Lippische Landes-Zeitung ,
25.01.2005 :
Lebendige Begegnungen / Ausstellung in der Synagoge eröffnet
Oerlinghausen (kap). Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 60. Mal. Auf ganz besondere Weise ist ein Gedenken an deutsche Mitbürger jüdischen Glaubens seit dem Wochenende in der ehemaligen Synagoge möglich. Die Paderborner Künstlerin Renate Ortner hat sich von der Ausstrahlung des Raumes inspirieren lassen. In ihren Collagen spiegelt sich das Schicksal der letzten jüdischen Einwohner der Bergstadt wider.
Ganz bewusst hat Renate Ortner dabei auf positive Bilder statt auf Düsterkeit gesetzt. Die Paderbornerin befasste sich mit den in kurzen Stichworten im Heft "Die Geschichte der Oerlinghauser Synagoge" festgehaltenen Namen und Schicksalen der während der NS-Zeit in Oerlinghausen und Lipperreihe lebenden Juden.
Renate Ortner, die von 1965 bis 1970 an der Kunstakademie Düsseldorf studierte, in Paderborn und Bad Driburg-Dringenberg lebt und arbeitet, hat mit ihren "positiven Bildern" einen "Anreiz geschaffen, der Freude macht, sich mit dem Gegenüber auseinander zu setzen". Der lebendige Kontakt zu anderen Personen steht im Vordergrund ihrer Arbeiten. Ortner sei mit dieser "persönlichen Kontaktaufnahme" etwas gelungen, "das wir noch nie hatten", bestätigte der Vorsitzende des Kunstvereins Oerlinghausen, Peter Pantlen.
Alexander Gruber, der die Ausstellung eröffnete, beschrieb die Intention der Künstlerin folgendermaßen: "Die Bild-Collagen, die klein sind, aber durch ihre Anordnung ins Großformatige reichen, repräsentieren für uns die verschollenen, verschwundenen Fremden, deren Gäste wir sind."
Aufgeteilt hat Ortner ihre Werke in Familien. Die gelbe Farbe des Judentums ist hier und dort mit Blau oder Grün vermischt. Zeichen dafür, dass die Personen nach Uruguay oder Manila ausgewandert sind. Grau hinterlegt diejenigen, die ums Leben kamen.
Die Ausstellung mit dem Titel "Zu Gast" ist noch bis zum 13. März zu sehen. Und zwar jeweils zu den Öffnungszeiten donnerstags, samstags und sonntags in der Zeit von 15 bis 17 Uhr sowie zusätzlich sonntags von 11 bis 13 Uhr oder nach Vereinbarung.
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