Schaumburger Zeitung ,
03.02.2005 :
Wo die Eisernen Kreuze wachsen / Ausstellung "Zur Geschichte einer Auszeichnung" im Preußen-Museum
Minden (ly). Alles würde Hauptmann Stransky für diesen Orden tun. Eines Tages zeigt ihm Feldwebel Steiner persönlich, "wo die eisernen Kreuze wachsen": auf dem Feld des Todes. Zitternd greift der Feigling Stransky zum Gewehr. So drastisch wie in dem Hollywood-Film "Steiner - Das eiserne Kreuz'' (1976) von Sam Peckinpah ist der Wahnsinn des Zweiten Weltkriegs selten gezeigt worden, und selten hat ein Regisseur hohle Phrasen von Ehre und Tugend schonungsloser entlarvt.
Auch das Mindener Preußen-Museum befasst sich mit der Geschichte des Eisernen Kreuzes. Konzipiert worden ist die Sonderausstellung vom Luftwaffenmuseum der Bundeswehr in Berlin-Gatow. Bereits die Eröffnung stieß auf großes Publikumsinteresse. Als Bückeburger dabei: der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Harmening.
Schon das Titelfoto sagt vieles: Ein beinamputierter Soldat des Ersten Weltkriegs sitzt auf der Straße und bettelt. An seiner Brust prangt das Eiserne Kreuz. "Vom Grauen des Krieges lebenslang gezeichnet, gleichsam für seine Tapferkeit ausgezeichnet", erklärte der stellvertretende Museumsleiter Carsten Reuß und zitierte, dass Kriege eine unheilvolle Verwirrung des menschlichen Gemeinschaftslebens seien. "Orden können darüber nicht hinwegtäuschen." Durchaus kritisch also setzt sich das Museum mit dieser wohl preußischsten aller preußischen Auszeichnungen auseinander, die in nahezu jeder deutschen Familie präsent sei, so Reuß. Und sei es als Mitbringsel vom Flohmarkt. Die Macher stellen Fragen und geben Antworten - nachzulesen auch in einer Begleitbroschüre.
Gestiftet hat die Auszeichnung 1813 König Friedrich Wilhelm III., damals für die Dauer des Krieges gegen Napoleon. Erneut eingeführt wurde das "EK" 1870, 1914 und zuletzt 1939 unter Hitler, ergänzt um das Ritterkreuz. Ungezählte Soldaten haben sich nach diesem Stück Metall verzehrt - vielleicht die meisten ließen es sich unter dem Eindruck der Kriegsschrecken eher teilnahmslos an ihre Uniformen heften. Jeder einfache Landser konnte es haben.
Die Bundeswehr nahm das Eiserne Kreuz 1955 als Symbol auf, "um zu zeigen, dass es auch vor den Nazis eine preußische Militärgeschichte gab", so Dr. Harald Potempa, Leiter des Luftwaffenmuseums, in einführenden Worten. "Wir können den Orden nur präsentieren", betonte der Oberstleutnant. "Was dazu geführt hat, dass jemand für das Eiserne Kreuz vorgeschlagen wurde, können wir bloß andeuten." Eine "schöne Ordensschau" soll die Ausstellung mit ihren über 200 Exponaten nicht sein. "Diesen Eindruck brechen wir durch entsprechende Zerstörungsfotos", so Dr. Potempa. "An jedem der ausgestellten Orden klebt Blut."
Zu sehen ist die Ausstellung "Das Eiserne Kreuz" noch bis zum 4. April, und zwar dienstags bis donnerstags sowie an Samstagen und Sonntagen jeweils zwischen 11 und 17 Uhr.
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