Lippische Landes-Zeitung ,
09.12.1992 :
Vortrag von Professor Arno Klönne zu Ursachen der Fremdenfeindlichkeit / Bürger regen "Runden Tisch" an
Augustdorf (ab). "Die Fremden - Störenfriede, Gäste oder Freunde", über dieses Thema referierte Professor Dr. Arno Klönne von der Universität Paderborn. Die Resonanz auf diese Veranstaltung der katholischen Kirchengemeinde "Maria, Königin des Friedens" in der Aula der neuen Grundschule war außerordentlich groß.
Vertreter aller Parteien, der Schulen, der Caritas, der Gesellschaft für deutsch-jüdische Zusammenarbeit sowie von Pax Christi nutzten wie zahlreiche Bürger und Bürgerinnen die Gelegenheit, im Anschluss an den Vortrag über die auch für Augustdorf relevante Problematik der Fremdenfeindlichkeit zu diskutieren. Pfarrer Thomas Eisenmenger und Gemeindereferent Diether Wegener wiesen darauf hin, dass nun auch in der Sennegemeinde über diese Thematik gesprochen werden müsse.
Klönne, Soziologieprofessor, korrigierte in seinem Vortrag zunächst einmal die Zahlen. So sei der Ausländeranteil in der Bundesrepublik mit rund acht Prozent vergleichbar mit den Zahlen anderer europäischer Länder. In den neuen Bundesländern betrage der Ausländeranteil nur etwa ein Prozent. Schon diese Zahl allein mache deutlich, so Klönne, dass die Fremdenfeindlichkeit nicht durch die Ausländer selbst, sondern durch andere Faktoren verursacht werde. Ein Grund sei, dass insbesondere Jugendliche, aber auch andere Bevölkerungskreise sich durch zunehmende soziale Unsicherheit bedroht fühlen und dadurch die Wirklichkeit verzerrt wahrnehmen.
Sie verwandelten dann, so Professor Klönne, die allgemeine Unsicherheit in Aggressivität gegenüber Ausländern oder anderen Minderheiten. Rechtsextreme Tendenzen seien früher als Überbleibsel einer abgeschlossenen Epoche angesehen worden, doch müsse man sich wohl damit abfinden, dass die Bundesrepublik langfristig eine Zuwanderungsgesellschaft mit großen sozialen Problemen bleiben werde. Jeder selbst müsse im eigenen Alltag bewusst mit diesen Problemen umgehen.
Anschließend äußerten viele Bürger Betroffenheit über die gewalttätigen Übergriffe gegenüber Ausländern. Auch in Augustdorf, das voraussichtlich ebenfalls bald Asylbewerber aufnehmen werde, sei es schon fast so weit, dass man den Anfängen wehren müsse, betonte Bürgermeister Kurt Wistinghausen. "Eine menschlich saubere Lösung kann nur gemeinsam geschehen", erklärte er. Die Bürger regten an, ähnlich wie in Detmold einen runden Tisch zu gründen, bei dem überparteilich und überkonfessionell der Fremdenfeindlichkeit begegnet werden sollte.
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