Der Patriot - Lippstädter Zeitung ,
01.02.2005 :
Rechtsextremer Auftritt sorgt für Empörung / Heimatverein verurteilt Vorfall aufs Schärfste und schließt 18-Jährigen aus seinen Reihen aus
Rüthen. Auf einen üblen Zwischenfall bei seiner Jahreshauptversammlung am vergangenen Samstag hat der Vorstand des Rüthener Heimatvereins unmittelbar reagiert - und zwar mit Aberkennung einer Mitgliedschaft. Zunächst unbemerkt hatte sich ein 18-Jähriges Mitglied der Heimatvereins-Jugendgruppe seiner Jacke entledigt - und saß daraufhin in herausfordernder, offensichtlich rechtsextreme Gesinnung darstellender Kluft da: in beige-braunem Hemd mit schwarzem Riemen.
"Ein Erwachsener muss wissen, was er tut"
"Ich habe diesen Vorfall leider erst mitbekommen, als alles vorbei war und der junge Mann den Raum bereits wieder verlassen hatte - ansonsten hätte ich ihn sofort des Saals verwiesen", erklärte Heimatvereins-Vorsitzende Hermann Krämer gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Er war erst nach Abschluss des offiziellen Versammlungsteils von einem Beobachter informiert worden. "Wir vom Vorstand distanzieren uns jedenfalls in aller Schärfe von diesem Vorfall!" so Krämer.
Besonders schlimm findet es der Vorsitzende, dass es sich bei dem Provokateur um einen immerhin bereits Erwachsenen handelt, der eigentlich wissen müsste, was er tut. Die Mitgliedschaft des 18-Jährigen sei jedenfalls mit sofortiger Wirkung beendet, zudem erhält der junge Mann Hausverbot bei allen Veranstaltungen und Treffen des Heimatvereins.
Der Vorfall wird möglicherweise noch mehr Konsequenzen haben, denn der Vorstand wird sich nun Gedanken darüber machen, ob die Jugendgruppe ganz aufgelöst werden soll: "Bei einer anhaltend rechten Gesinnung der Angehörigen ist der Sinn des Ganzen in Frage zu stellen", so Krämer. Ziel der Gründung der Jugendgruppe sei es seinerzeit gewesen, der politischen Verirrung einiger Heranwachsender entgegenzuwirken. In diesem Sinne zeigten sich einige Vereinsangehörige recht engagiert - u. a. wurde eine Fahrt mit den Jugendlichen in ein ehemaliges Nazi-Konzentrationslager unternommen, um ihnen die Gefährlichkeit und die Konsequenzen rechten Gedankenguts vor Augen zu führen.
Der Vorfall vom Samstagabend, mit dem sich der Heimatverein bloß gestellt sieht, hat aber nun das Fass zum Überlaufen gebracht. Leider waren offenbar alle Bemühungen vergeblich.
Polizei-Pressesprecher Winfried Schnieders sagte gestern im Gespräch mit unserer Zeitung, dass es keine neuen Erkenntnisse über eine organisierte rechte Szene in Rüthen gebe. Vor allem nach dem Angriff auf einen amerikanischen Austauschschüler Ende 2003 und wiederholten Party-Schlägereien und Provokationen hatte es hierüber breite Diskussionen in der Öffentlichkeit der Bergstadt gegeben.
"Zwei "Rädelsführer", die anderen sind Mitläufer"
Heimatvereins-Vorsitzender Hermann Krämer sprach gestern von zwei einschlägigen Rädelsführern in der Gruppe, die anderen sind seines Erachtens als Mitläufer einzuordnen.
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