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Nachrichten , 02.10.2015 :

Tages-Chronologie von Freitag, 2. Oktober 2015

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Freitag, 2. Oktober 2015


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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Bielefelder Zeitung / Westfalen-Blatt, 02.10.2015:
Eine Frau mit Courage / Johanne Peppmöller half während der NS-Zeit Juden - Eine Straße soll ihren Namen tragen

Lippische Landes-Zeitung, 02.10.2015:
KZ-Besuch macht Gräueltaten erfahrbar / Geschichtsstunde: 100 Gymnasiasten besichtigen die Mahnstätte Buchenwald - auf eigenen Wunsch

Kreis Paderborn, 02.10.2015:
Pressemitteilung / "Herzkeime" am Samstag, den 24. Oktober im Burgsaal der Wewelsburg / Eine szenische Reise durch die Welten der deutsch-jüdischen Dichterinnen Nelly Sachs und Selma Meerbaum-Eisinger

Lippe aktuell, 02.10.2015:
Tour zur Wewelsburg / ADFC startet am Sonntag um 8.50 Uhr

Neue Westfälische 13 - Löhne und Gohfeld, 02.10.2015:
Jens und Diana W. treten aus der Justiz-Opfer-Hilfe aus / Selbstsicherheitsschule: Das Löhner Ehepaar entschuldigt sich bei allen Eltern und den anderen Pelikan-Schulen "unbedacht gehandelt" zu haben / Schulgründer Hans-Jörg Pelikan lobt die beiden als "herzlich" und "liebevoll"

Neue Westfälische 13 - Löhne und Gohfeld, 02.10.2015:
Warten auf die Zwangsräumung / Germanitien: Rechtsextremisten der Justiz-Opfer-Hilfe wollen nicht weichen

WDR-Nachrichten aus Ostwestfalen-Lippe, 02.10.2015:
Gericht kippt Abschiebung nach Ungarn

Bielefelder Zeitung / Westfalen-Blatt, 02.10.2015:
Wieder mehr Flüchtlinge

Neue Westfälische, 02.10.2015:
Syrer soll nach Ungarn zurück

Höxtersche Zeitung / Westfalen-Blatt, 02.10.2015:
Als Flüchtlingsheim ein idealer Ort / Weberhaus in Nieheim steht ab Januar 2016 komplett leer: Abriss, neuer Nutzer oder noch einmal Asylbewerber?

Radio Hochstift, 02.10.2015:
Säure-Anschlag in Döner-Imbiss

WDR-Nachrichten aus Ostwestfalen-Lippe, 02.10.2015:
Attacke mit Buttersäure in Paderborn

Kreispolizeibehörde Paderborn, 02.10.2015:
Unbekannter Täter verschüttet Buttersäure im Lokal

WDR-Nachrichten aus Ostwestfalen-Lippe, 02.10.2015:
Neue Auslandseinsätze für Augustdorfer

Lippe aktuell, 02.10.2015:
Panzerbrigade auf Weg nach Polen / Erhöhte Einsatzbereitschaft der NATO

Lippische Landes-Zeitung, 02.10.2015:
Augustdorfer Panzer rollen nach Polen / Bundeswehr: Rund 200 Soldaten der "Lipperland"-Brigade nehmen an einer Großübung an der NATO-Ostflanke teil / In Sennelager werden 62 Panzer und Radfahrzeuge auf Zuganhänger verladen

Westfalen-Blatt, 02.10.2015:
200 Soldaten zum Einsatz nach Polen

Höxtersche Zeitung / Westfalen-Blatt, 02.10.2015:
Ehrenkreuz für Stanley Hake / Soldaten aus Höxter helfen bei Flüchtlingserfassung - Abschiedsfahrt im US-Polizeiauto

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Bielefelder Zeitung / Westfalen-Blatt, 02.10.2015:

Eine Frau mit Courage / Johanne Peppmöller half während der NS-Zeit Juden - Eine Straße soll ihren Namen tragen

Dornberg (MiS). Im Neubaugebiet "Dissmann" soll eine Straße nach Johanne Peppmöller benannt werden. Das hat die Bezirksvertretung Dornberg gestern beschlossen.

In schwerer Zeit hat Johanne Peppmöller Zivilcourage gezeigt, Mitgefühl für Menschen, die im Abseits standen. 1938 führte die Christin eine Pension in der Bielefelder Bahnhofstraße. Obwohl sie Repressalien fürchten musste, beherbergte sie dort viele jüdische Mitbürger. 1944 wurde das Gebäude durch einen schwere Bombentreffer zerstört. Nach Kriegsende eröffnete Johanne Peppmöller an der Koblenzer Straße eine neue Pension. Auch diese Herberge wurde zur ersten Heimstatt für viele jüdische Rückkehrer.

Johanne Peppmöller starb 1976. Ihr couragierter Einsatz hat bisher noch keine öffentliche Würdigung erfahren.

Eine Geschichts-Arbeitsgemeinschaft des Abendgymnasium Bielefeld stieß im vergangenen Jahr bei der Vorbereitung der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November auf die Lebensgeschichte der Frau, die sich nicht einschüchtern ließ.

Die Studierenden sammelten schließlich mit Unterstützung des Hans-Ehrenberg-Gymnasiums und der Ev. Bonhoeffer-Gemeinde 747 Unterschriften für eine Bürgereingabe, damit eine Straße nach ihr benannt werden kann. Nicht irgendwo. Sondern dort, wo das Geburtshaus der Frau stand. Gellershagen Nummer 18 lautete die ursprüngliche Adresse. Heute ist dort die Babenhauser Straße, liegt die alte Anschrift im Stadtbezirk Dornberg. Das Neubaugebiet befindet sich unmittelbarer Nähe der Menzelstraße.

Der richtige Ort für die eine Peppmöller-Straße, fanden die Studierenden. Eine von ihnen, Julia Brunschön, überreichte gestern Bezirksbürgermeisterin Frauke Viehmeister (SPD) die Unterschriften vor Beginn der Sitzung der Bezirksvertretung. Viehmeister bedankte sich ausdrücklich für das Engagement der Studierenden.

Johanne Peppmöller wurde 1885 geboren. Als Wochenbett- und Säuglingspflegerin kam sie 1922 in den Haushalt der jüdischen Familie Windmüller in Bielefeld. Nach dem Tod der Eltern kümmerte sich Johanne Peppmöller von 1937 an um die Vollwaise Lotte Windmüller. Die Pflegetochter wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und offenbar dort ermordet.

Johanne Peppmöller gelang es aber, mit Lottes Verlobten, dem Juden Paul Hoffmann, Kontakt aufzunehmen. Er war mit Lotte Windmüller aus dem jüdischen Umschulungslager Schlosshof im Westen Bielefelds nach Auschwitz transportiert worden. Briefe und Pakete Johanne Peppmöllers halfen Paul Hoffmann, das KZ zu überleben. Briefe von ihm, der 2008 im Alter von 87 Jahren verstorben war, an Johanne Peppmöller sind erhalten geblieben. 1943 schrieb er aus Auschwitz nach Bielefeld: "Meine liebe gute Pflegmutter! Am 7. Oktober früh morgens erhielt ich Deinen so lieben Brief, der mir nicht nur die größte Freude bereitete, sondern mir auch neuen Lebenswillen und frischen Mut einflößte."

In dem Sammelband "Frauen in der Bielefelder Geschichte" beschäftigten sich auch Christian Wittler und Kai-Uwe von Hollen mit Johanne Peppmöllers Lebensgeschichte. Sie gehöre zu den mutigen Frauen und Männern, "die im Dritten Reich das taten, was die Menschlichkeit gebot, um ihren jüdischen Freuden, Nachbarn und Bekannten zu helfen."

Bildunterschrift: Johanne Peppmöller (1885 - 1976) beherbergte in der NS-Zeit Juden in ihrer Pension an der Bahnhofstraße.

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Lippische Landes-Zeitung, 02.10.2015:

KZ-Besuch macht Gräueltaten erfahrbar / Geschichtsstunde: 100 Gymnasiasten besichtigen die Mahnstätte Buchenwald - auf eigenen Wunsch

Detmold (jab). Um sich einen Eindruck von den Gräueltaten des NS-Regimes zu verschaffen, haben Oberstufenschüler des August-Hermann-Francke-Gymnasiums eine Fahrt zum früheren Konzentrationslager Buchenwald unternommen. In der heutigen Mahn- und Gedenkstätte fand ein besonderer Teil des Geschichtsunterrichts statt.

"Obwohl die Schüler im Unterricht schon Einblicke in die Geschehnisse in den Lagern bekommen hatten, wurde ihnen hier sehr emotional bewusst, dass es etwas anderes ist, einen solchen Ort selbst zu begehen", heißt es in einem Bericht der Schule. Den Ort, wo die Häftlinge, aber auch die SS-Mitglieder lebten, direkt vor Augen zu haben, hinterlasse einen wesentlich tieferen Eindruck als Bilder davon.

Keiner blieb gleichgültig beim Besuch des Krematoriums und des "Pferdestalls", in dem man sowjetische Kriegsgefangene mit Genickschuss systematisch ermordete. Im Anschluss sprachen sich die Schüler des Gymnasiums dafür aus, diese Exkursion fest in das Schulprofil einzubinden.

Bildunterschrift: Bedrückend: Zwei der Oberstufenschüler sehen sich das Krematorium an, in dem viele Ermordete verbrannt wurden.

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Kreis Paderborn, 02.10.2015:

Pressemitteilung / "Herzkeime" am Samstag, den 24. Oktober im Burgsaal der Wewelsburg / Eine szenische Reise durch die Welten der deutsch-jüdischen Dichterinnen Nelly Sachs und Selma Meerbaum-Eisinger

Kreis Paderborn (krpb). Einen Theaterabend, der unter die Haut geht, garantiert "Herzkeime" vom "bewegtbildtheater" am Samstag, den 24. Oktober, um 19.30 Uhr im Burgsaal der Wewelsburg. Ein poetischer Abend, ein Abstecher in die Welt des Liedes und der Lyrik, ein leiser Abend mit Schauspiel, Gesang und Bewegtbild, das alles ist "Herzkeime", eine Art imaginäre Begegnung zweier jüdischer Lyrikerinnen.

Die 1924 in Czernowitz geborene, und mit 18 Jahren im Lager Michailowka gestorbene Selma Meerbaum Eisinger und die 30 Jahre ältere spätere Nobelpreisträgerin Nelly Sachs, kommunizieren über ihre Texte. In beider Leben gab es früh eine tragisch unerfüllte, in höchstem Maße prägende Liebe. Beide eint der historische Hintergrund: Nationalsozialismus, Ausgrenzung, Verfolgung, Angst

In die wunden Seelen beider Frauen legen die Schauspielerin Martina Roth und der Gitarrist Johannes Conen behutsame Fährten, bringen dabei ihre melancholische Poesie zum Blühen. Der Blick des Zuschauers geht durch ein Souterrainfenster hinaus auf die Straße. Diese verändert sich. Wird zum träge dahinfließenden Fluss, zur weiten Steppe, zur klirrend kalten Winterlandschaft. Der Zuschauer wird gefangen genommen von der Magie dieses steten, auf die Texte fein abgestimmten Wandels.

"bewegtbildtheater" sind Martina Roth (Schauspiel und Gesang) und Prof. Johannes Conen (Bewegtbild, Komposition und Gitarre). Roth ist Schauspielerin und arbeitete unter anderem am Thalia-Theater Hamburg, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Schauspiel Leipzig, Nationaltheater Mannheim, Staatstheater Braunschweig, am Badischen Staatstheater Karlsruhe, Staatstheater Darmstadt, TAT Frankfurt, Cuvilliés-Theater München, Grand Théâtre Luxembourg. Conen ist Szenograph, Licht- und Videogestalter. Er hat eine Vielzahl von Schauspiel- und Musiktheaterproduktionen im In- und Ausland visualisiert, unter anderem an der Komischen Oper Berlin, der Deutschen Oper Berlin, der Oper Leipzig, bei den Salzburger Festspielen, am Nationaltheater Mannheim, der Wiener Staatsoper, dem Staatstheater Darmstadt, der Semperoper Dresden, dem Grand Théâtre Luxembourg.

Für die circa 70-minütige Veranstaltung (ohne Pause) können Karten beim Kreismuseum Wewelsburg unter Telefon (02955) 7622-0 reserviert werden. Der Eintritt beträgt Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro und für Inhaber einer Jahreskarte ist dieser kostenfrei.

Bildunterschrift: "bewegtbildtheater" mit "Herzkeime".

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Lippe aktuell, 02.10.2015:

Tour zur Wewelsburg / ADFC startet am Sonntag um 8.50 Uhr

Detmold. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) lädt ein zu einer rund 45 Kilometer langen Radtour, die am Sonntag, 4. Oktober, durch das Almetal von Paderborn zur Wewelsburg führt.

Dort gibt der Historiker Andreas Ruppert eine Einführung in die Geschichte der Burg zur Zeit des NS-Regimes. Die 1123 errichtete Burg auf dreieckigem Grundriss wurde ab 1934 von der SS genutzt und sollte um eine zweite riesige Burganlage erweitert werden, die das vorhandene Gebäude in einem Dreiviertelkreis mit einem Radius von über 600 Metern umfassen sollte. Für diese Arbeiten wurden eigens ein KZ im Dorf Wewelsburg errichtet.

Der ADFC bittet, Proviant für ein Mittagspicknick einzupacken; zum Kaffee wird in der Alten Mühle unterhalb der Wewelsburg eingekehrt.

Treffpunkt ist um 8.50 Uhr am Fahrkartenschalter hinter dem Bahnhofsgebäude Detmold; die Radtour beginnt um 10 Uhr am Hauptbahnhof Paderborn. Rückkehr in Detmold wird vor Einbruch der Dämmerung sein. Die Teilnahme an der Tour ist kostenlos; Gäste sind willkommen.

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Neue Westfälische 13 - Löhne und Gohfeld, 02.10.2015:

Jens und Diana W. treten aus der Justiz-Opfer-Hilfe aus / Selbstsicherheitsschule: Das Löhner Ehepaar entschuldigt sich bei allen Eltern und den anderen Pelikan-Schulen "unbedacht gehandelt" zu haben / Schulgründer Hans-Jörg Pelikan lobt die beiden als "herzlich" und "liebevoll"

Löhne (ulf). Die Betreiber der Löhner Selbstsicherheitsschule Pelikan, Jens und Diana W., sind aus der rechtsextremen Justiz-Opfer-Hilfe ausgetreten. Das geht aus einem Fax hervor, das Jens W. gestern samt einer schriftlichen Erklärung bei einem Redaktionsbesuch vorlegte. Außerdem hat W. bei der Stadtverwaltung den Schulbetrieb als Gewerbe angemeldet.

Zeitgleich erreichte die NW eine Stellungnahme von Hans-Jörg Pelikan, Gründer der Pelikan-Selbstsicherheitsschulen. Pelikan betont, das Löhner Paar habe "selbstständig und eigenverantwortlich" gehandelt: "Diana W. und Jens W. sind nicht Mitarbeiter unserer Schule."

Pelikan betreibt in Herford eine Sportschule. Als Konzeptgeber habe er eine "Kontrollpflicht" gehabt, damit die Schule "nicht annähernd in einem rechtsextremen, ausländerfeindlichen Dunstkreis erscheint". In acht Jahren sei jedoch "nichts Negatives" zu erkennen gewesen. W.s seien mit Kindern aller Nationalitäten und Religionen herzlich und liebevoll umgegangen.

In ihrer Stellungnahme distanzieren sich Jens und Diana W. von "jeglichem rechtsextremen und ausländerfeindlichen Gedankengut". Niemals seien solche Inhalte verbreitet worden. Zudem gebe es Patenkinder in Ghana. Das Paar entschuldigte sich ausdrücklich bei Eltern und anderen Pelikan-Schulen, "unbedacht gehandelt" zu haben.

Bei seinem Redaktionsbesuch sagte Jens W.: "Wir sind da reingeschlittert." Durch eine Empfehlung hätte sich das Paar, das in der DDR aufgewachsen ist, im Juni 2015 an die Justiz-Opfer-Hilfe gewandt. Die beiden schreiben: "Es war uns nicht bewusst, dass wir damit für die Öffentlichkeit der rechten Szene zuzuordnen waren. Dies war ein Fehler." Die beiden wollten juristischen Rat, mussten zuvor aber der Justiz-Opfer-Hilfe beitreten. Daraus wurde innerhalb kürzester Zeit eine Vorstandstätigkeit für den Bereich "Aktive Christen".

Mit zwei Sätzen macht das Ehepaar W. damit Schluss. In dem Fax vom Mittwoch heißt es: "Wir möchten aus dem Vorstand im Internet ausgetragen werden und bitten um Rückgabe aller Dokumente."

Weder Pelikan noch das Ehepaar W. äußerte sich zu den Inhalten der Reichsbürger-Ideologie. Anhänger dieser Verschwörungstheorie glauben an das Deutsche Reich, betrachten die Bundesrepublik und ihre Behörden als "Firma", nicht als Staat, und leiten daraus ein Recht auf Selbstverwaltung ab. Reichsbürger geben Personalausweise zurück, verweigern Steuern und basteln Ausweispapiere.

Anfang September hatte das Jugendamt alle Löhner Kitas und Schulen auf den Werbeflyer der Sportschule hingewiesen und über die Verbindungen zur rechtsextremen Justiz-Opfer-Hilfe aufgeklärt.

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Neue Westfälische 13 - Löhne und Gohfeld, 02.10.2015:

Warten auf die Zwangsräumung / Germanitien: Rechtsextremisten der Justiz-Opfer-Hilfe wollen nicht weichen

Löhne (ulf). Nach der Versteigerung ist vor der Räumung: Die neuen Besitzer des ehemaligen Autohauses im Zentrum von Löhne haben mit dem Zuschlag bei der Zwangsversteigerung einen rechtskräftigen Räumungstitel für die Immobilie bekommen. Theoretisch hätte das Bieter-Trio also direkt nach der Versteigerung einziehen dürfen. Das war dem Vernehmen nach aber nicht geplant. Die neuen Eigentümer wollen aus Angst um die Sicherheit ihrer Familien ungenannt bleiben.

Unrechtmäßig besetzt

Die Vertreter der rechtsextremen Justiz-Opfer-Hilfe hatten am Mittwoch in Fernsehinterviews erklärt, nicht freiwillig weichen zu wollen. Damit ist schon jetzt klar, dass es zu einer Konfrontation und wohl auch zu einer Zwangsräumung kommen wird. Unklar ist nur: wann, wie und mit welchen Mitteln.

Nach Stand der Dinge ist die Immobilie durch die Mitglieder der Justiz-Opfer-Hilfe unrechtmäßig besetzt. Das sehen die Rechtsextremisten natürlich anders. Bisher haben sie auf Nießbrauchsrechte ihrer führenden Köpfe Jürgen Niemeyer und Axel Thiesmeier verwiesen, die 2012 ins Grundbuch eingetragen wurden. Nießbrauch ist ein Nutzungsrecht, das erlaubt, Erträge aus Besitz zu ziehen.

Mit der Versteigerung sind nun sämtliche vorherigen Einträge im Grundbuch gelöscht worden. Weder der Nießbrauch, noch das Wohnrecht für zwei Familienmitglieder des bisherigen Eigentümers haben also Bestand.

Allerdings hat die Justiz-Opfer-Hilfe eine Vielzahl von Mietverträgen im Internet veröffentlicht. Und hier gilt eine alte Juristen-Weisheit: Kauf bricht Miete nicht.

Noch während der Versteigerung erklärte der bisherige Eigentümer Ralf Wachsmuth, er habe seinen Mietern von der Justiz-Opfer-Hilfe längst gekündigt. Es ist jedoch fraglich, ob diese Mietverträge überhaupt jemals gültig waren.

All das wird nun die neuen Eigentümer beschäftigen. Der Sprecher des Bieter-Trios wollte sich gestern auf Nachfrage nicht weiter dazu äußern. Seine Zukunftspläne wollte er auch nicht verraten, nur so viel: "Es soll auf jeden Fall etwas Vernünftiges sein."

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WDR-Nachrichten aus Ostwestfalen-Lippe, 02.10.2015:

Gericht kippt Abschiebung nach Ungarn

02.10.2015 - 07.02 Uhr

Das Mindener Verwaltungsgericht hat die Abschiebung eine Frau aus dem Kosovo nach Ungarn gestoppt. Das Gericht begründet das mit der Entscheidung der Bundesregierung, Flüchtlinge aus Ungarn nach Deutschland zu holen. Die Kosovarin war über Ungarn nach Bielefeld gekommen. Bereits im April ordnete das Bundesamt für Flüchtlinge an, die Frau dorthin zurückzuschicken. Denn Ungarn ist Erstaufnahmeland und deshalb nach EU-Recht zuständig für ihr Asylverfahren. Die Frau versuchte zunächst vergeblich, ihre Abschiebung zu verhindern.

Das Gericht sah sich jetzt allerdings gezwungen, seine Ansicht zu ändern. Denn die Bundesregierung selbst glaube offensichtlich nicht an eine menschenunwürdige Behandlung von Flüchtlingen in Ungarn, heißt es zur Begründung.

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Bielefelder Zeitung / Westfalen-Blatt, 02.10.2015:

Wieder mehr Flüchtlinge

Bielefeld (WB). In Bielefeld waren in der Nacht zu Donnerstag 1.081 Flüchtlinge untergebracht. Damit steigt die Zahl erstmals wieder über die Tausender-Grenze. Es gab 486 Neuzugänge. In der Böllhoff-Halle übernachteten 370 Personen. Die Sporthalle der Volkeningschule musste nicht belegt werden. Zu Spitzenzeiten mussten in Bielefeld mehr als 1.700 Flüchtlinge untergebracht werden.

Unterdessen plant die Stadt eine Bürgerinformation zur Flüchtlingsunterbringung an der Zedernstraße in Ummeln. Die Veranstaltung beginnt am Montag, 5. Oktober, um 18 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Ummeln, Queller Straße 189. Sozialdezernent Ingo Nürnberger und Bezirksbürgermeisterin Regina Kopp-Herr werden dabei auch über das Gemeinschaftshaus sprechen, das künftig möglicherweise als Clearinghaus genutzt werden könnte - also als Wohngebäude für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

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Neue Westfälische, 02.10.2015:

Syrer soll nach Ungarn zurück

Paderborn (nico). Einem 25-jährigen Kriegsflüchtling aus Syrien droht in Delbrück die Abschiebung - obwohl es vor wenigen Wochen noch offiziell hieß, dass das Dublin-System für alle syrischen Flüchtlinge außer Kraft gesetzt sei und laufende Rücknahmeverfahren abzubrechen seien. Die Ausländerbehörde des Kreises Paderborn will den jungen Mann bereits kommenden Mittwoch nach Ungarn überführen. Dort war er auf seiner Flucht verhaftet, misshandelt und zur Abgabe von Fingerabdrücken gezwungen worden. Das Attest eines Facharztes über eine schwere Traumatisierung hat laut Paderborner Flüchtlingsrat, der ihn betreut, zur Zeit noch aufschiebende Wirkung.

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Höxtersche Zeitung / Westfalen-Blatt, 02.10.2015:

Als Flüchtlingsheim ein idealer Ort / Weberhaus in Nieheim steht ab Januar 2016 komplett leer: Abriss, neuer Nutzer oder noch einmal Asylbewerber?

Von Michael Robrecht

Nieheim (WB). Die Zukunft des Weberhauses in Nieheim ist völlig ungewiss. Die ehemalige Kolping-Bildungsstätte wird ab Anfang 2016 komplett leer stehen. Droht der Abriss? Oder werden dort wegen des weiter anhaltenden Flüchtlingsstroms doch noch einmal Asylbewerber untergebracht?

Viele Nieheimer fragen sich seit Monaten, was mit der 1962 gegründeten und früher bundesweit bekannten großen Einrichtung zukünftig geschehen soll. Zur Zeit ist das Bettenhaus noch vom Gesundheitsanbieter "Physio Vital Nieheim" belegt, der wegen der laufenden Großbaumaßnahme im St.-Nikolaus-Hospital aus dem Seniorenheim ausgezogen ist. Im Dezember endet die Übergangsunterbringung im Weberhaus-Bettengebäude, weil die neu errichteten Räumlichkeiten Zur Warte 16 nahe des Schulzentrums von "Physio Vital" bezogen werden können. Ab 1. Januar 2016 habe er keine neuen Mieter und auch keine Anfragen für eine Folgenutzung für das Weberhaus, sagte gestern Wolfgang Gelhard, Geschäftsführer der Kolping-Bildungswerk Paderborn gGmbH, auf Westfalen-Blatt-Anfrage.

Bisher keine Gespräche

In Nieheim denken inzwischen nicht wenige Bürger darüber nach, warum das Weberhaus, das schon zwei Mal mit bis zu 200 Flüchtlingen belegt worden war, nicht wieder Heim für Asylbewerber werden könne und warum die Stadt Häuser kauft, umbaut oder - wie berichtet - Mieterinnen in städtischen Sozialwohnungen kündigt. "Mit uns hat die Stadtverwaltung Nieheim über eine erneute Flüchtlingsunterbringung nicht gesprochen. Auch das Land NRW hat uns nicht mehr auf der Rechnung, weil die zur Zeit lieber 1.000-Personen-Notunterkünfte betreiben möchten", erläuterte Wolfgang Gelhard. Grundsätzlich sei Kolping für neue Lösungen immer gesprächsbereit.

Der Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerkes Paderborn berichtete, dass man das Weberhaus zum Verkauf anbiete, sich aber niemand für die Immobilie interessiere. Es könne nicht so weiter gehen, dass man 100 .000 Euro Kosten zum baulichen Erhalt des Hauses jedes Jahr schultern müsse. Kolping überlege sich schon, was sich in Nieheim rechne: Was bringen ein Abriss der Bildungsstätte - das historische Weber-Wohnhaus natürlich ausgenommen - und der Verkauf des Geländes als Bauland? Gibt es neue Ideen für den Gebäudekomplex? Altenwohnungen? Etwas für Jugendliche? Mögliche Investoren hätten immer davon gesprochen, dass eine Investition so hoch sei, dass man auch neu bauen könne.

Wolfgang Gelhard will verkaufen, wenn die Konditionen stimmen. Das Thema müsse dauerhaft gelöst werden. Kolping sieht das Weberhaus als Flüchtlingsherberge erst dann wieder im Spiel, wenn beispielsweise die Bezirksregierung Detmold Asylbewerber im Auftrag des Landes schnell unterbringen müsse - was durchaus im Gespräch sei. Dann würden weitere Unterkünfte zügig benötigt.

Internationale Schule

Die Zeit der Belegung mit Flüchtlingen sei in Nieheim gut gelaufen. Kolping hätte das gerne fortgesetzt. Da jedoch eine Befristung versprochen worden sei, sei dies kein Thema gewesen und Kolping habe als Betreiber das Driburger Clemensheim übernommen.

Das Bildungswerk hat sich auch mit der Idee von Kopten-Bischof Damian beschäftigt, im Weberhaus eine Internationale Schule zu eröffnen. Kolping als anerkannter Bildungsträger könne solch eine Schule, so Wolfgang Gelhard, sogar selbst betreiben; aber die Frage sei doch, ob so etwas an der Stelle im kleinen Nieheim Sinn mache. Die Migranten, die die Schule besuchen könnten, müssten mit Bussen aus der Region zusammengeholt werden. Das sei teuer und aufwendig und führe auch nicht zu einer besseren Integration in den Unterbringungs- und Wohnorten, wenn man ganztägig unterwegs sei.

Geschäftsführer Gelhard ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass ab Januar die Tür im Weberhaus zu sei. Gebe es keine Interessenten, dann stehe am Ende doch der Abriss des Weberhauses.

Das Weberhaus

1962 wurde das Weberhaus als Kolping-Bildungsstätte eingeweiht. Seinen Namen verdankt es dem Arzt und Politiker Friedrich-Wilhelm Weber (1813 - 1894), der dort von 1887 bis zu seinem Tod wohnte. Weber war auch als Schriftsteller sehr aktiv; große Bekanntheit erlangte sein 1878 veröffentlichtes Epos "Dreizehnlinden", was viele Schülergenerationen lesen mussten. Nachdem in den 1950er Jahren schon einmal der Abriss des alten Hauses diskutiert wurde, übernahm der Kolping-Diözesanverband das Gebäude und richtete für viele Jahre die Bildungsstätte ein.

"Vor dem Hintergrund, dass sich die Bildungslandschaft in den vergangenen Jahren massiv verändert hat, gab es keine Alternative zur Schließung", begründet Wolfgang Gelhard, Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerkes Paderborn, das Ende der Einrichtung. Danach kam noch die zweimalige Nutzung als Flüchtlings-Notunterkunft des Landes NRW.

Bildunterschrift: Die Frage steht im Raum: Was wird aus dem bald leer stehenden Weberhaus in Nieheim? Das Kolping-Bildungswerk würde den Gebäudekomplex gerne verkaufen, sagt Geschäftsführer Wolfgang Gelhard (Foto). Eine erneute Unterbringung von Flüchtlingen lehnen die Paderborner nicht ab.

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Radio Hochstift, 02.10.2015:

Säure-Anschlag in Döner-Imbiss

In Paderborn hat ein Unbekannter in der Nacht einen Säureanschlag auf einen Döner-Imbiss verübt. Das Lokal am Westerntor wurde geräumt - drei Menschen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei fahndet jetzt nach dem Täter. Tatort war der angesagte Döner-Imbiss Made in Bärlin.

Der unbekannte Mann kam kurz nach Mitternacht von der Toilette des Lokals, warf ein Glasröhrchen mit einer Flüssigkeit vor die Theke und rannte nach draußen. Das Röhrchen zerbrach, und sofort fing es an übel zu stinken. Auf der Toilette hatte der Mann auch schon etwas von der Flüssigkeit vergossen. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um Buttersäure. Zwei Angestellte und ein Gast klagten über Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen und kamen ins Krankenhaus.

Der Täter ist groß und kräftig gebaut. Er soll so um die 28 Jahre alt sein und trug eine Brille, einen Kinnbart, eine schwarze Kapuzenjacke und weiße Turnschuhe. Hinweise bitte an die Polizei.

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WDR-Nachrichten aus Ostwestfalen-Lippe, 02.10.2015:

Attacke mit Buttersäure in Paderborn

02.10.2015 - 16.53 Uhr

Ein Unbekannter hat in der Nacht zu Freitag Buttersäure in einem Paderborner Döner-Imbiss verschüttet. Das hat die Untersuchung der Flüssigkeitsproben ergeben. Die Dämpfe der Säure reizen die Augen und die Atemwege. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Nach der Buttersäure-Attacke mussten drei Menschen ins Krankenhaus. Zwei Angestellte und ein Gast litten unter Schwindel und Übelkeit. Inzwischen wurden sie aber wieder entlassen. Laut Polizei war der Täter in den Imbiss an der Westernmauer gekommen und hatte Buttersäure im Gastraum und in der Toilette ausgekippt. Dann flüchtete er. Die Polizei sucht jetzt Zeugen. Vermutlich ist der Mann kein Deutscher, 1,90 Meter groß, trägt eine Brille und hat einen Kinnbart.

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Kreispolizeibehörde Paderborn, 02.10.2015:

Unbekannter Täter verschüttet Buttersäure im Lokal

02.10.2015 - 10.53 Uhr

Paderborn (ots) - (mb). In der Nacht zu Freitag musste ein Lokal an der Westernmauer evakuiert werden, nachdem ein unbekannter Täter Buttersäure verschüttet hatte. Drei Männer mussten ins Krankenhaus. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und sucht Zeugen.

Laut bisherigen Erkenntnissen fiel der Täter gegen 00.05 Uhr auf, als er in der Gaststätte die Herrentoilette verließ und ein Glasröhrchen vor die Theke warf. Dann flüchtete der mit einer Kapuze getarnte Mann durch den Ausgang zur Friedrichstraße / Bushaltestelle Westerntor und lief in Richtung Borchener Straße davon. Im Lokal verbreitete sich sofort ein übel riechender Gestank, ausgehend von der Flüssigkeit aus dem zerbrochenen Röhrchen. Ein Mitarbeiter entdeckte auf der Toilette eine weitere Lache der stinkenden Flüssigkeit. Die insgesamt vier Angestellten und zwei Gäste verließen die Gaststätte und alarmierten die Polizei. Zwei Angestellte (35 / 22) und ein Gast (30) klagten über Schwindel und Übelkeit. Sie wurden vom Rettungsdienst zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Das Lokal und der Bereich davor wurden von der Polizei abgeriegelt. Erste Untersuchungen der Paderborner Feuerwehr ergaben keine Hinweise auf Explosivstoffe oder Brandbeschleuniger. Die Feuerwehr brachte eine Probe der stinkenden Flüssigkeit in ein Labor der Berufsfeuerwehr Dortmund. Am frühen Morgen lag ein erstes Ergebnis der Analyse vor. Demnach handelte es sich bei der Flüssigkeit um Buttersäure.

Der Täter, vermutlich kein Deutscher, soll etwa 28 Jahre alt, 190 Zentimeter groß und von kräftiger Statur sein. Er hatte einen Kinnbart und trug eine Brille. Zur Tatzeit trug er eine schwarze Kapuzenjacke mit einem Rückenaufdruck wie "Boxter" oder ähnlich und weiße Turnschuhe.

Die Polizei sucht Zeugen, die weitere Angaben zu dem Tatverdächtigen machen können. Sachdienliche Hinweise unter Telefon 05251 / 3060.

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WDR-Nachrichten aus Ostwestfalen-Lippe, 02.10.2015:

Neue Auslandseinsätze für Augustdorfer

02.10.2015 - 16.59 Uhr

Auf die Soldaten am Bundeswehrstandort in Augustdorf warten im kommenden Jahr weitere Auslandseinsätze. Insgesamt werden von Sommer bis Jahresende 600 Soldaten in Krisengebiete geschickt, sagt Presseoffizier Martin Waltemathe. Wie sich die aktuelle Entwicklung in Afghanistan auf die Einsatzpläne der Bundeswehr auswirkt, das ist aktuell noch nicht absehbar.

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Lippe aktuell, 02.10.2015:

Panzerbrigade auf Weg nach Polen / Erhöhte Einsatzbereitschaft der NATO

Augustdorf. Rund 200 Soldatinnen und Soldaten der Panzerbrigade 21 "Lipperland" aus Augustdorf samt zahlreicher Kampf- und Schützenpanzer werden seit gestern nach Polen verlegt. Anlass ist die erhöhte Einsatzbereitschaft der NATO.

Jeweils eine Kompanie des Panzergrenadierbataillons 212 sowie des Panzerbataillons 203 werden im monatlichen Wechsel bis Mitte Dezember auf dem Truppenübungsplatz in Orzysz an multinationalen Übungsvorhaben im Rahmen der erhöhten NATO-Präsenz ("Persistent Presence") teilnehmen. Höhepunkt wird die Teilnahme an der Übung "Dragon" 2015 sein.

Mit der Verabschiedung des Planes für die erhöhte Einsatzbereitschaft, dem so genannten Readiness Action Plan (RAP), im September letzten Jahres habe die NATO auf aktuelle sicherheitspolitische Entwicklungen reagiert, heißt es auf der Internetseite des Deutschen Heeres. Zum einen soll der Osten des NATO-Bündnisgebietes durch erhöhte Militärpräsenz gesichert werden, zu denen die fortgesetzte Anwesenheit von Streitkräften gehört. Zudem soll ein Verband mit sehr schneller Einsatzbereitschaft (Very High Readiness Joint Task Force (VJTF)) aufgestellt werden.

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Lippische Landes-Zeitung, 02.10.2015:

Augustdorfer Panzer rollen nach Polen / Bundeswehr: Rund 200 Soldaten der "Lipperland"-Brigade nehmen an einer Großübung an der NATO-Ostflanke teil / In Sennelager werden 62 Panzer und Radfahrzeuge auf Zuganhänger verladen

Von Patrick Bockwinkel

Augustdorf. Mit einem lauten Dröhnen setzt sich der Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A6 in Bewegung und rollt am Bahnhof Sennelager langsam auf einen Transportwaggon. Behutsam steuert der Fahrer den 60-Tonnen-Koloss vorwärts, der für den Waggon ein wenig zu breit ist. Zu jeder Seite steht der Panzer einige Zentimeter über. Immer wieder kontrollieren deshalb Mitarbeiter der Bahn mit Zollstöcken den Abstand auf beiden Seiten, ehe das Kettenfahrzeug mit großen Keilen auf dem Waggon befestigt wird.

Insgesamt 32 Kampf-, Berge- und Schützenpanzer vom Typ Marder sowie 30 Radfahrzeuge werden in mehreren Transporten auf dem Schienenweg ins etwa 1.200 Kilometer entfernte Orzysz im Nordwesten Polens befördert. In der Nähe der weißrussischen Grenze werden rund 200 Soldaten des Panzergrenadierbataillons 212 und des Panzerbataillons 203 aus Augustdorf bis Mitte Dezember gemeinsam mit britischen und polnischen Streitkräften auf einem Übungsplatz das Zusammenspiel im multinationalen Verband trainieren.

"Die Übung findet im Rahmen der dauerhaft erhöhten Präsenz der NATO im Osten statt", erklärt Martin Waltemathe, Pressesprecher der Panzerbrigade 21 "Lipperland", zu der die in Polen geforderten Augustdorfer Einheiten gehören. Die nehmen nicht nur ihre Fahrzeuge, sondern auch Munition, eine Feldküche und verschiedene andere Materialien, etwa für Reparaturen, mit.

"Die Übung ist für uns auf der einen Seite Routine, weil wir dort Dinge tun, die wir auf Übungsplätzen in Deutschland auch trainieren. Auf der anderen Seite ist sie wegen der Entfernung und des multinationalen Umfelds etwas Besonderes", erklärt Hauptmann Matthias Weishäupl, Chef der 1./212. Eine Herausforderung werde es sein, mit sprachlichen Barrieren umzugehen, wenn die Kommandosprache Englisch mal nicht weiterhelfe. Untergebracht seien die Bundeswehrsoldaten in Baracken eines Lagers in der Nähe des Truppenübungsplatzes.

Etwa dreieinhalb Tage sei der mit den Leopard-Panzern beladene Zug nach Polen unterwegs. Ein Teil der Soldaten begleite den Transport. "Die Kameraden verbringen die ganze Zeit in zwei Waggons, in denen es nur wenig Ruhemöglichkeiten gibt", erklärt Feldwebel Christopher Braun vom Panzerbataillon 203. Ein kleiner Vorgeschmack auf das eingeschränkte Leben, das die Soldaten im Manöver führen werden.

Ein Video findet sich auf unserer Homepage unter LZ.de.

Info / Vierwöchiger Wechsel

Wegen der Ukraine-Krise zeigt die NATO seit einigen Monaten verstärkt Flagge an den Ostgrenzen des Verteidigungsbündnisses, was unter dem Oberbegriff "Persistent Presence" läuft. Hierzu zählt auch das Manöver in Polen, an dem 200 Soldaten aus Augustdorf bis Mitte Dezember teilnehmen. Im vierwöchigen Wechsel werden das Panzergrenadierbataillon 212 und das Panzerbataillon 203 Einheiten ins polnische Orzysz in der Nähe der weißrussischen Grenze entsenden. Außerdem nehmen 30 weitere Soldaten der Panzerbrigade 21 an einer Stabsübung namens "Compact Eagle" in Warschau teil.

Bildunterschrift: Verladeaktion: Oberfeldwebel Patrik Dammer (mit Warnweste) weist den Fahrer des Leopard 2 A6-Panzers ein, der den 60-Tonnen-Koloss langsam auf einen Transportwaggon steuert. Mitarbeiter der Bahn überwachen das Verladen.

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Westfalen-Blatt, 02.10.2015:

200 Soldaten zum Einsatz nach Polen

Augustdorf (WB). Für etwa 200 Soldaten aus Augustdorf hat gestern ein zwölfwöchiger Einsatz in Polen begonnen. Dort sollen sie bis Mitte Dezember auf dem Truppenübungsplatz in Orzysz an Übungen und Manövern teilnehmen. Grund ist die erhöhte NATO-Präsenz an der Grenze zu Russland auf Grund der Ukraine-Krise. Beteiligt sind Soldaten der Panzerbrigade 21. Die rund 40 Panzer sind gestern mit dem Zug nach Polen transportiert worden. In der Augustdorfer Kaserne sind etwa 4.000 Bundeswehrsoldaten stationiert.

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Höxtersche Zeitung / Westfalen-Blatt, 02.10.2015:

Ehrenkreuz für Stanley Hake / Soldaten aus Höxter helfen bei Flüchtlingserfassung - Abschiedsfahrt im US-Polizeiauto

Von Michael Robrecht

Höxter (WB). Mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr ist in Höxter Hauptfeldwebel Stanley Hake für besondere Verdienste geehrt worden.

Bei einem Appell des ABC-Abwehrbataillons 7 in der Kaserne hat Kommandeur Oberstleutnant Torsten Ukena im Namen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen dem Soldaten die Auszeichnung überreicht.

In den Ruhestand wurde Oberstabsfeldwebel Heinz-Dietmar Czap nach 35 Jahren bei der Bundeswehr verabschiedet. Er sei noch ein "Soldat der alten Schule gewesen", lobte der Kommandeur. Als Bataillons-Schirrmeister sei er als "Meister seines Fachs" in der Kaserne in Höxter bekannt gewesen. "Sie waren jemand, der nicht nur Mängel feststellt, sondern der Mängel abstellt", erklärte Ukena. Zuverlässig, berechenbar und selbstständig: Diese Tugenden würden heute längst nicht mehr so konsequent vorgelebt, wie Czap dies getan habe. Als Überraschung für den leidenschaftlichen Rennfahrer kam ein US-amerikanischer Cadillac-Polizeiwagen mit lauter Sirene auf den Appellplatz vorgerollt. Zwei Soldaten in Sheriff-Uniform holten den Neupensionär ab und nahmen ihn in "Gewahrsam".

Weiter wurden Hauptfeldwebel Björn Grauert als Spieß / Stabszug-Kompaniefeldwebel verabschiedet. Stabsfeldwebel Elmar Hellwig übernahm diese Funktion. Zu Hauptfeldwebeln wurden Ingo Guschl und Martin Kierspel befördert. Für Hauptmann Stephan-Christopher Kerkau endete die Dienstzeit in Höxter.

Soldaten des ABC-Abwehrbataillons 7 haben wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms Aufgaben in Bremen übernommen. Mehr als 20 Männer und Frauen der 5. Kompanie kümmern sich in einer Asylbewerberunterkunft als Unterstützung des Landeskommandos um mehr Duschkapazitäten. Soldaten der 1. Kompanie arbeiten für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, um bei der Erfassung von Asylbewerbern zu helfen, berichtete Oberstleutnant Ukena. Das Bataillon müsse sich darauf einstellen, dass Soldaten aus Höxter über mehrere Monate zur Flüchtlingshilfe abberufen werden könnten. Die Bundeswehr könne zuverlässig und schnell Hilfe leisten.

Der Kommandeur schilderte auch, dass es wieder Kontingentwechsel für die Truppenteile aus Höxter gegeben habe, die zur Zeit im Ausland Dienst tun: in Afghanistan, im Kosovo und die gut 20 Soldaten an der türkisch-syrischen Grenze bei den deutschen Patriot-Einheiten. Eine Übungsserie steht für die Truppe aus Höxter im November noch an.

Bildunterschrift: Was für ein Abgang: Als Überraschung für den leidenschaftlichen Rennfahrer kommt ein US-amerikanischer Cadillac-Polizeiwagen auf den Appellplatz vorgefahren. Zwei Soldaten in Sheriff-Uniform holen den verdutzten Heinz-Dietmar Czap ab und nehmen ihn mit.

Bildunterschrift: Appell beim ABC-Abwehrbataillon 7: (von links) Stephan-Christopher Kerkau, Heinz-Dietmar Czap, Oberstleutnant Torsten Ukena, Ingo Guschl, Martin Kierspel und Stanley Hake.

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