Schaumburger Zeitung ,
27.01.2005 :
Ausstellung "Vertreibungen" bis September in Polen zu sehen / Erfolgreicher Ausstellungsstart / Konzept wird von der Presse begrüßt
Rinteln/Sroda Slaska (ur). Die von deutschen und polnischen Historikern gemeinsam entwickelte Ausstellung "Wypedzenia/Vertreibungen" ist nach mehr als halbjähriger Dauer und hohen Besucherzahlen im Rintelner Museum Eulenburg abgebaut worden und jetzt bis September im Regionalmuseum von Sroda Slaska, dem schlesischen Neumarkt, zu sehen.
Die Eröffnung in Polen fand unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit und der Medien statt, und auch die Politiker der Region waren vertreten. Radio Breslau meldete sich ebenso mit einer Reportage von der Ausstellung wie die führende polnische Tageszeitung "Gazeta".
Auch wenn der Begriff "Vertreibung" in Polen nach wie vor noch keine allgemeine Akzeptanz gefunden hat, wird dochüberall die Vorgehensweise der Ausstellungsmacher gerühmt, das Nachkriegsschicksal der deutschen und polnischen Bevölkerung gemeinsam aufzuarbeiten und ohne politisch einseitige Verurteilungen zu dokumentieren. Anerkannt wird zudem in den Pressereaktionen, dass von Anfang an auch der von GrzegorzBorowski und Stefan Meyer herausgegebene illustrierte Begleitband zweisprachig verfasst wurde und damit zum barrierefreien Dialog einlädt. Offenbar besteht auch in Polen ein lebbaftes Interesse, den Schicksalen jener Jahre unabhängig von nationalen Sichtweisen nachzugehen und die Bedeutung für die Individuen darzustellen: Dies kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Ausstellung selbst unter jungen Leuten stark diskutiert wird, was sich in lebhaften Internet-Chats bemerkbar macht.
Museumsleiter Zbigniew Aleksy erhofft sich durch die Nähe zur 30 Kilometer entfernten Großstadt Breslau zahlreiche Ausstellungsbesucher, zumal auch die dortigen Lokalzeitungen über das Projekt berichtet haben.
Wie der Rintelner Museumsleiter Stefan Meyer einschätzt, bestätigt sich mit dem Erfolg das Konzept der vorurteilsfreien deutsch-polnischen Kooperation. Die Ausstellung leiste damit einen wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung von Geschichte über die Grenzen hinweg. Das Rintelner Museum hatte die Kooperation mit dem "Muzeum Regionalne" in Sroda Slaska gesucht, weil viele der von dort vertriebenen Schlesier nach dem Krieg im Weserbergland ihre neue Heimat gefunden haben.
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