Schaumburger Zeitung ,
28.01.2005 :
1.300 Runden für die Zwangsarbeiter-Rente / "Lauf für St. Petersburg": Riesenresonanz auf Benefizaktion der Herder-Geschichtswerkstatt
Bückeburg (bus). Mit einem "ökumenischen Startschuss" - abgegeben vom evangelischen Landesbischof Jürgen Johannesdotter und von Pfarrer Matthias Ziemens von der Katholischen Kirchengemeinde - ist gestern in der Dr.-Faust-Halle der "Lauf für St. Petersburg" in Bewegung gesetzt worden. In der von der Geschichtswerkstatt der Herder-Schule zugunsten ehemaliger in Schaumburg beschäftigter Zwangsarbeiter initiierten Aktion engagierten sich mehr als 120 Läufer. "Unglaublich viele", war Werkstattleiter Klaus Maiwald von der großen Resonanz verblüfft.
Vor zwei Jahren hatte der Aufruf nur 43 Sportler zur Teilnahme ermuntern können. "Auch eingedenk der gestiegenen Gesamtschülerzahl ist das eine Steigerung, die ich nicht für möglich gehalten hätte", äußerte sich Maiwald respektvoll. Der Pädagoge ließ es sich ebenso wie die mitorganisierenden Sportlehrer Angelika Dierking, Monika Wolf und Martin Wilkening nicht nehmen, die Laufschuhe für den guten Zweck zu schnüren. Pfarrer Ziemens hatte sich im Feld der Sponsoren engagiert, Schirmherr Johannesdotter unterstützte das Anliegen der Geschichtswerkstatt auf dem Spendenweg.
Die Läufer bewältigten nach Maiwalds Schätzung etwa 1.300 Runden und legten dabei rund 200 Kilometer zurück. Pro Runde floss ein zuvor mit einem Sponsor vereinbarter Betrag in die Werkstattkasse - insgesamt wohl mehr als 1.500 Euro, meinten die Organisatoren. Der Sponsorenkreis umfasste Mitglieder desKollegiums, Eltern und Firmen. Die Bandbreite des "Rundenlohns" reichte von 20 Cent bis zu fünf Euro.
Die "erlaufene" Summe soll wie bei den Läufen 2001 und 2003 ehemaligen Zwangsarbeitern aus Belarus, Russland und der Ukraine zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr wurde der Schwerpunkt der Benefizaktion auf St. Petersburg gelegt. Im August 2004 hatte die Geschichtswerkstatt den Besuch der St. Petersburgerin Maria Arbenina organisiert, die während des Zweiten Weltkrieges im Auetal schuften musste. Arbenina soll wie weitere den Hobby-Geschichtsforschern bekannte Arbeiter eine Monatsrente von 25 Euro überwiesen werden. Darüber hinaus planen die Herderaner weitere Hilfsprojekte: die Einladung eines Mädchens und seiner Mutter aus St. Petersburg, die Unterstützung von Straßen- und an Leukämie erkrankten Kindern in derselben Stadt, Beihilfen für die Geschichtswerkstatt Minsk (Treffpunkt früherer Zwangsarbeiter und KZ-Insassen aus Belarus) sowie Spenden an die israelische Organisation "AMCHA", die noch heute unter den Folgen des Holocaustes leidende Menschen betreut.
Die Veranstaltung war auf den 27. Januar gelegt worden, weil dieser sowohl Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ist als auch der 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz war.
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