Lippische Landes-Zeitung ,
29.01.2005 :
Dokumentation eines Völkermords / Ausstellung im Hexenbürgermeisterhaus: Mehr als 500.000 Sinti und Roma starben im "Dritten Reich"
Lemgo (sch). "Wir müssen die Erinnerung an die Opfer wach halten. Das ist unser Ziel." Mit diesen Worten eröffnete Anita Awosusi vom Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma die Ausstellung im Hexenbürgermeisterhaus, die den nationalsozialistischen Völkermord an mehr als 500.000 Sinti und Roma auf eindrucksvolle Weise dokumentiert.
Anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz war es dem Arbeitskreis 9. November gelungen, diese Wanderausstellung nach Lemgo zu holen. In ihr wird, ausgehend von konkreten Einzelschicksalen, die Vernichtungspolitik gegenüber der Minderheit nachgezeichnet - "von der stufenweisen Ausgrenzung und Entrechtung bis hin zum fabrikmäßigen Massenmord". Anita Awosusi zu ihren sichtlich berührten Zuhörern: "Goebbels sagte, Juden und Zigeuner sollen vernichtet werden. Unter uns gibt es keine Familie, die nicht Verluste zu beklagen hätte."
Ziel dieser Ausstellung, die bis zum 6. März zu sehen ist, ist es auch, die Ebene der Verfolgung und Entmenschlichung von der Perspektive der persönlich Betroffenen gestalterisch abzuheben. Den menschenverachtenden Dokumenten der Täter werden die Berichte von Überlebenden gegenübergestellt, welche die Lebenswirklichkeit der Sinti und Roma sichtbar machen. Für Bürgermeister Dr. Reiner Austermann macht diese Ausstellung "schmerzlich bewusst, welches Unrecht geschehen, welcher staatlich organisierte Völkermord von deutscher Seite ausgegangen ist. Und dabei ist es unerträglich, dass es Menschen gibt, die heute noch leugnen oder mit alten Parolen Hass säen."
Bis zum 6. März sind weitere Vorträge, Filme und Kulturveranstaltungen vorgesehen. Geplant sind außerdem Führungen für Schulklassen. Weitere Informationen gibt es bei der Volkshochschule unter (05261) 213278 oder 213279. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Museums Hexenbürgermeisterhaus zu besichtigen - dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.
29./30.01.2005
lemgo@lz-online.de
|