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Lippische Landes-Zeitung , 26.01.2005 :

Detmolder "Kameraden" in Paderborn vor Gericht / Schlägerei nach "Böhse Onkelz"-Party: Gastwirt wurde lebensgefährlich verletzt

Detmold / Büren (te). Drei Detmolder und ein Bürener müssen sich am Donnerstag vor Gericht verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, einen Gastwirt mit Schlägen und Tritten lebensgefährlich verletzt zu haben. Dabei handelt es sich offenbar um Männer aus der rechten Szene.

Sie sollen bei der Tat Sweat-Shirts mit dem Aufdruck "KD" für "Kameradschaft Detmold" und " ... für immer und ewig" getragen haben. In diesem Aufzug, inklusive Springerstiefel, tummelten sich die drei Detmolder gemeinsam mit Bürenern nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Paderborn am 13. Februar 2004 in einer Gaststätte in Büren-Steinhausen. Dort fand eine Party statt, bei der Musik der umstrittenen Rockgruppe "Böhse Onkelz" gespielt wurde.

In dem Saal der Gaststätte wurde kräftig gezecht. "Als dann Tische flogen, erschien der Wirt in dem Saal, um die Leute zur Ruhe aufzufordern", so Oberstaatsanwalt Hans-Peter Dietzmann. Der Kneipier (41) habe einen Baseballschläger in der Hand gehabt. Die Angeklagten hätten ihm den Schläger aus der Hand gerissen und dann so heftig auf den Mann eingetreten und geschlagen, dass der einen lebensgefährlichen Milzriss erlitt und mit einer Notoperation gerettet werden musste. Aufgrund der Kleidung und der Musik, die an diesem Abend gespielt worden sei, könne man die Angeschuldigten ins rechtsextreme Umfeld einordnen, so der Staatsanwalt. Einer der jungen Männer habe zudem den Hitlergruß gezeigt, als er mit seinen Kumpanen kurz nach der Tat von der Polizei aufgegriffen wurde.

Auch dem Staatsschutz in Bielefeld sind die drei Detmolder neben anderen aus der Residenzstadt aus der rechten Szene bekannt. Nach Erkenntnissen der Staatsschützer handelt es sich dabei um eine lockere Szene ohne Struktur, nicht um einen festen Zusammenschluss, wie der Name "Kameradschaft Detmold" nahe legt. Die vier Angeklagten sind zwischen 23 und 19 Jahre alt. Einer von ihnen ist zur Tatzeit Soldat in Augustdorf gewesen. Da drei der Männer damals Heranwachsende unter 21 Jahren waren, wird vor dem Jugendschöffengericht Paderborn verhandelt. Teilweise hätten sich die Beschuldigten zu dem Geschehen geäußert, aber unvollkommen, so Oberstaatsanwalt Dietzmann. "Sie stellen es so dar, dass sie sich gegen den Angriff des Wirtes mit dem Baseballschläger gewehrt haben."

Zu dem Prozess sind 18 Zeugen geladen, um das Geschehen zu rekonstruieren. "Es ist nicht klar, ob es sich um den Exzess eines Einzeltäters gehandelt hat oder um eine Tat der Gruppe", erklärt der Lagenser Rechtsanwalt Johannes Salmen, der der Pflichtverteidiger eines der Angeklagten ist.


detmold@lz-online.de

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