus der Ukraine die Einwanderung gewährleistet werden.

Dass gerade junge Menschen sich auf diese Art engagieren, ist wunderschön

Von dem Engagement der Bünder SchülerInnen ist Willem J.J. Glashouwer regelrecht begeistert: "Meine Reisestationen werden über zufällige Verbindungen und Kontakte geplant. Ich war zuvor nicht in Bünde. Doch dass gerade junge Menschen sich auf diese Art engagieren, ist wunderschön." Beherbergt ist der Präsident bei der Familie Hagoort.

Beide Töchter gehören zur Netzwerkgruppe und haben dem Pfarrer eine schriftliches Dokumentationsprotokoll überreicht, das er beeindruckt studierte. Und die abendliche Vortragsveranstaltung in der Aula des Gymnasiums, bei der Willem J. J. Glashouwer von der Arbeit und den Erfolgen der Arbeit detailliert berichtete, wird allen Teilnehmenern aus vielen Bevölkerungskreisen als eine interessante Erfahrung in Erinnerung bleiben.


lok-red.buende@neue-westfaelische.de

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