Lippe aktuell ,
22.01.2005 :
Ausstellung des Staats- und Personenstandsarchivs Detmold / NS-Opfer und ihre Entschädigung
Detmold (ame). Auf Initiative des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog wurde 1996 der 27. Januar als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus eingerichtet. Mit der Ausstellung unter dem Titel "Wieder-gut-gemacht?" beteiligt sich das Staats-und Personenstandsarchiv Detmold vom 18. Januar bis 18. März 2005 wieder mit einer Ausstellung an den Gedenkveranstaltungen. Am Montagabend wurde die Ausstellung unter großem Interesse der Öffentlichkeit eröffnet. Professor Dr. Winfried Reininghaüs, Präsident des Landesarchivs NRW begrüßte die von Ulrike Schwegmarin, Lars Lüking und. Dr. Johannes Kistenich erarbeitete Ausstellung und fügte hinzu: "Die Öffnung des Staats- und Personenstandsarchivs zum Publikum wird durch Ausstellungen wie diese deutlich."
Anhand regionaler Beispiele aus Ostwestfalen-Lippe richtet die Ausstellung den Blick auf unterschiedliche Verfolgungsgruppen, sowie die Aufarbeitung des NS-Unrechts durch Verwaltung und Gerichte der frühen Bundesrepublik. Das Archiv präsentiert damit eine Auswahl der etwa 10.000 Wiedergutmachungsverfahren, die vor den Landgerichten Bielefeld, Detmold und Paderborn geführt wurden und nunmehr vollständig für die Benutzung erschlossen sind. Die Ausstellung zeigt anhand ausgewählter Beispiele die Bandbreite der gesellschaftspolitischen Diskussion um die Wiedergutmachung in der Nachkriegszeit. Einerseits galt die Wiedergutmachung als Voraussetzung für die Erneuerung des Rechtsstaats: "Wiedergutmachung von Unrecht ist die Wiederherstellung von Recht." Anderseits stößt man bei der Behandlung der Wiedergutmachungsanträge vielfach auf Zurückhaltung bei der Anerkennung von Ansprüchen, Vorbehalte gegen eine Erweiterung des Kreises der Anspruchsberechtigten und verfestigte Vorurteile gegenüber bestimmten Verfolgungsgruppen wie etwa den "Zigeunern". So kamen Zeitgenossen der 50er Jahre zu der Einschätzung: "Wenn man wissen will, wie die Leute im Dritten Reich gedacht haben, dann muss man nur feststellen, wie sie heute über die Wiedergutmachung denken."
Ansprüche auf Wiedergutmachung hatten Personen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft aus Gründen der Rasse, der Religion, der Weltanschauung oder der politischen Gegnerschaft verfolgt wurden und durch Eingriffe staatlicher Stellen und der NSDAP Schaden erlitten hatten an Leben, Gesundheit, Freiheit, Eigentum, Vermögen, Rechten oder beruflichem und wirtschaftlichem Fortkommen. Ausführlicher dargestellt werden in der Ausstellung unter anderem die Zwangsmaßnahmen gegen jüdische Geschäftsleute, gegen Verfolgte aus Gründen der Religion, aus weltanschaulichen und aus politischen Gründen. Die Ausstellung erinnert schließlich auch an die "vergessenen Opfer", an Zwangsarbeiter, sowie Opfer von Zwangssterilisation und Euthanasie und deren langen Kampf um Anerkennung als Verfolgte und auf Entschädigung. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Broschüre mit Abhandlungen, Quelllen, didaktischen Leitfragen sowie weiterführenden Quellen- und Literaturhinweisen zu den
ausgewählten Wiedergutmachungsverfahren.
Die Ausstellung ist im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold in der Willi-Hofmann-Str. 2 in Detmold zu sehen. Die Öffnungszeiten sind: montags von 8 - 18 Uhr, dienstags bis donnerstags von 8 -16 Uhr und freitags von 8 - 13 Uhr. Gruppenführungen und archivpädagogisches Angebot zur Ausstellung nach Vereinbarung, Tel.: 05231/766-0.
la.redaktion@lippe-aktuell.de
|