www.hiergeblieben.de

Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 20.01.2005 :

Davidsterne verwittern / Stadt beantragt Renovierung des jüdischen Friedhofs / Gut 21.000 Euro für Sicherung und Erhaltung notwendig / Älteste Begräbnisstätte im kurkölnischen Sauerland

Rüthen. Es ist der älteste jüdische Friedhof des kurkölnischen Sauerlandes: Die historische Grabstätte am Fuße der Rüthener Stadtmauer soll restauriert werden. Die Stadt beantragte gestern finanzielle Unterstützung durch das Sonderprogramm der Denkmalförderung NRW. Die Kosten sollen sich auf gut 21.000 Euro belaufen.

Jüdische Friedhöfe standen im Mittelpunkt eines Fachgesprächs, das im November in Düsseldorf stattfand und bei dem auch die Rüthener Verwaltung vertreten war. Eine Ortsbesichtigung folgte: Gemeinsam mit Hansjürgen Heinritz, Sachverständiger des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Westfalen, wurde den Beteiligten klar, dass eine "große Notwendigkeit und zugleich auch die besondere Dringlichkeit von umfassenden Sicherungs-, Erhaltungs- und Restaurationsmaßnahmen" besteht, teilte Bürgermeister Rudolf Schieren gestern mit.

Der erste Hinweis auf den Friedhof findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1625, doch muss die Begräbnisstätte noch älter sein: Seit 1587 waren Juden in Rüthen kontinuierlich ansässig, die ebenfalls im alten Wallgraben ihre Verstorbenen bestatteten. Das Besondere am Rüthener Friedhof ist, dass er bis heute nahezu unverändert geblieben ist. Nach Meinung von Experten stellt er mit seinen in etwa 80 verschiedenen Gestaltungsformen überlieferten Grabmalen aus der Zeit vom 17. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts "zweifellos ein außergewöhnliches Zeugnis jüdischer Kulturgeschichte für Stadt und Region dar", heißt es in dem Schreiben an das Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport NRW. Der Friedhof fand in der Vergangenheit immer mehr Beachtung: Seine religiöse Würde werde respektiert, dennoch kann er in seiner zentralen Lage gut besichtigt werden.

Bereits vor gut zwei Jahren bemühte sich der Heimatverein um den Friedhof: Damals wurde vom Vorsitzenden Hermann Krämer angeregt, besonders die Grabinschriften wissenschaftlich zu erfassen. Die hebräischen Grabinschriften verwittern immer mehr, so dass besonders Sterbedaten verloren gehen könnten. Viele Aufschlüsse könnten sich über das Leben der jüdischen Gemeinde in Rüthen ergeben, deren Geschichte erst wenig erforscht ist.


Redaktion@DerPatriot.de

zurück