Der Patriot - Lippstädter Zeitung ,
21.01.2005 :
Fülle von Verstörungen / Die Hamburger Schauspielerin Gilla Cremer zeigt auf der Studiobühne das Einpersonenstück "Vater hat Lager" von Carl Friedman
Lippstadt. Die Hamburger Schauspielerin Gilla Cremer gastiert am Donnerstag, 24. Februar, mit ihrer Produktion "Vater hat Lager" in Lippstadt. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr auf der Studiobühne.
Des Werner-Bohrer-Kreis möchte mit der Aufführung anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 60 Jahren ungewöhnliche Perspektiven eröffnen. Der Autor Carl Friedman erzählt in seinem Stück von einer Familie mit drei heranwachsenden Kindern, für die der Zweite Weltkrieg immer noch andauert, denn "Vater hat Lager".
Diese sprachliche Wendung hilft den Kindern, das Unbegreifliche zu verstehen und Außenstehenden zu erklären, was der Vater von seiner Haft im Konzentrationslager "mit nach Hause gebracht hat".
Gilla Cremer arbeitet als Autorin, Schauspielerin und Produzentin. Nach dem Abitur studierte sie in Austin/Texas, in New York und auf Bali Modern Dance, Maskentanz, Kung-Fu und Masken-Schnitzerei. Ihre ersten Theatererfahrungen sammelte sie an der Internationalen Schule für Theateranthropologie (ISTA) in Bonn, Volterra, Bologna und Holstebro. 1981 war sie Gründungsmitglied der freien Gruppe "Theater Tilbut" in Frankfurt und nahm Schauspielunterricht bei Günter Einbrodt, Ingemar Lind, Werner Schroeter, Augusto Fernandez und anderen.
Seit 1987 arbeitet sie hauptsächlich als Solistin und geht mit ihren "Theater Unikaten" - zurzeit sind es sieben Produktionen - im In- und Ausland auf Gastspielreisen. In Lippstadt war Gilla Cremer vor zwei Jahren mit dem selbst verfassten Monolog "Die Kommandeuse" über die "Hexe von Buchenwald", Ilse Koch, in Lippstadt zu Gast.
Über "Vater hat Lager" schrieb das "Hamburger Abendblatt": "In ihrer darstellerischen Tour de force stellt sich Cremer unsentimental, verstört und verstörend der quälenden Erinnerungsarbeit." Und die "FAZ" ergänzt: "Gilla Cremer, die schon die Buchenwald-Tyrannin Ilse Koch aus der Täterperspektive vorgeführt hatte, lebt nun mit der gleichen Intensität die emotionalen Mechanismen der Opfer aus. Sie findet in ihrem 90 Minuten langen Solo, das alles andere als ein Monolog ist, Ausdruck für eine Fülle von Verstörungen ... ".
Karten gibt es in der Kulturinformation im Rathaus, Telefon: 02941 / 58511, und - soweit noch vorhanden - an der Abendkasse.
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