Bielefelder Zeitung / Westfalen-Blatt ,
28.11.2015 :
Brandstiftung: Acht Menschen in Flüchtlingsunterkunft verletzt / Polizei nimmt mutmaßlichen Täter fest und schließt politischen Hintergrund aus
Von Volker Zeiger
Bielefeld (WB). Großalarm in einer Flüchtlingsunterkunft: Bei einem Brand in einem Mehrfamilienhaus an der Huberstraße haben am Freitagmorgen acht Menschen Verletzungen erlitten, drei Personen mussten ins Krankenhaus. Die Polizei nahm einen 23-jährigen Bewohner als mutmaßlichen Brandstifter fest. Einen politischen Hintergrund schließt die Polizei aus.
Das Haus an der Huberstraße 20 ist eine kommunale Flüchtlingsunterkunft. Eigentümer ist der evangelische Kirchenkreis Bielefeld, der das Haus an die Stadt vermietete. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Hausverwaltung leben 28 Flüchtlinge aus 13 Nationen in den Wohnungen, die auf fünf Etagen verteilt sind. Zwei Wohnungen sind wegen des Brandes nicht mehr zu benutzen. Die Stadt quartierte alle Bewohner in die Unterkunft an der Zedernstraße in Ummeln um. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf mindestens 70.000 Euro.
Um 10.07 Uhr ging der Notruf bei der Feuerwehr ein. 80 Rettungskräfte der Feuerwehr und 30 Helfer der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) und Polizei trafen wenige Minuten später ein. Die Huberstraße war komplett gesperrt. Zwei Drehleitern standen direkt vor dem Haus. Die Retter entdeckten fünf Personen, die sich auf das Dach gerettet hatten.
Über eine Drehleiter wurden drei Menschen sofort gerettet. Zwei weitere Bewohner waren, wie Feuerwehrchef Rainer Kleibrink berichtete, auf die rückwärtige Seite des Daches geflüchtet. "Hier kamen wir mit der Drehleiter nicht heran", sagte Kleibrink. Der Einsatz eines Springpolsters sei hier auch nicht möglich gewesen. Erst durch gutes Zureden konnten diese Männer dazu bewegt werden, sich zurück ins Haus und danach zu den Sanitätern zu begeben. Die übrigen Hausbewohner hatten kurz nach Ausbruchs des Feuers rechtzeitig durch das Treppenhaus ins Freie rennen können und wurden von Sanitätern betreut. Hinzu kam später ein Notarzt, der mit dem Rettungshubschrauber Christoph 13 vor Ort war.
Acht Bewohner erlitten durch Rauchgase Verletzungen. Fünf der Betroffenen kamen in die Obhut der SEG und in ein Notfallzelt, wo sie "warm gehalten wurden", wie SEG-Einsatzleiter Ansgar Luxen sagte. Die drei Bewohner mit den Rauchgasvergiftungen wurden ins Krankenhaus eingeliefert.
Noch während der Löscharbeiten fahndete die Polizei nach einer geflüchteten Person. Kurz vor 11 Uhr nahmen Einsatzkräfte in Sichtweite des Tatorts einen 23-Jährigen vorläufig fest - in der Nähe des gegenüberliegenden Edeka-Markts. Der Bielefelder soll den Angaben zufolge der Bewohner der angezündeten Wohnung sein und nicht - wie erst vermutet - ein Besucher. Ein Bewohner sagte gegenüber dem Westfalen-Blatt, der Mann habe auch schon einmal die Wohnung "unter Wasser gesetzt".
Die Ermittlungen der Polizei - auch zur genauen Brandursache - dauern an.
Bildunterschrift: Spektakulärer Einsatz: Beim Brand in dem Mehrfamilienhaus an der Huberstraße werden drei Bewohner über eine Drehleiter gerettet. Den Schaden schätzt die Polizei auf 70.000 Euro.
Bildunterschrift: 30 Helfer der Schnell-Einsatz-Gruppe, 80 Feuerwehrleute und ein Notarzt von Christoph 13 sind in der Huberstraße vor Ort.
28./29.11.2015
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