Deister- und Weserzeitung ,
09.02.2005 :
Zum Thema
Norddeutsche Neonazis - seit Jahren im Visier des Verfassungsschutzes Hameln (ni). Es sind beileibe keine Leichtgewichte der rechtsextremen Szene, die für Sonnabend ihren Besuch in Hameln angekündigt haben. Keine Mitläufer, sondern durchweg Gestalten, die regelmäßig Erwähnung in den Berichten des Verfassungsschutzes finden.
Jürgen Rieger zählt seit Jahren zu den Schlüsselfiguren der deutschen Neonazi-Szene und wurde mehrfach wegen rassistischer Äußerungen verurteilt. Er war Mitglied so tiefbrauner Organisationen wie der inzwischen verbotenen Wiking-Jugend und der Nationalistischen Front. Seit Jahren spinnt er an einem Netzwerk seiner arisch-germanischen Gruppen und ist ständig auf der Suche nach einer Wirkungsstätte für die Mitglieder seiner "Artengemeinschaft" und zahlloser Tarn-Vereine. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg schrieb ihm 1998 ins Stammbuch, die auf den ersten Blick harmlos erscheinenden Aktivitäten der von ihm geführten Organisationen "entpuppen sich bei näherer Betrachtung als rechtsextremistische Veranstaltungen", propagierten den "Führungsanspruch der germanischen Rasse" und trügen "zu einer rechtextremen Ideologisierung bei".
Thomas "Steiner" Wulff, enger Weggefährte des Neonazis Christian Worch, war Anführer der verbotenen "Nationalen Liste" und gilt vor allem in Norddeutschland als Führungsfigur der rechtssextremen Szene. Er tat sich als Holocaust-Leugner hervor, wurde wegen Volksverhetzung, übler Nachrede und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. Sein Anwalt: Jürgen Rieger
Thorsten Heise war Landesvorsitzender der verbotenen "Freiheitlichen Arbeiterpartei" (FAP) in Niedersachsen und Anführer einer "Kameradschaft Northeim". Die Organisationsform dieser Kameradschaften ohne verbotsfähige Vereinsstrukturen und ohne formale Mitgliedschaften wurde von den Neonazis entwickelt, um Verbotsmaßnahmen zu unterlaufen. Heise wurde mehrfach wegen Straftaten wie schwerer Körperverletzung, Landfriedensbruch und Nötigung veruteilt. Sein Anwalt: Jürgen Rieger. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes nimmt Heise eine herausragende Rolle innerhalb der Neonazi-Szene ein. Er betreibt seit Jahren einen Versandhandel für "Bild- und Tonträger, Geschenkartikel und Militärkleidung", mit dem er die rechtxreme Klientel bedient. Wiederholt wurden CDs mit volksverhetzendem Inhalt bei ihm beschlagnahmt. Im September 2004 erklärtenWulff und Heise ihren Beitritt zur NPD. Mit ihrem Parteieintritt wollen sie ihrem erklärten "großen Ziel einer umfassenden Volksfront von Rechts" näher kommenund in der NPD "Sprachrohr und Ansprechpartner" aller parteiunabhängigen Neonazis sein. Der NPD-Parteivorstand begrüßte den Beitritt der Neonazis mit einer Erklärung "Volksfront statt Gruppenegoismus".
Sascha Wagner hat sich vom Skinhead zum Funktionär im Bundesvorstand der Jungen Nationaldemokraten hochgedient. Er ist maßgeblich für die Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen und Aufmärschen verantwortlich und reist durch die Lande, um JN-Stützpunkte aufzubauen und die Neonazi-Szene zu vernetzen. Wagner hat gute Kontakte zur rechten Musikszene und reichlich Erfahrung in der Veranstaltung einschlägiger "Konzerte".
Michael Müller ist als antisemitische Liedermacher gern gesehener Gast bei NPD-Veranstaltungen und durfte beispielsweise den Auftritt des Schweizer Holocaust-Leugners Bernhard Schaub in Neu-Ulm mit seiner Musik begleiten. Seine Neonazi-Version des Udo-Jügens-Schlagers "Mit 66 Jahren ... " verhöhnt die im Holocaust ermordeten Juden und fordert die Fortsetzung des NS-Verbrechens: "Mit sechs Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an ... ". Jürgens hat wegen der unerträglichen Verballhornung seines seines Schlagers Strafantrag gestellt.
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