www.hiergeblieben.de

Schaumburger Zeitung , 31.01.2005 :

Bischof: Versuchen der Leugnung tatkräftig widerstehen / Herderschule: Geschichtswerkstatt eröffnet die Zwangarbeiter-Ausstellung "Gebt uns unsere Würde wieder"

Bückeburg (bus). Viel Lob und Anerkennung für die Arbeit der Geschichtswerkstatt der Bückeburger Herder-Schule: Während der Eröffnung der Ausstellung "Gebt uns unsere Würde wieder - Zwangsarbeit in Schaumburg" würdigten mehrere Redner das Engagement der Realschüler.

Am Rande der Veranstaltung wurde bekannt, dass das Berliner Bündnis für Demokratie und Toleranz den langjährigen Einsatz der Werkstatt gegen Gewalt und Rechtsextremismus mit einem Geldpreis in Höhe von 5.000 Euro belohnt hat. "Ich bin dankbar und stolz auf diesen mutigen und sorgfältigen Versuch, Menschen dem Vergessen zu entreißen und ihnen wieder einenNamen und ein Gesicht zu geben", ließ Landesbischof Jürgen Johannesdotter verlauten.

Schirmherr Johannesdotter, der nachmittags den "Lauf für St. Petersburg" gestartet hatte (wir berichteten), konnte wegen Terminüberschneidungen an der von etwa 100 Gästen besuchten und musikalisch von der Hannoveraner Musikgruppe "Mizwa" gerahmten Eröffnungsfeier nicht teilnehmen.

In seiner von Schulleiter Horst Klüver verlesenen Grußadresse hielt er fest, dass die Ausstellung und die überarbeitete Neuauflage der Dokumentation "Zwangsarbeit in Schaumburg" einen "dringlicher Appell an uns alle" darstellten, "uns der Verantwortung zu stellen und den noch Lebenden Zeichen der Versöhnung und Erinnerung zu reichen". Die ungeheure Zahl der Opfer dürfe nicht dazu führen, diese auch noch ihres Namens zu berauben. "Millionen einzelner Ebenbilder Gottes mit einem persönlichen Namen sind in diesem entsetzlichen Krieg verschleppt und getötet worden. Das ist und bleibt eine Wunde für unser Volk, die wir nicht vergessen dürfen", hieß es im Brief des Theologen.

Er wünsche allen Besuchern der Ausstellung den "Mut, sich der Geschichte zu stellen und allen Versuchen der Verharmlosung und gar der Leugnung der Verbrechen von damals tatkräftig zu widerstehen", teilte Johannesdotter mit.

Projektleiter Klaus Maiwald berichtete, dass die Beschäftigung mit dem Thema allen Beteiligten eindruckvoll vor Augen geführt habe, wie unterschiedlich Zwangsarbeit von den Menschen in Schaumburg interpretiert wird. Neben engagierter Aufklärungs(mit)arbeit sei in vielen Fällen eine sture Ablehnung vorgefunden worden, die bis hin zur Verdrängung der Ereignisse gereicht habe.

Ein besonders dickes Lob erhielt die Geschichtswerkstatt von der designierten neuen Herder-Schulleiterin Christiane Marx. Die Schüler hätten sich nicht nur mit der Geschichte auseinander gesetzt und recherchiert, sondern auch konkrete Hilfe geleistet. "Ich bin stolz darauf, an dieser Schule arbeiten zu dürfen." Mitglieder der Werkstatt zitierten den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker: "Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen. Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander."

Die Ausstellung, die auf vier großen Schautafeln die Zwangsarbeit-Forschungen der Schüler zusammenfasst, ist während der Schulzeiten in der Pausenhalle der Herder-Schule bis Freitag, 18. Februar, zu sehen. Die Dokumentation (Preis: acht Euro) ist im Sekretariat der Schule sowie in den Buchhandlungen Frommhold und Scheck erhältlich.


sz@schaumburger-zeitung.de

zurück