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Lippe aktuell , 29.01.2005 :

Gedenkfeier im Grabbe-Gymnasium / "Denn ein Soldat muss gehorchen ... "

Detmold (ame). Am Donnerstagabend, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, fand in der Neuen Aula des Grabbe-Gymnasiums eine Gedenkfeier statt, die ihr Augenmerk auf den 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz richtete. Bürgermeister Rainer Heller sagte zur Begrüßung: "Auschwitz ist ein Synonym für millionenfachen Mord. Die Erinnerung daran müssen wir weiter tragen." Er betonte, dass ihm das Gedenken an die Opfer zudem persönlich sehr wichtig sei. "Ein Besuch des KZ im Jahre 1979 hat bei mir eine tiefen Eindruck hinterlassen."

"Es wird eine stille Veranstaltung", sagte Schulleiter Wilhelm Hunger im Vorfeld. "Der Beitrag unserer Schule verzichtet auf die plakative Zurschaustellung von Bildern. Die Bilder von Leichenbergen, die Fotos der entkräftet in die Objektive ihrer Befreier starrenden Überlebenden, Ortsansichten, Großaufnahmen der Tötungsmaschinerie - sie sind bekannt. Sie müssen auch weiterhin bekannt bleiben, und sei es nur als ein schwaches Echo jenes Leidens, durch das Millionen von Menschen gehen mussten, vorsätzlich, geplant, systematisch ermordet." Der Beitrag der Schule lenke den Blick auf das, was sich der Kamera weitgehend entziehe, so Hunger weiter. "Der eigenen Stimme folgen" - das findet im Innern einer Person statt. Den Besuchern der Gedenkfeier wurden Einblicke in das Innere von Beteiligten gewährt. In szenischen Lesungen, wurden die unterschiedlichen Standpunkte verschiedener Menschen deutlich. Beklemmend waren die Worte, unbegreiflich auch die Wortwahl eines Soldaten, der sich an einer Massenerschießungen beteiligt hatte. Er bezeichnete dieses Erlebnis als "Angelegenheit", wohl wissend, dass es "christlich gewesen wäre, sich selbst auszuziehen und in die Menschenschlange der Opfer einzureihen". Er entschuldigte sich mit den Worten " ... und ein Soldat muss Befehlen gehorchen".

Das Beeindruckende an dieser leisen Veranstaltung war, dass es die Zuhörer, ohne diese Frage laut zu stellen, dazu veranlasste, darüber nachzudenken, wie wir uns heute selbst verhalten, wenn wir Unrecht sehen.


la.redaktion@lippe-aktuell.de

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