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Mindener Tageblatt , 22.01.2005 :

Personalakten landeten auf Freithof / Friller Tanzsaal zu Kriegsende von Düsseldorfer Polizei als Lager genutzt / Zeitzeugen gesucht

Von Uwe Vinke

Petershagen-Frille (mt). Vor 60 Jahren war der Krieg zu den Deutschen gekommen. Bomber flogen Angriffe auf die großen Städte, alliierte Truppen standen im Land. Auswirkungen hatte das auch auf Frille.

Aufmerksam auf Frille wurde Klaus Dönecke in Düsseldorf. Dönecke sitzt im Polizeipräsidium Düsseldorf und arbeitet derzeit die Polizeigeschichte der Stadt auf.

"Ich bin darauf gestoßen, das die Personalakten der Beamten der Düsseldorfer Schutzpolizei wegen der Bombardierung der Stadt durch die Alliierten in ein sogenanntes Ausweichlager nach Frille/Weser gebracht worden sind", teilte Dönecke der MT-Lokalredaktion mit und bat um Unterstützung.

"Aus vorhandenen Unterlagen im Düsseldorfer Polizeiarchiv geht aus einem Vermerk vom 15. Oktober 1944 hervor, dass insgesamt 16 Kisten auf Lager genommen und registriert" wurden. Sogar der Inhalt der einzelnen Kisten ist benannt.

Für die Bewachung der Kisten und die Verwaltung der Akten war damals ein eigenes Polizeikommando mit nach Frille geschickt worden. Die Leitung hatte ein Hauptmann Moriske.

Im Düsseldorfer Archiv fand Klaus Dönecke den Schriftverkehr zwischen dem Friller Kommando und der Personalstelle des Polizeipräsidiums Düsseldorf. "Wenn in einer Personalakte eine Eintragung erforderlich war, wurde sie per Kurier nach Düsseldorf gebracht und so auch wieder auf die Rückreise geschickt", beschreibt Dönecke den Weg. Der letzte Schriftwechsel datiere vom 26. Februar 1945.

Wenige Tage später, am 3. März, marschierten amerikanische Truppen in die linksreinischen Gebiete von Düsseldorf ein. Am 17. März war dann die gesamt Stadt eingenommen.

Aus Nachkriegsunterlagen gehe hevor, "dass die in Frille gelagerten Personalakten zu Kriegsende durch Feindeinwirkung" vernichtet werden seien, berichtet Dönecke. Er hofft aber noch einige Papiere finden zu können, da es sich um Originalakten handelte, die zum Teil in der Weimarer Republik angelegt worden waren.

Nachdem das MT die Friller Ortsheimatpflegerin Adelheid Duwenkamp eingeschaltet hatte, fragte sie im Dorf nach und bekam auch bereits erste Antworten. "Ja, das Ausweichlager hat es gegeben, ist aber im Ort unter dem Begriff 'Magazin' bekannt", so Duwenkamp.

Akten und Uniformen seien im damaligen Saal Bredemeier, der heutigen Gaststätte Friller Krug am Freithof, gelagert gewesen. Auch an den Namen Moriske könnten sich einige ältere Friller erinnern.

Die Hoffnung auf noch vorhandene Akten sei jedoch sehr klein. Nach dem Einmarsch der Briten in Frille sei der Saal geplündert worden, wobei es die Menschen auf die Uniformen abgesehen hätten.

"Der Freithof soll von Papier übersät gewesen sein", so Duwenkamp. Wer Informationen oder eines der Papiere hat, kann sich an Adelheid Duwenkamp, Tel.: 05702/4259, wenden.

22./23.01.2005
mt@mt-online.de

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