Die Glocke ,
02.02.2005 :
"Fremdsein überwinden" / Gespräche und Erlebnisse, die Schülern unter die Haut gehen
Füchtorf/Berlin (gl). "Es ist mir total unter die Haut gegangen, als Katja Riemann die Texte von Anne Frank und Selma Meerbaum-Eisinger gelesen hat", sagt Friederike Schriewersmann (16). "Auf dieser emotionalen Ebene versteht man plötzlich viel mehr über den Nationalsozialismus als aus nüchternen Fakten." Für die Schülerin war die Lesung mit der bekannten Schauspielerin der Höhepunkt der einwöchigen deutsch-polnischen Jugendbegegnung in Berlin. 25 Mitglieder der Initiative "Courage zeigen - Fremdsein überwinden" trafen dabei auf 25 junge Studenten aus Breslau. Bei Nicolas Krieger (17) hat die Diskussion mit Bundesjustizministerin Brigitte Zypries einen intensiven Eindruck hinterlassen. "Ich war sehr beeindruckt, wie offen und direkt die Ministerin mit uns gesprochen hat", so der Schüler. "Richtig spannend fand ich ihre Argumente zum NPD-Verbotsverfahren, weil es bei diesem Thema einen ganz unmittelbaren Bezug zu unserem Projekt gibt." Auch die Gruppe aus Polen war von der unkomplizierten Art der Spitzenpolitikerin begeistert. "Wege zum Nachbarn" - so lauteten der Titel und gleichzeitig der Anspruch der Begegnung in Berlin. Wie schon bei früheren Aktivitäten der Initiative um den Füchtorfer Helmut Spiering war jungen Leuten vor allem wichtig, die Teilnehmer aus Polen näher kennen zu lernen. "Es ist verblüffend, wie schnell wir alle - Deutsche und Polen - innerhalb der Woche zu einer richtigen Familie zusammengewachsen sind", sagt Peter Badurek (17). Er ist sich sicher, dass die vielen Kontakte, die auch diesmal wieder entstanden sind, Bestand haben werden. Über den Dialog zu gegenseitiger Toleranz finden: Bei den Jugendlichen hat das in der zurückliegenden Woche funktioniert. Das gute Verständnis und die positive Stimmung in der deutsch-polnischen Gruppe übertrugen sich auch auf prominente Gesprächspartner. Gesine Schwan von der Europa Universität "Viadrina" in Frankfurt/Oder stand genauso geduldig Rede und Antwort wie der polnische Botschafter Andrzey Byrt.
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