Die Glocke ,
29.01.2005 :
Teilweise Bedenken gegen Namenstafeln / "Aus heutigem Mahnmal darf kein 'Kriegerdenkmal' werden"
Harsewinkel (hebo). Die Beantwortung der Frage, ob am Harsewinkeler Ehrenmal künftig auch die heimischen Opfer des Zweiten Weltkriegs namentlich genannt werden sollen, hängt vor allem von zwei Punkten ab: zum einen von urheberrechtlichen Details und zum anderen davon, ob Konsens darüber erzielt werden kann, dass die Anbringung von Namenstafeln den Charakter des Ehrenmals als "generelles Mahnmal gegen den Krieg" nicht verändern würde. Außerdem sind im Vorfeld auch noch gestalterische Fragen zu klären. Stadtarchivar Eckhard Möller gab im Schul-, Kultur- und Sportausschuss einen Überblick des Verfahrens, das im Sommer 2004 von einigen Aktiven des Bürgerschützen- und Heimatvereins in Gang gesetzt worden ist.
Wie "Die Glocke" berichtete, vermissen diese am Ehrenmal in Harsewinkel die Namen derjenigen heimischen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg den Tod gefunden haben, und fordern eine nachträgliche Anbringung solcher Namentafeln. Im Ausschuss wurde deutlich, dass nicht alle Politiker/innen unbedingt hinter dieser Idee stehen. Schließlich sei der Obelisk an der Münsterstraße mit seinen Inschriften ein "Mahnmal für alle Kriegsopfer und gegen die Anwendung jeglicher Gewalt", betonte Albert Deittert (CDU). Keinesfalls dürfe die Anbringung von Namenstafeln dazu führen, dass der Charakter des Mahnmals sich in Richtung "Kriegerdenkmal" verändere, wie es früher überall zu finden gewesen sei. Dies unterstrich auch Klemens Petermann (UWG). Er betonte außerdem, seiner Meinung nach sei bei Errichtung des Mahnmals vor 40 Jahren bewusst auf die Nennung von Namen verzichtet worden. Karin Kirchner (SPD) und Dorothee Schmitz-Wehmöller (Die Grünen) sagten, sie hätten nichts gegen die Anbringung von Namenstafeln - aber wenn, dann dürften nicht nur die gefallenen Soldaten darauf verzeichnet sein. Es müssten alle heimischen Personen und Gruppen genannt werden, die durch das NS-Regime zu Tode gekommen seien.
Eckhard Möller wies darauf hin, dass noch nicht zu klären gewesen sei, ob die Anbringung von Namenstafeln möglicherweise gegen das noch 30 Jahre laufende Urheberrecht verstoßen würde. Dies müsse erst noch mit den Erben des Bildhauers Hartmann geklärt werden. Da auch die Gestaltungsfrage noch völlig offen sei, könne über mögliche Kosten der Ehrenmals-Umgestaltung ebenfalls noch nichts gesagt werden. Sinnvoll könne es jedoch sein, sich rechtzeitig nach Sponsoren umzuschauen. Einmütig stimmte der Ausschuss dem Vorschlag der Verwaltung zu, erst einmal die offenen Fragen zu klären. Möller ist dennoch optimistisch, eine mögliche Umgestaltung des Ehrenmals bis zum Volkstrauertag 2005 über die Bühne bringen zu können.
29./30.01.2005
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