Schaumburger Zeitung ,
20.01.2005 :
Kaderschmiede für künftige Spitzenflieger / 45 Jahre Heeresfliegerwaffenschule: Bedeutend für Stadt und Region, gefragt in aller Herren Länder
Von Wolfgang Pech
Bückeburg/Achum. Die Heeresfliegerwaffenschule in Achum blickt in diesen Tagen auf ihr 45-jähriges Bestehen zurück - eine lange, verdienstvolle und vor allem ereignisreiche Geschichte.
Das internationale Hubschrauberforum, das Hubschrauberzentrum und - natürlich - das Hubschraubermuseum wären ohne die Waffenschule nicht entstanden. Die Bückeburger freuten sich jahrelang auf die Unterhaltung beim Bürgerschießen durch den Musikzug der Schule. Tage der "Offenen Tür" - der erste im Sommer 1960, der (vorläufig) letzte im Jahr 1977 - brachten Tausende Niedersachsen nach Bückeburg. Sternflüge mit bis zu 100 Flugzeugen oder Hubschraubern machten die Schule in den 60ern in Deutschland und bei den alliierten Fliegerkameraden bekannt.
Auch die Segelflieger aus aller Herren Länder kommen gern nach Bückeburg, sei es zu Internationalen Meisterschaften oder in die Sportfördergruppe als Kaderschmiede für zukünftige Spitzenflieger. Und wer weiß noch, dass 1977 die erste Weltmeisterschaft für Hubschrauber mit 36 Mannschaften aus 17 Nationen in Bückeburg stattgefundenhat?
Mancher Airbus-Kapitän erinnert sich bestimmt gerne an seine Ausbildungszeit in der alten Feuerwache. Und wer in Deutschland Militärhubschrauber fliegen will, muss sich beim Fliegerpsychologen der Heeresflieger vorstellen.
Seit 1986 lernen jährlich 25 Jugendliche aus ganz Deutschland in der Achumer Ausbildungswerkstatt den Beruf des Fluggerätemechanikers oder -elektronikers. Und: Seit 1995 hat der "General der Heeresflieger" seinen Dienstsitz nicht mehr in Köln, sondern in Achum - eine weitere Aufwertung der Schule, werden doch jetzt Gegenwart und Zukunft der deutschen Heeresflieger von Schaumburg aus geplant und geführt.
Etliche Kommandeure, die vier letzten als General, haben sich seit 1960 um Integration der Soldaten und um gute Nachbarschaft bemüht. So findet man Heeresflieger in der Kommunalpolitik, in Sportvereinen, bei karitativen Einrichtungen oder im kulturellen Ehrenamt.
Der Fluglärm ist manchem ein Ärgernis, keine Frage. Aber er nimmt ab. Darüber hinaus sorgte die Einrichtung der Lärmschutzkommission für "offenes Visier" und gegenseitiges Verständnis, waren doch schon 1965 und 1986/87 Verlegungspläne nach Geilenkirchen oder Beja/Portugal als unwirtschaftlich ad actagelegt worden.
Schnelle Hilfeleistung beim Krankentransport, bei Gebäude-, Moor- oder Waldbränden, bei Schnee, Hochwasser oder bei Eisunfällen haben die Hubschrauber aus Achum oft zum letzten Nothelfer gemacht. So ist in 45 Jahren aus bescheidenen Anfängen ein geschätzter Partner und geachteter Nachbar gewchsen.
Zu Zeiten des Kalten Krieges war die Schule wegen der hier entwickelten Verfahren zur Panzerabwehr aus der Luft bereits bei der Nationalen Volksarmee und wegen ihres massierten Funkverkehrs auch den russischen "Lauschern" auf dem Brocken bestens bekannt. Heute findet sie auch im erweiterten Europa zunehmend Beachtung. Nicht zuletzt die Simulatoren wecken - zumal in anderen Ländern die Mittel dafür fehlen - das Interesse. Die Annahme scheint berechtigt, dass in der Appellformation zum 50-jährigen Bestehen der Schule ein nicht zu übersehender Block ausländischer Lehrgangteilnehmer stehen wird.
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