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Neue Westfälische , 21.01.2005 :

Stolpersteine zur Erinnerung / Auch in Enger regt sich Interesse an Denkmalprojekt für die Nazi-Opfer

Von Manfred Strecker

Enger. Den Opfern der Nazi-Verfolgung einen Namen geben, das treibt die Historikerin Angelika Tiemann um. Auch in Enger sollen so genannte Stolpersteine an die Deportierten und Ermordeten erinnern, seien es Juden, Behinderte, politisch oder religiös Verfolgte, Homosexuelle oder Sinti und Roma.

Enger wäre damit die fünfte Stadt oder Gemeinde in Ostwestfalen-Lippe, die sich dem Denkmalprojekt des in Köln lebenden Bildhauers Gunter Demnig anschließt.

Demnigs Idee ist simpel und einleuchtend. Er setzt ins Gehwegpflaster vor dem Haus, in dem die Deportierten einst gelebt haben, eine Messingplakette, in die er den Namen, das Datum der Verschleppung, Todestag und -ort, oft ein Konzentrationslager, eingraviert. Dadurch wird anschaulich, was die schiere Zahl der Opfer kaum zu vermitteln vermag: dass es Nachbarn waren, Menschen von nebenan, wie sie unter uns gelebt haben könnten, die von den Nazis geholt wurden.

Kopenhagen will ebenfalls "Steine" verlegen

Mehr als 4.000 solcher Stolpersteine hat Demnig, der die Arbeit noch immer selbst erledigt, in mehr als 35 Städten bereits verlegt; auch die dänische Hauptstadt Kopenhagen hat Interesse an dem Projekt angemeldet.

In Enger müssen noch die städtischen Gremien die Erlaubnis dafür geben, ob künftig eine Messingplakette im Pflaster namentlich an Josef van Pels, an Bertha Marx oder an Max Spanier erinnern soll. Insgesamt für sechs Menschen, die im Zuge der Verfolgung umgekommen sind, will Angelika Tiemann in Enger Stolpersteine legen lassen. Die Finanzierung ist gesichert. Für Herstellung und Verlegung bedarf es pro Stein einer schmalen Spende von 90 Euro.

Bünde hatte in Ostwestfalen-Lippe den Anfang gemacht, die Initiative war aus einem Schulprojekt der Gymnasiallehrerin Christina Whitelaw hervorgegangen. Ratsbeschlüsse liegen in Höxter für zwei, in Gütersloh für 27 Stolpersteine vor. In Bielefeld, wo sich Paten für 41 der Erinnerungsplaketten gefunden haben, hat sich der Verwaltungsvorstand der Stadt für die Aktion ausgesprochen.

In Oerlinghausen schleppt sich die Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der Grünen von vor zwei Jahren hin. Viele der Juden hatten die Stadt vor den Verfolgungen verlassen, eine Familie war jedoch am Ort deportiert worden.


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