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2 Veranstaltungen / Nachrichten , 09.04.2016 :

Tages-Chronologie von Samstag, 9. April 2016

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Veranstaltungskalender:



- Samstag, 9. April 2016 um 16.00 Uhr -


Vortrag von Dr. Karsten Wilke: Die extreme Rechte in Ostwestfalen-Lippe: Netzwerke, Themen und Kampagnen


Veranstaltungsort:

Kreismuseum
Burgwall 19
Burgsaal
33142 Büren-Wewelsburg

www.wewelsburg.de


Dr. Karsten Wilke ist Historiker und Mitarbeiter der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold.


Ein Vortrag im Rahmen der "Courage-Tage 2016" gegen rechte Gewalt am 8. und 9. April 2016 in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945.


www.praeventionsrat-paderborn.de
www.mobile-beratung-owl.de


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- Samstag, 9. April 2016 um 20.00 Uhr -


Lesung mit Sascha Lange: "Meuten, Swings & Edelweißpiraten - Jugendkulturen und Opposition im Nationalsozialismus"


Veranstaltungsort:

AJZ Bielefeld
Heeper Straße 132
33607 Bielefeld

www.ajz-bielefeld.de


Ob Swing-Jugend, Edelweißpiraten, Meuten; in Hamburg, Köln, Leipzig und anderswo - überall in Deutschland gründeten sich zwischen 1933 und 1945 Jugendgruppen, die sich dem NS-Regime verweigerten und stattdessen ihre eigenen Subkulturen pflegten. Mit eigenem Dresscode, eigenen Liedern und eigener Freizeitgestaltung, autonom und selbstbestimmt. Dafür wurde auch nicht die direkte Konfrontation mit der Hitlerjugend gescheut und stellenweise sogar deren Einfluss zurückgedrängt, mit Flugblättern, Anti-Nazi-Graffitis, Überfällen auf HJ-Heime - in Großstädten und in der Provinz.

Die Veranstaltung gibt es einen Überblick über die vielfältigen Formen von Opposition und Widerstand durch Jugendliche sowie die Swing-Jugend als erste Jugendsubkultur der Moderne. Dazu werden zahlreiche Fotos gezeigt und aus Originaldokumenten gelesen.


Der Autor Sascha Lange aus Leipzig ist Buchautor und promovierter Historiker, beschäftigt sich seit fünfzehn Jahren mit Jugendkulturen im 20. Jahrhundert und hat im März 2015 das Buch "Meuten, Swings & Edelweißpiraten - Jugendkulturen und Opposition im Nationalsozialismus" veröffentlicht.


Eine Veranstaltung von akzent_in Kooperation mit dem Feministischen Referat der Universität Bielefeld:

www.akzentin.blogsport.de
www.femref.blogsport.de

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Samstag, 9. April 2016


Am 10. April 2016 lädt die Initiative "Gegen das Vergessen" innerhalb der Veranstaltungen zum Verfahren gegen Reinhold Hanning zu einer Begehung des jüdischen Friedhofs in Lage mit Margarete Wißmann ein.

Am 7. April 2016 stellte Herr Jürgen Hartmann "Die Opfer des Nationalsozialismus aus Oerlinghausen. Ein Erinnerungsbuch" vor, das auf der Homepage der Stadt Oerlinghausen als Download zur Verfügung steht.

Am 7. April 2016 enthüllten die Stadt Brakel und der Heimat- und Museumsverein Brakel in der Ostheimer Straße 14 an der einstmaligen Synagoge der Jüdischen Gemeinde feierlich eine Gedenktafel aus Bronze.

In der Nacht auf den 10. November 1938 blieb die Synagoge der Jüdischen Gemeinde in Brakel äußerlich weitgehend unversehrt, da eine Brandlegung wegen der Nähe zu einigen Fachwerkhäusern nicht stattfand.

Am 10. April 2016 findet ein öffentlicher Rundgang durch die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS" in den historischen Räumlichkeiten der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945 statt.

Am 9. und 10. April 2016 fand - eigenen Angaben zufolge - ein "Aktivistenwochenende in Westfalen" der neurechten, rassistischen "Identitären Bewegung Westfalen" mit 30 "Aktivisten aus ganz Westfalen" statt.

Am 31. März 2016 hetzte der Kreisverband Ostwestfalen-Lippe der neonazistischen Partei "Die Rechte" im Internet im rassistischen Duktus gegen geplante Flüchtlingsbauten auf dem Sportplatz Twelsiek in Löhne.

Am 24. März 2016 veröffentlichte die Rechtsaußen-Partei "Löhner Bürger-Allianz" auf ihrer Facebook-Seite eine Unterschriftsliste: "Keine Container-Stadt für Asylanten am Twelsiek (Königstraße / Brunnenstraße)".

Für den 11. Oktober 2016 ist ein Verfahren gegen Ursula Haverbeck-Wetzel (Vlotho) vor dem Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen "Volksverhetzung in vier tateinheitlich zusammentreffenden Fällen" angekündigt.

In der vierten Februarwoche 2016 wurde als getarnter "Persönlicher Brief von Ursula Haverbeck, D-32602 Vlotho - Februar 2016" die Nachfolgepublikation der antisemitischen "Stimme des Reiches" veröffentlicht.

Am 12. November 2015 wurde die 87-jährige Ursula Haverbeck-Wetzel aus Vlotho von einem Hamburger Amtsgericht wegen Volksverhetzung in zwei Fällen zu zehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt.

Für den 21. April 2016 ist (ab 19.30 Uhr) ein Stammtisch des extrem rechten Kreisverbandes Herford der "Alternative für Deutschland", AfD, im Restaurant "Die Knolle" am Rathausplatz 1 in Herford angekündigt.

Am 9. April 2016 referierte die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel beim "9. Lesertreffen" der Zeitschrift "Recht und Wahrheit", "RuW", in Ilfeld über "Statt Kampf gegen rechts - ein Kampf für rechts".

Am 9. April 2016 hielt Meinolf Schönborn in Ilfeld einen "Lagebericht" zur Zeitschrift "Recht und Wahrheit" ("RuW") und teilt mit, dass "Wohnung, Büro und Lager" in Herzebrock-Clarholz gekündigt worden seien.

Am 9. April 2016 referierte Sascha Krolzig von der Neonazi-Partei "Die Rechte" beim "9. Lesertreffen" der Zeitschrift "Recht und Wahrheit", "RuW", in Ilfeld über "Revolution des Bewusstseins - Gedanken zur Tat".

Vom 8. bis zum 10. April 2016 fand im "Ferienhotel Hufhaus" in Ilfeld das "9. Lesertreffen" der Neonazi-Zeitschrift "Recht und Wahrheit", "RuW", Herausgeber ist Meinolf Schönborn (Herzebrock-Clarholz), statt.

Für den 15. April 2016 wird eine "Freitagsdemo" von Thomas Borgartz ("Bielefeld gegen die Islamisierung des Abendlandes") von 19.00 bis 21.00 Uhr (Nahariyastraße, Herforder- und Bahnhofstraße) angekündigt.

Am 2. April 2016 fand eine Demonstration mit 23 Teilnehmenden von "Bielefeld gegen die Islamisierung des Abendlandes" ("Biegida") mit Ansprachen von Thomas Borgartz, Ester Seitz sowie Lionel Baland statt.

Am 9. April 2016 war der vorbestrafte Neonazi-Hip-Hopper Julian Fritsch, "Makss Damage", aus Gütersloh zu Besuch im Szene-Gasthof "Goldener Löwe" in Kloster Veßra, der dem Aktivisten Tommy Frenck gehört.

Am 9. April 2016 fand ein Konzert des Neonazi-Hip-Hoppers Julian Fritsch ("Makss Damage" - Gütersloh) mit "Kategorie C - Hungrige Wölfe" mit dem Motto "Südthüringen gegen Salafisten" in Kloster Veßra statt.

Am 9. April 2016 sprach Karsten Wilke, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold, in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg über Themen der extremen Rechten in OWL.

Am 8. / 9. April 2016 fanden in der "Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945" unter dem Slogan "Zeig Mut, schau hin und tu was" die "Courage-Tage 2016" des Präventionsrat gegen Gewalt statt.

In der Nacht zum 2. April 2016 wurde am selbstverwalteten Jugend- und Kulturzentrum Oerlinghausen an der Detmolder Straße eine Fahne mit der Aufschrift "Refugees Welcome" abgeschnitten sowie entwendet.


www.gegendasvergessen.blogsport.de

www.facebook.com/Gegen-das-Vergessen-in-OWL-971461409602100/

www.oerlinghausen.de/080/sr_seiten/112080100000003559.php

www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/a-b/456-brakel-nordrhein-westfalen

www.wewelsburg.de

www.bielefeldstelltsichquer.wordpress.com

www.mobile-beratung-owl.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Lippe aktuell, 09.04.2016:
Gegen das Vergessen / Führung über den jüdischen Friedhof

Neue Westfälische 05 - Bielefeld mit Oerlingh.-Leopoldsh., 09./10.04.2016:
Als die braunen Horden herrschten

Zeitung für Bad Driburg und Brakel / Westfalen-Blatt, 09./10.04.2016:
"Erinnerungen an eine tragische Zeit" / Bronzetafeln an historischen Gebäuden in Brakel enthüllt

Neue Westfälische 15 - Paderborn (Kreis), 09./10.04.2016:
Zeugen Jehovas im Blickpunkt

Neue Westfälische 13 - Löhne und Gohfeld, 09./10.04.2016:
Bündnis für Vielfalt setzt sich für Flüchtlinge ein

Mindener Tageblatt Online, 09.04.2016:
Haverbeck angeklagt

Westfalen-Blatt, 09./10.04.2016:
Erneut Prozess gegen Haverbeck

Neue Westfälische 01 - Bielefeld West, 09./10.04.2016:
Kommentar / 3. "Biegida"-Kundgebung am kommenden Freitag / Lasst es einfach sein

Radio Lippe, 09.04.2016:
Extreme Rechte in OWL

Neue Westfälische 15 - Paderborn (Kreis), 09./10.04.2016:
Vortrag über Rechte in Ostwestfalen-Lippe

Lippe aktuell, 09.04.2016:
Fahne entwendet / JZO erstattet Anzeige

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Lippe aktuell, 09.04.2016:

Gegen das Vergessen / Führung über den jüdischen Friedhof

Lage. Im Rahmen ihrer begleitenden Veranstaltungsreihe zum Auschwitz-Prozess in Detmold lädt die Initiative "Gegen das Vergessen" am Sonntag, 10. April, um 14.30 Uhr zu einer Führung über den jüdischen Friedhof in Lage mit Margarete Wißmann ein. Treffpunkt ist der Eingang des Friedhofes an der Flurstraße. Teilnehmende Männer werden gebeten, bei der Besichtigung eine Kopfbedeckung zu tragen.

Das älteste erhaltene Grabmal des Friedhofs stammt aus dem Jahr 1715, der Friedhof wurde aber vermutlich schon früher angelegt. Als Begräbnisstätte diente er auch den in Heiden lebenden Jüdinnen und Juden, die sich erst 1888 mit der Gemeinde in Lage zusammenschlossen.

1935 wurde der Friedhof von SS-Angehörigen geschändet, was international Aufsehen erregte. Daraufhin wurde der Friedhof kurze Zeit später wieder instandgesetzt und die Täter ermittelt und verhaftet, jedoch kaum bestraft. 1938 verkaufte die Gemeinde den unteren, älteren Friedhofsteil an einen Grundstücksnachbar unter der Auflage, die alten Grabsteine auf den jüngeren Friedhofsteil umzusetzen und eine Begrenzungshecke zu pflanzen. Dies geschah allerdings nicht, stattdessen wurden die alten Steine teilweise zerschlagen und zur Befestigung einer nahegelegenen Böschung im Boden vergraben. Den oberen jüngeren Teil des Friedhofs erwarb 1941 die Stadt zum Zweck des Ausbaus einer Umgehungsstraße, was allerdings nicht umgesetzt wurde.

Nachdem Bebauungspläne für den alten Friedhofsteil 2001 durch eine Bürgerinitiative gestoppt werden konnten, wurde 2003 auch der alte Friedhofsteil unter Denkmalschutz gestellt. In den Jahren 2012 und 2013 wurden durch Grabungsarbeiten zahlreiche Grabsteinfragmente mit hebräischen Inschriften freigelegt, restauriert und wieder zu vollständigen Grabsteinen zusammengesetzt. Zwischenzeitlich sind sowohl diese wieder ans Licht geholten sehr alten Grabsteine übersetzt als auch die 98 Grabsteine des Friedhofteiles zur Flurstraße hin.

Die dadurch möglichen Rekonstruktionen der Stammbäume der Familien, die in Lage gewohnt haben und hier beerdigt wurden, ist Bestandteil des Vortrages von Dipl.-Ing. Margarete Wißmann von der Stabstelle Umwelt und Klimaschutz der Stadt Lage.

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Neue Westfälische 05 - Bielefeld mit Oerlingh.-Leopoldsh., 09./10.04.2016:

Als die braunen Horden herrschten

Erinnerungsbuch: Der Historiker Jürgen Hartmann stellt jüdische Schicksale aus Oerlinghausen in einer Dokumentation vor / Bürgermeister Dirk Becker will "Erinnerung an unsere Vergangenheit wach halten"

Von Horst Biere

Oerlinghausen. Ein Erinnerungsbuch schrieb der Historiker Jürgen Hartmann über frühere jüdische Bürger aus Oerlinghausen. Es solle den Opfern des Nationalsozialismus aus dem Stadtgebiet Oerlinghausens ein Gesicht geben, indem es die Stationen ihres Lebens und ihres Schicksals nachzeichnet, sagte er bei der Vorstellung im Bürgerhaus.

"Beklemmung und eine sehr emotionale Wirkung" beschleiche ihn, sagte Bürgermeister Dirk Becker bei der Schilderung von Lebensläufen aus den Dokumenten. "Aber wir müssen die Erinnerung an unsere Vergangenheit wach halten", stellte er in seiner Eröffnungsrede im Bürgerhaus fest, "denn es gibt heute wieder neue Versuche politischer Rattenfänger".

"Es sind Bürgerinnen und Bürger einer Stadt, in der sie bis zur nationalsozialistischen Zeit sicher und zu Hause waren. Zwölf Frauen, Männern und Kindern galten nachweislich als "Opfer aus Oerlinghausen", die zwischen 1933 und 1945 zumindest zeitweise in Oerlinghausen, Lipperreihe, Helpup oder Währentrup gemeldet waren und der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zum Opfer fielen", referierte Jürgen Hartmann. Exemplarisch stellte er einige dramatische Lebensläufe von Menschen vor, deren Lebenswege ausnahmslos in Gefängnissen, Konzentrationslagern oder völliger menschlicher Isolation und Selbstmord endeten.

Folterung in Auschwitz

Walter Windmüller war erst durch einen Brief aus Ausschwitz in Jürgen Hartmanns Forschungsblickwinkel geraten. Hartmann: "Er war jüdischen Glaubens, aber wegen zahlreicher Betrugsdelikte schon vorher in vorbeugender Haft, unter anderem im Konzentrationslager Sachsenhausen." Sachsenhausen sei ein "El Dorado" gewesen gegenüber seinem vorherigen Aufenthaltsort in Ausschwitz, schrieb Walter Windmüllerin in einem herausgeschmuggelten Brief an einen Bekannten. Hartmann präsentierte Schrift- und Tondokumente aus einem Auschwitz-Prozess der 1960er Jahre, wonach Windmüller wohl zu Tode gefoltert wurde. Ein Fernschreiben wies lediglich aus: "Tod durch Herzklappenfehler".

Opfer der Reichskristallnacht

Familie Herz, die an der Hauptstraße 78 in der Nähe des Essener Hofes (heute Stadtschänke) ein kleines Textilwarengeschäft besaß, wurde in der so genannten "Reichskristallnacht" am 10. November 1938 von den "braunen Horden" heimgesucht. Man zerschlug ihre Fensterscheiben und ihre Auslagen. Später willigten Irma und Heinrich Herz in den Verkauf ihres Hauses ein, die Familie zog nach Hamburg und lebte unter ärmlichen Verhältnissen in einer kleinen Wohnung. "Den vorhandenen Transportlisten der Hamburger Gestapo zufolge wurden Heinrich Herz am 8. November 1941 und Irma sowie die Kinder Manfred und Uriel am 18. November 1941 ins Ghetto nach Minsk deportiert", berichtete Jürgen Hartmann. Dort wurden offenbar alle ermordet.

Deportiert nach Riga

Die jüdischen Eheleute Eduard und Else Kulemeyer besaßen ein Haus an der Bahnhofstraße 41 (heute Rathausstraße). Sie wurden gegen Ende der 1930er Jahre immer mehr vom öffentlichen Leben ausgegrenzt. Er schrieb seinem Bruder in Argentinien häufig Briefe: "Wie bereits mitgeteilt, müssen wir uns jetzt zur Auswanderung entschließen, da sie uns hier nicht mehr länger haben wollen. ( ... ) Das Grundstück habe ich bislang deswegen noch nicht verkauft und kann es auch nicht tun, bevor wir nicht wissen, nach wohin wir auswandern."

Nach Kriegsbeginn schikanierte die SA die Eheleute verschiedene Male. Ende November 1941 erhielten Eduard und Else Kulemeyer die Aufforderung zur Vorbereitung für die "Evakuierung in den Osten". Am Nachmittag brachte sie der Deportationszug von Münster über Osnabrück mit insgesamt rund 1.000 jüdischen Frauen und Männern nach Riga, wo sie drei Tage später eintrafen. Am "Rigaer Blutsonntag", dem 30. November, und am 8. und 9. Dezember 1941 wurden ungefähr 27.500 Männer, Frauen und Kinder im Rigaer Ghetto ermordet. Vom Ehepaar Kulemeyer gab es seither kein Lebenszeichen mehr.

KPD-Mann Berke

Ein politischer Fall war der des Oerlinghausers Eduard Berke. Als bekannter Funktionär der Kommunistischen Partei (KPD) in Oerlinghausen wurde Berke nach der Machtübernahme 1933 mehrere Male in "Schutzhaft" genommen. In einem großen Verfahren gegen 65 Kommunisten aus Lippe wegen Vorbereitung zum Hochverrat wurde Eduard Berke durch das Oberlandesgericht Hamm im September 1934 zu einem Jahr und fünf Monaten Zuchthaus verurteilt.

Nach der Entlassung im Dezember 1935 stand Berke, der wieder als Schleifer bei der Firma Benteler in Bielefeld arbeitete, unter Überwachung. 1942 bildeten sich in Bielefelder Betrieben vereinzelt lose "Radio-Kreise". Dabei handelte es sich um Gegner des Nationalsozialismus, die bei englischen, russischen und Schweizer Sendern abgehörte Nachrichten austauschten und diskutierten.

Neben Berke gehörten Gustav Meier und Richard Hofmann aus Oerlinghausen, direkte Nachbarn im Wellenbruch, dazu. Der Kreis flog auf. In einem Verfahren wurde Eduard Berke im November 1943 zum Tode verurteilt. Am 4. Januar 1944 wurde Eduard Berke im Gefängnis in Dortmund durch das Fallbeil hingerichtet.

Das Buch im Internet

Das "Erinnerungsbuch", das der Historiker Jürgen Hartmann (der früher Ratsmitglied im Oerlinghauser Stadtrat war) bereits im Jahre 2014 herausgegeben hat, ist auf der Homepage der Stadt Oerlinghausen zu finden und kann heruntergeladen werden.

www.oerlinghausen.de

Bildunterschrift: Erinnerungskultur: Historiker Jürgen Hartmann (r.) stellte seine Dokumentation über frühere jüdische Mitbürger im Bürgerhaus vor. Bürgermeister Dirk Becker hielt die Eröffnungsrede.

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Zeitung für Bad Driburg und Brakel / Westfalen-Blatt, 09./10.04.2016:

"Erinnerungen an eine tragische Zeit" / Bronzetafeln an historischen Gebäuden in Brakel enthüllt

Von Reinhold Budde

Brakel (WB). Mit zwei Gedenktafeln aus Bronze an der ehemaligen Synagoge und an dem so genannten Kapitänshaus weist die Stadt Brakel in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Museumsverein Brakel auf zwei historisch bedeutsame Gebäude hin.

Bürgermeister Hermann Temme hat die beiden handgefertigten Bronzetafeln jetzt feierlich enthüllt. Für das Gemeindehaus der Ostheimer Straße 14 wurde 1841 der Grundstein gelegt. Im Vorderhaus wurden Wohnung und Schulräume eingerichtet, im Hinterhaus befand sich die Synagoge, ein sich über zwei Etagen erstreckender Sakralbau. 1847 lebten 156 Personen jüdischen Glaubens in Brakel. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der Reichs­pogromnacht, wurde die Synagoge verwüstet. "Gerade bei diesem Gebäude ist es so wichtig, dass wir daran erinnern, was dort geschehen ist, auch wenn es schmerzhaft ist", betonte Bürgermeister Temme. "Dies ist eine Erinnerung an eine tragische Zeit", sagte Paul Kramer, Vorsitzender des Heimat-und Museumsvereins Brakel. Zusammen mit Ortsheimatpfleger Alfons Jochmaring hat er mit Bürgermeister Temme gesprochen und vorgeschlagen, eine Bronzetafel an dem Gebäude anzubringen.

Die zweite Tafel ist am Kapitänshaus angebracht. Das Patrizierhaus in der Ostheimer Straße 24 ist 1999 bis 2000 von dem Besitzerehepaar Rita und Klaus Tensi grundsaniert worden. "Früher haben hier Adelige und hohe Bürger Brakels gewohnt", sagte Rita Tensi. Von den vielen Bewohnern sollen zwei Familien Erwähnung finden. Im 17. Jahrhundert bewohnte "Capitain" Hermann Ludwig von der Asseburg mit seiner Ehefrau Odilia Elisabeth von Haxthausen beziehungsweise seiner zweiten Frau Elisabeth von Schell aus Rechen das Kapitänshaus. Sie sind die Stifter der Annenkapelle. Im 18. Jahrhundert ist die Familie Hermann Josef Crux in den Grund-Akten eingetragen. Sein Vater war der Bürgermeister Antonius Crux. Sein Onkel, der Bürgermeister Johannes Crux, ist Stifter der Seitenaltäre in der Michaelskirche und Stifter der Rieseler Waldkapelle.

Die Bronzetafel haben zusammen knapp 2.000 Euro gekostet, die sich der Heimat- und Museumsverein Brakel und die Stadt geteilt haben.

Bildunterschrift: Ortsheimatpfleger Alfons Jochmaring (von links), Paul Kramer (Heimat- und Museumsverein) und Dirk Brassel (Stadtmuseum) neben der Bronzetafel an der ehemaligen Synagoge.

Bildunterschrift: Bürgermeister Hermann Temme mit Rita und Klaus Tensi. Die Tafel erinnert an die Geschichte des Kapitänshauses.

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Neue Westfälische 15 - Paderborn (Kreis), 09./10.04.2016:

Zeugen Jehovas im Blickpunkt

Büren-Ahden. In einer öffentlichen Führung durch die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS" in der Wewelsburg zeigen Museumspädagogen am Sonntag, 10. April, ab 15 Uhr den Alltag der Häftlinge im Konzentrationslager. Im Fokus steht bei der Führung die Gruppe "Zeugen Jehovas", die damals auch "Ernste Bibelforscher" genannt wurden. Treffpunkt zur öffentlichen Führung ist das Eingangsfoyer im ehemaligen Wachgebäude der Erinnerungs- und Gedenkstätte.

Der Eintritt für die Führung kostet für Erwachsene 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro, Familienkarte 6 Euro. Für Inhaber einer Jahreskarte ist die Führung am Sonntag kostenlos.

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Neue Westfälische 13 - Löhne und Gohfeld, 09./10.04.2016:

Bündnis für Vielfalt setzt sich für Flüchtlinge ein

Presserklärung: Aktive üben Kritik an der Unterschriftenaktion gegen Unterbringung

Löhne (nw). Zur Unterschriftenaktion gegen die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Sportplatz Twelsiek nimmt das Löhner Bürgerbündnis "Gemeinsam für Vielfalt" in einer Pressemitteilung Stellung.

Der Anfang des Jahres gegründete Kreisverband OWL der Partei "Die Rechte" unterstützt das Vorgehen der LBA gegen die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Sportplatz Twelsiek. Das Bürgerbündnis "appelliert an Herz und Verstand, hierfür nicht die eigene Unterschrift herzugeben", heißt es in der Presseerklärung.

Am vergangenen Montag einigte sich ein 9-köpfiges Plenum auf eine Stellungnahme: "Neonazis des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen der Partei "Die Rechte" treten laut Verfassungsschutz als Ersatz für verbotene neonazistische Kameradschaften auf. Allein die Sprachwahl der Partei "Die Rechte" stößt übel auf. Zum Beispiel werden Flüchtlinge mit "Invasoren" verglichen, obwohl sie vor militärischen Truppen fliehen. Diese Darstellung nennen wir Menschenverachtend. Die Partei "Die Rechte" sieht kein Recht auf Schutz vor Verfolgung und möchte die Grenzen schließen. Unweit davon steht die Gesinnung, soziale Gruppen in Wohnviertel am Stadtrand, ja im Industriegebiet, abzusondern. Und die LBA hat gerade erst durch falsche Gerüchte über Flüchtlinge auf Facebook bewiesen, dass sie lieber Ängste schürt als konstruktive sinnvolle Ideen zu entwickeln." Der Einsatz vieler ehrenamtlich Tätiger in Löhne demonstriere eindrucksvoll, dass Mitmenschlichkeit unser Zusammenleben ausmache.

Flüchtlinge gehörten in die Mitte der Gesellschaft. Das Zusammenleben von Menschen funktioniere nicht immer problemlos. "Die größte Gefahr stellt jedoch Perspektivlosigkeit und soziale Isolation dar. Dagegen können wir etwas tun. Wir können beweisen, dass wir Konflikte anders lösen können als ein gewaltbereites Regime oder der IS. Wir sollten unseren Blick auf Fluchtursachen und Lösungen richten."

Das Bürgerbündnis werde sich weiterhin mit Aktionen einbringen und wünsche sich breite Beteiligung.

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Mindener Tageblatt Online, 09.04.2016:

Haverbeck angeklagt

Detmold (lnw). Die notorische Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck muss sich vor dem Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Volksverhetzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat die 87-Jährige aus Vlotho angeklagt. Wie das Gericht am Freitag bestätigte, ist der Prozess auf den 11. Oktober terminiert.

Die in rechtsextremen Kreisen populäre Haverbeck hatte beim Auschwitz-Prozess in Detmold für Aufsehen gesorgt. Sie versuchte, zum Auftakt am 11. Februar in den Gerichtssaal zu kommen. Vor dem Eingang gab es Tumulte, die Polizei stellte sich zwischen Haverbeck und Demonstranten. Die 87-Jährige verließ den Ort, an dem gegen den ehemaligen SS-Wachmann Reinhold Hanning verhandelt wird. In einem Brief an den Detmolder Bürgermeister beschwerte sie sich und wiederholte schriftlich ihre Aussage, dass Auschwitz ein Arbeitslager und kein Vernichtungslager gewesen sei.

In Hamburg ist Haverbeck nach einer gleichlautenden Aussage bereits wegen Volksverhetzung in zwei Fällen zu zehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden. Dieses Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

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Westfalen-Blatt, 09./10.04.2016:

Erneut Prozess gegen Haverbeck

Vlotho (WB). Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck aus Vlotho muss sich am 11. Oktober vor dem Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Volksverhetzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hatte, wie berichtet, die 87-Jährige angeklagt. Es geht um Veröffentlichungen im Internet, in denen sie den Holocaust geleugnet haben soll. In Hamburg wurde sie im November 2015 bereits wegen Volksverhetzung zu zehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

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Neue Westfälische 01 - Bielefeld West, 09./10.04.2016:

Kommentar / 3. "Biegida"-Kundgebung am kommenden Freitag / Lasst es einfach sein

Stefan Gerold

Und täglich grüßt das Murmeltier: "Biegida", der Bielefelder Ableger von "Pegida" (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), bereitet sich zu einer Kundgebung mit Demonstration vor. Ein paar Deutschland-Fahnen werden ausgepackt, nach und nach trudeln die Anhänger ein, am Ende sind es gerade mal zwei Dutzend. Gut 100 Meter weiter versammeln sich Tausende Menschen, um gegen "Biegida" zu demonstrieren. So geschehen im vergangenen September und jüngst Anfang April. Angesichts des großen Erfolges seiner Aktivitäten startet "Biegida"-Initiator Thomas Borgartz vom nahen Möhnesee am 15. April einen erneuten Versuch, dass sich Bielefeld gegen die Islamisierung des Abendlandes erheben möge. Problem dabei: Die Bielefelder wollen einfach nicht. Gerade mal drei Menschen haben bisher auf Facebook ihr Interesse an der Veranstaltung bekundet. Das Bielefelder "Bündnis gegen Rechts" kann knapp 24 Stunden nach Eintrag der Gegen-Veranstaltung schon deutlich mehr als 300 Interessenten und feste Zusagen für die Gegen-Demonstration vorweisen.

Da stellt sich so langsam die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Unterfangens von Borgartz. Allmählich drängt sich tatsächlich der Vergleich mit dem eingangs erwähntem Film auf. Bill Murray spielt darin einen arroganten, egozentrischen und zynischen Mann, der in einer Zeitschleife festsitzt und ein und denselben Tag immer wieder erlebt, bis er als geläuterter Mann sein Leben fortsetzen kann. Von Läuterung ist Borgartz allerdings angesichts folgender Aussage noch weit entfernt: "Ich habe etwas dagegen, wenn bildungsferne muslimische Einwanderer unsere Kultur zerstören." So wird er immer wieder nur einige wenige verlorene Seelen um sich scharen - und täglich grüßt die Gegen-Demo.

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Radio Lippe, 09.04.2016:

Extreme Rechte in OWL

In der Wewelsburg im Nachbarkreis Paderborn befasst sich ein Vortrag heute mit der extremen Rechten in Ostwestfalen-Lippe. Im Rahmen der "Courage-Tage" spricht ein Historiker zum Thema, der sich NRW-weit gegen Rechtsextremismus einsetzt. Er zeigt die extreme rechte Szene in Ostwestfalen-Lippe, deren Aktionen gegen Flüchtlinge - und Möglichkeiten, diesen entgegenzutreten. Der Vortrag beginnt um 16 Uhr, der Eintritt ist frei.

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Neue Westfälische 15 - Paderborn (Kreis), 09./10.04.2016:

Vortrag über Rechte in Ostwestfalen-Lippe

Büren-Wewelsburg. Auf Einladung des Präventionsrats gegen Gewalt des Kreises Paderborn referiert Karsten Wilke im Rahmen der "Courage-Tage 2016" am Samstag, 9. April, um 16 Uhr im Burgsaal der Wewelsburg über den Rechtsextremismus in Ostwestfalen-Lippe. Er beschreibt wie Rechtsextremismus in Erscheinung tritt. Der Vortrag befasst sich mit den Netzwerken der extremen Rechten und beabsichtigt, die dort verhandelten Themen sowie aktuelle Kampagnen gegen Geflüchtete und gegen das Grundrecht auf Asyl vorzustellen. Der Eintritt ist kostenlos.

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Lippe aktuell, 09.04.2016:

Fahne entwendet / JZO erstattet Anzeige

Oerlinghausen. In der Nacht zum vergangenen Samstag (2. April) haben bisher unbekannte Täter am selbstverwalteten Jugend- und Kulturzentrum Oerlinghausen (JZO) eine Fahne mit der Aufschrift "Refugees Welcome" abgeschnitten und entwendet. Diese war seit über einem Jahr auf Höhe der ersten Etage an der Fassade des Hauses angebracht.

"Dass die Fahne gestohlen wurde, ist für uns wenig ärgerlich, denn in den nächsten Tagen sollte sie sowieso durch eine neue ersetzt werden, weil sie durch Wettereinflüsse ausgeblichen war", sagt Vereinsmitglied Ann-Katrin Winkler. Zu Bedenken gibt den Jugendlichen des JZO nur, dass hinter der Tat wahrscheinlich eine politische Motivation zu vermuten ist. Nicht zuletzt deshalb hat man die Polizei eingeschaltet, die jetzt wegen Diebstahls ermittelt und mögliche Zeugen um Hinweise bittet.

Bildunterschrift: Diese Fahne wurde abgeschnitten und entwendet.

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