Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische ,
05.02.2005 :
Prophylaxe gegen Rechts / Projektwettbewerb "Tage der Befreiung" nimmt noch Beiträge entgegen
Salzkotten-Niederntudorf (NW). "Vielleicht können wir ja andere Jugendliche dazu bringen, auch bei dem Projektwettbewerb mitzumachen." Daniel, Schüler des evangelischen Religionskurses im 10. Jahrgang der Hauptschule Niederntudorf/Wewelsburg, hat sich gemeinsam mit vier Mitschülern mit den Ereignissen unter der NS-Diktatur auseinandergesetzt.
Anlass war der Projektwettbewerb "Tage der Befreiung", der Jugendliche zum Gespräch mit Zeitzeugen aufforderte. Die Begegnung mit dem 98-jährigen Auschwitz-Überlebenden Kurt Steinitz aus Wewer hat Daniel tief beeindruckt.
Lange vorbereitet haben die fünf Schüler ihre Teilnahme an dem Wettbewerb, den der Verein "Gedenktag 2. April in Wewelsburg – Verein wider das Vergessen und für Demokratie e. V.", die Stadt Büren und das Amt für Jugendarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Paderborn gemeinsam ausgeschrieben haben. Zum Einstieg in die Thematik las Religion- und Deutsch-Lehrerin Ilona Vorwald Lektüren über Wurzeln und Ursachen des Antisemitismus im Mittelalter und über die Zeit der NS-Diaktatur mit dem gesamten Kurs.
Dann kam das Interview mit dem Zeitzeugen. Die Fragen dafür hatten Tommy, Oliver, Daniel, Jakob (alle 16) und Sven (18) sorgfältig durchdacht. Aber vieles ergab sich auch von selbst. "Man muss sich das mal vorstellen", sagt Oliver. "Leichenberge, so groß wie der Maspernplatz. Die Menschen wurden nur noch zu Nummern."
Kurt Steinitz hat darauf bestanden, dass die eintätowierte Häftlingsnummer auf seinem Arm deutlich auf dem Zeitungs-Foto zu sehen ist. Obwohl es ihn sehr anstrengte, wollte er den Schülern so viel wie möglich erzählen. "Die Geschichte darf nicht vergessen werden", hat er gesagt. Und, dass er in den Jahren im KZ den Glauben an Gott und die Menschen verloren habe.
Einige Wochen später hat Oliver dem alten Mann einen langen Geburtstagsbesuch abgestattet. Eigentlich wollte er nur kurz eine Grußkarte der Projektgruppe vorbeibringen. "Es ist eine große Nähe entstanden", kommentiert die Lehrerin. "Herr Steinitz war von dem intensiven Interesse der Schüler sehr bewegt."
Mit viel Sorgfalt haben die Schüler sich dann an die Gestaltung der Zeitungsseite gemacht: Außer dem Interview erscheinen noch weitere Texte, eigene Illustrationen und "Buch-Tipps zur NS-Prophylaxe". Vor allem gegen das Vergessen wollen die Jugendlichen sich einsetzen. "Es gibt immer noch so viele Anhänger der Nazis", sagt Daniel. Er ist auf dem Weg ins Fußballstadion schön öfter Skinheads begegnet "Diesen Blick werde ich nie vergessen", meint er. "Dieser Hass! Aber keiner sagt was. Es ist allen egal."
Noch bis zum 15. März werden Wettbewerbsbeiträge entgegengenommen. "Wir würden uns freuen, wenn sich auch kurzfristig noch Projektgruppen zur Teilnahme zusammenfinden würden", so der Leiter des Amtes für Jugendarbeit im Kirchenkreis Paderborn, Volker Kohlschmidt. Gleichzeitig fordert er alle interessierten Jugendlichen auf, ihre Teilnahme auch vor Abgabe der Zeitungsseite in der Wettbewerbszentrale mitzuteilen. Die Preisverleihung findet am 8. Mai, dem Jahrestag des Kriegsendes, statt.
Kontakt: Evangelischer Kirchenkreis, Amt für Jugendarbeit, Tel. (05251) 500211.
05./06.02.2005
lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de
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