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Deister- und Weserzeitung , 27.01.2005 :

Hameln gedenkt der Nazi-Opfer / Heute Versammlungen am Mahnmal und im Weserbergland-Zentrum

Hameln (mafi). "Vor allem ist der Gegner im Raum von Polen bemüht, weiter vorzudringen." So war am 27. Januar 1945 in der Dewezet zu lesen. Ein Satz, der die Dramatik an der Front im Osten allenfalls andeutet. Ein Satz, der keinen Hinweis darauf gibt, welche für die meisten Menschen bis dahin unvorstellbaren Gräuel an diesem Tag ans Licht kommen sollten: Die sowjetische Armee befreite heute vor 60 Jahren im "Deutschen Generalgouvernement Polen" das Vernichtungslager Auschwitz - ein Ort, wo die deutschen Nazis Millionen Juden und andere Menschen industriemäßig ermordeten. Das Gedenken an die Opfer des Holocaust soll verhindern, das es je wieder zu einer solchen Entmenschlichung kommt. Um "Zeichen zu setzen gegen das Vergessen, gegen Ignoranz und Gleichgültigkeit" sind heute auch die Bürger Hamelns zu einer offiziellen Gedenkveranstaltung eingeladen. Sie beginnt um18 Uhr im Weserbergland-Zentrum .

Oberbürgermeister Klaus Arnecke wird in seiner Rede einen Bogen von Auschwitz nach Hameln schlagen. Denn der Terror der Nazis war flächendeckend: Auch im Weserbergland wurden Juden misshandelt und deportiert. Die Stadt Hameln hebt an dem nationalen Gedenktag stets eine Opfergruppe hervor - bei der neunten Veranstaltung dieser Art werden es die überwiegend politischen Häftlinge sein, die im Zuchthaus an der Weser unsäglich litten; 305 von ihnen kamen in jener dunklen Zeit ums Leben.

"Die letzten Monate in Hameln werden schrecklich sein" - unter dieser Überschrift werden elf Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums aus Briefen, Tagebüchern und Häftlingsakten lesen. Musiklehrer Volker Vormann intoniert unter anderem das berühmte Lied "Die Moorsoldaten", das vom Hamelner Häftling Rudi Goguel stammt. Bei der Gestaltung des Programms wird der Lokalhistoriker Bernhard Gelderblom von Theaterfachmann Dr. Dirk Rabien unterstützt.

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit lädt zudem für16 Uhr an das Mahnmal in der Bürenstraße ein. Rabbinerin Irit Shillor wird am Standort der niedergebrannten Synagoge das Kaddisch - eines der wichtigsten jüdischen Gebete - lesen, Rebecca Dohme singt ein weiteres Gebet, beteiligt ist auch der Bläserkreis des Viktoria-Luise-Gymnasiums. Männliche Teilnehmer werden gebeten, den Kopf zu bedecken. Die Vorsitzende der Gesellschaft, Christa Bruns, hofft auf die Beteiligung vieler Bürger.


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