Die Glocke ,
26.01.2005 :
Morgen Vortrag in der Alten Synagoge / Unglaubliche Geschichte eines jüdischen KZ-Leiters
Drensteinfurt (gl). Wer war Eleke Scherwitz? Jude? SS-Untersturmführer? KZ-Kommandant? Mörder? Judenretter oder Justizopfer? Die Historikern und Journalistin Anita Kugler ("die tageszeitung") ist einer unglaublichen Biographie auf die Spur gekommen und stellt diese am morgigen Donnerstag, 27. Januar, um 19.30 Uhr in der Alten Synagoge vor.
Eleke Scherwitz, der Kindersoldat bei einem Freikorps in Litauen war, leitete in Riga das KZ-Außenlager Lenta. Die bei ihm beschäftigten jüdischen Handwerker nannten ihn Chaze (= Kamerad, Lebensretter). Nach dem Krieg begann der Jude Scherwitz eine antifaschistische Karriere, bis ihn die Vergangenheit einholte: Wegen der Erschießung von drei entflohenen jüdischen Häftlingen wurde er zu sechs Jahren Haft verurteilt. Heute fordern ehemalige KZ-Häftlinge seine Rehabilitierung. Die Autorin hat für ihr Buch, das als "ein Meisterwerk des investigativen Journalismus und der erzählenden Geschichtsschreibung" bezeichnet wird, sechs Jahre recherchiert, ist deutsch-baltischer Herkunft und wurde vom Museum "Juden in Lettland" zum Ehrenmitglied ernannt.
Die Lesung wird von der VHS, dem Kulturamt und dem Förderverein "Ehemalige Synagoge" durchgeführt und findet im Rahmen der Politisch-Kulturellen Wochen 2005 zum Thema "Baltikum" am "Nationalen Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus" statt.
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