Antifa AG Universität Bielefeld, AStA FH Bielefeld, Antifa-West ,
27.01.2005 :
Stellung beziehen gegen die Neonazis aus der Schloßhofstraße 96 / Demonstration und Kundgebung / Samstag, 12. Februar, 13.30 Uhr Siegfriedplatz
Vielleicht ist Ihnen schon einmal die sonderbare Fahne vor dem Haus Schloßhofstraße 96 aufgefallen. Dort befindet sich das Haus der Burschenschaft "Normannia-Nibelungen", einer extrem rechten studentischen Verbindung. Nach Außen erscheint die Burschenschaft als folkloristische Gruppe, die mit Mützen Schärpen und Säbeln auftreten und ritualisierte Saufgelage veranstalten. Die eigentliche Funktion ist die einer Seilschaft zur elitären Karriereförderung. Nach dem Studium verhelfen die "Alten Herren" der Verbindung den Jungen zu einflussreichen Position. Ausgeschlossen von diesem Klüngel sind in der "Normannia-Nibelungen" Frauen und alle Menschen, die keine "deutsche Volkszugehörigkeit" aufweisen. Das System führt nicht nur die angebliche Chancengleichheit ad absurdum, es zeigt auch die grundsätzlich undemokratische, rassistische und patriarchalische Ausrichtung der Verbindung.
Die "Normannia-Nibelungen" ist zudem ein Sammelbecken von neonazistischen und extrem rechten Studenten. Im Haus an der Schloßhofstraße finden zahlreiche Veranstaltungen mit entsprechenden Referenten statt. Eine Versammlung mit dem ehemaligen NPD-Anwalt Horst Mahler erregte 1999 die öffentliche Aufmerksamkeit. Rund 80 Personen, darunter stadtbekannte Neonazis, lauschten damals Mahlers rassistischen Hetztiraden gegen die "Überfremdung". Aber auch in jüngster Vergangenheit waren extreme Rechte bei der Normannia zu Gast, vor einem guten halben Jahr zum Beispiel der Brigadegeneral Reinhard Günzel, der wegen seiner Zustimmung zu den antisemitischen Äußerungen des ehemaligen CDU-Abgeordneten Martin Hohmann aus der Bundeswehr flog.
Neonazis sind jedoch nicht nur bei der Burschenschaft zu Gast. Etliche Mitglieder kommen selbst aus der Neonaziszene. Etwa der ehemalige Sprecher Marc Strothe, der als Mitglied der 1992 verbotenen "Nationalistischen Front" geführt wurde. Strothe marschierte unter anderem im Februar 2002 zusammen mit Neonazis aus NPD und "Freien Kameradschaften" gegen die Wehrmachtsausstellung in Bielefeld oder nahm zu Ehren des ehemaligen Hitlerstellvertreters im August 2003 an dem so genannten "Rudolf-Hess-Marsch" in Wunsiedel teil. Ebenfalls aus der Neonaziszene in Ostwestfalen kommt der Burschenschaftler Hendrik Stiewe. Er war für die Internetrepräsentation des neonazistischen "H8Rock"-Versandes aus Bad Salzuflen verantwortlich oder schrieb unter dem Pseudonym "Masterrace" (dt.: "Herrenrasse") in einem einschlägigen Internetforum. Andere Aktivisten der Burschenschaft, wie der "Fechtwart" Christoph Amendt, schreiben für extrem rechte Zeitschriften wie die "Junge Freiheit" oder die "Aula". Amendt gehört auch zu den Besuchern antisemitischer Seminare im "Collegium Humanum", einem Zentrum der Holocaustleugner in Vlotho.
In der Universität sind die Burschenschaftler in letzter Zeit durch die massive Verteilung von Propagandamaterial aufgefallen. Dazu gehörten neben Ankündigungen ihrer Veranstaltungen und extrem rechten Zeitschriften auch Flugblätter, in denen ein AStA-Mitglied und ein Journalist des Radios "Hertz 87,9" diffamiert wurden. In seltener Einmütigkeit hat daher das Studierendenparlament einstimmig eine Resolution gegen die "Normannia-Nibelungen" verabschiedet. Sogar eine andere Bielefelder Studentenverbindung, die zum rechtskonservativen Spektrum gehört, hat sich von der Normannia distanziert.
Wir wollen dem Treiben in der Schloßhofstraße nicht tatenlos zusehen. Das Haus hat sich zu einem neonazistischen Treffpunkt entwickelt. Am 12. Februar findet ein "Generalconvent", das Jahrestreffen der Burschenschaft, statt. Es ist an der Zeit Stellung zu beziehen.
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