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Bad Oeynhausener Kurier / Neue Westfälische , 05.02.2005 :

"Sie ist die Liebe meines Lebens" / Willi Göckels Frau Mediha soll am 10. Februar nach Bosnien abgeschoben werden

Von Stefan Schelp

Bad Oeynhausen. Vor fünf Jahren hat Willi Göckel (45) die Liebe seines Lebens gefunden. Mediha Kahrimanovic (31) heißt sie. Verliebt über beide Ohren war Göckel. Ist es noch immer. Am 21. Mai 2002 haben die beiden geheiratet. Dann schaltete sich das Ausländeramt ein und hat Glück in Bestürzung verwandelt. Am 10. Februar, in fünf Tagen, soll die junge Frau in ihre bosnische Heimat abgeschoben werden. Bis dahin bleibt sie in Haft. Weil Göckels Glück eine Scheinehe sein soll, geschlossen nur, damit seine Frau nach Deutschland zurückkehren durfte.

Tränen laufen Göckel über die Wange. Der Mann ist vollkommen am Ende. "Ich liebe meine Frau doch von ganzen Herzen", beteuert er. "Wir wollen noch Kinder haben." Montag darf er seine Frau besuchen im Gefängnis von Neuss, ab und an ist ein Telefonat erlaubt. "Bei meinem Leben hab ich ihr versprochen, dass ich sie da raus hole." Längst schon klingt das Versprechen nicht mehr kämpferisch, sondern nur noch abgrundtief verzweifelt.

"Wir waren uns sofort sympathisch"

1999 haben sich Gockel und seine spätere Frau bei Bekannten kennen gelernt. "Wir waren uns sofort sympathisch", erzählt Göckel. Mehr war zunächst nicht. Denn Mediha war noch mit einem Landsmann aus Bosnien verheiratet. Mit ihm ging sie zurück nach Bosnien, als die Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland abgelaufen war. Göckel und seine spätere Frau blieben in Kontakt, telefonierten, schrieben Briefe. Die bosnische Ehe war ohne Göckels Zutun bald am Ende. Bei der Scheidung überließ die Frau ihrem Ex-Mann das Haus, sie bekam das Sorgerecht für das Kind und 1.500 Euro für den Neustart. Im Mai 2002 heirateten Göckel und Mediha Kahrimanovic – nach bosnischem Recht und ohne dass Göckel selbst dabei war. Ohne Reisepass durfte er nicht einreisen, ein Anwalt übernahm seinen Part. "Wir wollten ohnehin in Deutschland noch einmal heiraten." Das allerdings verboten die deutschen Behörden, die Ehe sei bereits gültig. Im Dezember endlich durfte Mediha nach Deutschland einreisen, ein Vierteljahr später kam auch ihre Tochter nach. Mediha fand eine Arbeit in Bielefeld, Willi Göckel arbeitete bei der Schokoladenfabrik Meybona in Gohfeld. Das Glück schien perfekt.

Aber dann reiste der Ex-Mann mit Besuchervisum ein. "Er hat meine Frau bedroht. Er wollte ihr die Tochter wegnehmen." Göckel suchte daraufhin eine kleine Zweitwohnung in Bielefeld, mit ordentlichem Mietvertrag zwar, aber ohne Telefon. Denn der Ex-Mann sollte nichts erfahren.

"Ich wusste nicht mal mehr das Geburtsdatum meiner Frau"

Am 17. Januar wurde das Paar ins Ausländeramt bestellt, um die Aufenthaltserlaubnis für Mediha zu verlängern, denn die war ihr trotz der Heirat nur für zwei Jahre ausgestellt worden. Statt einer Formalität erwartete das Paar eine Befragung – in getrennten Büros. Zweieinhalb Stunden wurden beide ausgehorcht. "Ich war so nervös, dass ich nicht mal mehr das Geburtsdatum meiner Frau wusste." Die 1.500 Euro vom Ex-Mann wurden ihm als Bezahlung für die Scheinehe ausgelegt, die zweite Wohnung galt als weiteres Indiz, auch die Fernheirat und selbst der Altersunterschied von 14 Jahren.

Am Ende des schrecklichen Tages blieb Mediha in Haft. "Sie hat sich an mich geklammert, hat bitterlich geweint." Anwälte hat Göckel eingeschaltet, die Kirchengemeinde um Hilfe gebeten. Zeugenaussagen von Freunden und Arbeitgebern gesammelt. Bislang alles vergeblich.

Auf Anfrage der Neuen Westfälischen konnte die Kreisverwaltung, zu der das Ausländeramt gehört, gestern keine "abschließende Klärung" anstellen. Sie will sich am Montag äußern.

"Was soll ich bloß tun", fragt Göckel "Sie ist die Liebe meines Lebens." Und wieder fließt eine Träne.

05./06.02.2005
lok-red.oeynhausen@neue-westfaelische.de

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