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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 28.01.2005 :

Mit Springerstiefeln zugetreten / Bewährungsstrafe für drei Männer aus der rechten Szene

Paderborn (JS). Den 14. Februar 2004 wird Josef L. wohl nie vergessen. An diesem Tag wurde er in seiner Steinhäuser Gastwirtschaft brutal zusammengeschlagen. Nur eine Notoperation konnte sein Leben retten. Seine Milz war gerissen. Die Täter: vier gewaltbereite Männer aus der rechten Szene.

Gestern wurden die drei Detmolder und ein Bürener von dem Paderborner Jugendschöffengericht wegen gefährlicher Körperverletzung jeweils zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Sie müssen zudem – so eine Auflage – dem Opfer Schmerzengeldsummen zwischen 500 und 3.000 Euro zahlen. Nach anfänglichem Leugnen hatte das Quartett gestanden, den Wirt, als er eine Party der Dorfjugend beenden wollte, massiv getreten und geschlagen zu haben.

Im Verfahren spielte die politische Gesinnung der zwischen 19 und 23 Jahre alten Männer eine nicht unwichtige Rolle. Sie kamen nämlich damals mit Springerstiefeln an den Füßen und mit einem schwarzen Sweatshirt bekleidet, das die Aufdrucke "KD" ("Kameradschaft Detmold") und " ... für immer und ewig ... " trug, in der Kneipe an. Die Pullover habe man nur getragen, um ein Gefühl des Zusammenhalts zu demonstrieren, betonen die Angeklagten. "Da ist gar nichts mehr", bemühten sie sich um harmlosen Anschein.

Eine Ansicht, die im Gericht niemand so ganz teilen mochte. Die politische Gesinnung spiele bei der Strafzumessung keine Rolle, dürfe aber "nicht unerwähnt gelassen werden", betonte die Vorsitzende Richterin Ursula Kreifels. Die Angeklagten seien in die "rechte Ecke" einzuordnen. Und "das gibt der Situation ein ganz bestimmtes Erscheinungsbild."

Im Kreis Paderborn sei keine derartige Gruppe bekannt, stellte Oberstaatsanwalt Hans-Peter Dietzmann fest, betonte aber kämpferisch: "Kommen Sie ruhig vorbei. Wir behandeln Sie dementsprechend." Im letzten Jahr hat es im Bezirk des Landgerichts 79 Verfahren gegeben – die meisten wegen der Verwendung verbotener Kennzeichen. Verfahren, die wie das gestrige brutale Taten zum Gegenstand haben, sind "Gott sei Dank die Ausnahme", so Dietzmann. "Aber jede rechtsextreme Straftat ist eine zu viel."


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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