3 Veranstaltungen / Nachrichten ,
01.08.2015 :
Tages-Chronologie von Samstag, 1. August 2015
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Veranstaltungskalender:
- Samstag, 1. August 2015 um 10.30 Uhr -
Kundgebung und Demonstration: Nazis entgegentreten! - Bunt statt Braun
Auftaktkundgebung:
Kurhausstraße
Gedenkstein für die jüdischen NS-Opfer
31542 Bad Nenndorf
- Informationen unter: www.bad-nenndorf-ist-bunt.com
Aufruf von Bad Nenndorf ist bunt - Bündnis gegen Rechtsextremismus e.V.:
Schluss mit den Nazi-Aufmärschen!
Bad Nenndorf bleibt bunt - Basta!
Bunt statt Braun - Nazis raus!
Am 1. August 2015 wollen Neonazis wieder ihre alljährliche Heldenverehrung am Nenndorfer Wincklerbad durchführen. Seit 2006 versuchen sie, mit so genannten "Trauermärschen" das ehemalige britische Verhörlager zu einer Nazi-Kultstätte zu machen. Geschichte wird verdreht, um deutsche Kriegsschuld grundsätzlich zu leugnen. Unter dem Deckmantel der "Trauer" halten verurteilte Holocaust-Leugner, Volksverhetzer und Rassisten Brandreden, huldigen der Waffen-SS und drohen, solange wieder zu kommen, bis das Wincklerbad in ein "Foltermuseum" umgebaut worden ist. Bei ihren Aufmärschen werden immer wieder Hitlergrüße gezeigt, Diebstähle begangen und Sachbeschädigungen verursacht.
Nazi-Märsche bröckeln ab!
Der bunte, vielfältige und friedliche Widerstand der letzten Jahre hat bereits dazu geführt, dass die Zahl der am "Trauermarsch" teilnehmenden Neonazis von circa 1.000 in 2010 auf weniger als 200 im August 2014 eingebrochen ist. Doch nun "wegzusehen" und die Aufmärsche zu "ignorieren", wäre genau das falsche Signal! Rechtsradikale werten Schweigen als Zustimmung zu ihren Ansichten und fühlen sich durch ausbleibenden Protest bestärkt. Wir vergessen die Mordserie der Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" ebenso wenig wie die über 170 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990! Angesichts zunehmender Angriffe auf Flüchtlinge und ihre Unterkünfte und wachsender rassistischer Gewalt weichen wir vor den in Bad Nenndorf aufziehenden Wölfen im Schafspelz keinen Zentimeter zurück!
Schluss mit den Nazi-Aufmärschen! - Bad Nenndorf bleibt bunt - Basta!
Wir stehen für eine weltoffene, demokratische und solidarische Gesellschaft!
Treten wir einem erneuten Nazi-Marsch entschlossen entgegen!
Wir rufen alle demokratisch gesinnten Menschen auf, gemeinsam mit uns friedlich und lautstark zu demonstrieren!
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- Samstag, 1. August 2015 -
Initiative "Kein Nazi-Aufmarsch in Bad Nenndorf": Still loving to block
Veranstaltungsort:
31542 Bad Nenndorf
- Informationen unter: www.badnenndorf-blockieren.mobi
- Wir treffen uns um 9.00 Uhr in der Eingangshalle vom Hauptbahnhof Hannover.
Aufruf: Still loving to block
Wieder wollen Neonazis das Wincklerbad in Bad Nenndorf als Symbol ihres Opfermythos nutzen. Wieder wollen sie deutsche TäterInnen zu Opfern erklären und so den Nationalsozialismus relativieren. Wieder wollen sie nationalistische und völkische Hetze verbreiten. - Das werden wir verhindern!
Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass wir viele Menschen nach Bad Nenndorf mobilisieren können. Wir haben gezeigt, dass Massenblockaden dort / hier möglich sind und den Nazi-Aufmarsch effektiv verhindern können.
Wir werden uns auch in diesem Jahr nicht einschüchtern oder entmutigen lassen - nicht durch unverhältnismäßige Polizeieinsätze, behördliche Auflagen oder Repression. Wir werden den Nazi-Aufmarsch in Bad Nenndorf blockieren.
Folgt uns bei Facebook und Twitter. Bleibt auf dem Laufenden.
Mobilisiert in eurer Stadt, eurem Viertel, eurem Dorf.
Kommt am 1. August 2015 nach Bad Nenndorf und bringt viele Menschen mit.
Verhindert mit uns den Nazi-Aufmarsch!
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- Samstag, 1. August 2015 um 11.00 Uhr -
Führung durch das Forum Jacob Pins
Veranstaltungsort:
Forum Jacob Pins im Adelshof
Westerbachstraße 35 - 37
37671 Höxter
www.jacob-pins.de
Einmal im Monat bietet das Forum Jacob Pins eine Führung durch die Räume und die Ausstellung im Adelshof an. Jeweils am ersten Samstag eines Monats um elf Uhr startet die Führung, die über Pins, seine Kunst, das Schicksal der jüdischen Bürgerinnen und Bürger von Höxter und die Geschichte des Adelshofes informiert. Es wird auch ein Filmporträt des israelischen Fernsehens über Pins angeboten.
Jacob Pins
Der jüdische Maler und Grafiker Jacob Pins wurde am 17. Januar 1917 in Höxter geboren. Er floh vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Palästina. Seinen Eltern gelang die Ausreise nicht, sie wurden 1941 ins Ghetto Riga deportiert und später vergast. Pins hatte schon 1959 erstmals seine Heimatstadt wieder besucht und stiftete ihr 2003 einen umfangreichen künstlerischen Nachlass. Im September 2003 wurde ihm für sein Versöhnungswerk die Ehrenbürgerschaft der Stadt Höxter verliehen. Jacob Pins starb am 4. Dezember 2005 in Jerusalem.
Die Anfang 2003 gegründete Jacob Pins Gesellschaft - Kunstverein Höxter verwaltet die Hunderte von Werken umfassende Stiftung und hat sich zum Ziel gesetzt, neben der Dokumentation und Vermittlung des künstlerischen Schaffens von Jacob Pins auch ausgewählten zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Prägung ein Ausstellungsforum zu bieten.
Mit der Verwaltung der Stiftung übernimmt die Jacob Pins Gesellschaft zugleich die Verpflichtung, das Andenken an die Eltern Dr. Leo Pins und Ida Pins und an alle Jüdinnen und Juden aus Höxter, die Opfer der Shoah wurden, zu bewahren, zu dokumentieren und durch eine ständige Ausstellung wach zu halten.
Monographie über Jacob Pins
Die Monographie "Jacob Pins - Künstler Sammler Freund" von Christine Longère und Dr. Manfred Strecker kann über den Buchhandel oder bei der Jacob Pins Gesellschaft bezogen werden.
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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Samstag, 1. August 2015
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Artikel-Einträge in der Datenbank:
Neue Westfälische, 01./02.08.2015:
Experte warnt vor Rechtsterror / Gewaltforscher hält "neuen NSU" für möglich / Verfassungsschutz alarmiert
Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg, 01.08.2015:
Versammlungsrechtliche Veranstaltungen verlaufen weitestgehend störungsfrei / Zwei Blockaden verzögern die Anreise der rechtsextremen Teilnehmer
Norddeutscher Rundfunk, 01.08.2015:
Bad Nenndorf: Nazi-Abmarsch im Konfetti-Regen
Schaumburger Nachrichten Online, 01.08.2015:
Protest / 1.000 Demonstranten gegen 180 Nazis
Hannoversche Allgemeine Zeitung Online, 01.08.2015:
So genannter "Trauermarsch" / Blockade bremst Neonazis in Bad Nenndorf aus
Neue Osnabrücker Zeitung Online, 01.08.2015:
1.200 Einsatzkräfte vor Ort / 700 Menschen stellen sich gegen 180 Neonazis in Bad Nenndorf
Schaumburger Nachrichten Online, 01.08.2015:
Nazi-Aufmarsch in Bad Nenndorf / Linke legen Zug lahm
Norddeutscher Rundfunk, 01.08.2015:
Polizei beendet Blockade auf Bad Nenndorfer Bahnhof
Norddeutscher Rundfunk, 01.08.2015:
Aktivisten blockieren Bad Nenndorfer Bahnhof (12.09 Uhr)
Norddeutscher Rundfunk, 01.08.2015:
Aktivisten blockieren Bad Nenndorfer Bahnhof (11.49 Uhr)
Schaumburger Nachrichten Online, 01.08.2015:
Warnen, nicht drohen / Auftakt zur Gegendemo in Bad Nenndorf
Schaumburger Wochenblatt, 01.08.2015:
Ökumenischer Gottesdienst
Schaumburger Wochenblatt, 01.08.2015:
Läuten zur Gegendemo
Mindener Tageblatt, 01./02.08.2015:
Ehemalige Waldorfschüler fordern fristlose Entlassung des umstrittenen Lehrers
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Neue Westfälische, 01./02.08.2015:
Experte warnt vor Rechtsterror / Gewaltforscher hält "neuen NSU" für möglich / Verfassungsschutz alarmiert
Frankfurt / Bielefeld (epd/dpa). Angesichts der steigenden Zahl an Brandanschlägen auf künftige Flüchtlingsheime hat der Verfassungsschutz vor rechtsextremistischer Gewalt gegen bewohnte Unterkünfte gewarnt. "Die Lage hat sich in den vergangenen Wochen zugespitzt", sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, dem Focus. Mehr als 200 Straftaten gegen Flüchtlingsheime allein im ersten Halbjahr zeigten, wie sehr sich die fremdenfeindliche Stimmung in Teilen der Bevölkerung aufgeheizt habe.
Gebäude, in denen Asylbewerber untergebracht werden sollten, wurden in den vergangenen Monaten bundesweit immer wieder Ziel fremdenfeindlicher Angriffe. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat in einer vertraulichen Analyse, die dem Spiegel vorliegt, bundesweit 199 Übergriffe gegen Asylunterkünfte gezählt und diese genauer untersucht.
"Lichterkette reicht nicht mehr"
Maaßen sagte, Rechtsextremisten drohten unverhohlen mit Übergriffen auf Asylsuchende. "Der Schritt vom Maulheldentum zu realen Gewaltaktionen ist klein", so der Verfassungsschutzpräsident.
Der Bielefelder Extremismus-Forscher Andreas Zick befürchtet, dass die zunehmende Gewalt gegen Flüchtlinge zur Bildung neuer rechtsextremer Terrorgruppen führen könnte. Auch vor der Entstehung der Neonazi-Terrorzelle NSU habe es Übergriffe auf Asylbewerber gegeben, sagte Zick. "Aus den Angriffen heraus bildeten sich Zellen. Es gibt viele Hinweise darauf, dass das wieder passieren kann." Inzwischen gebe es starke gewaltorientierte Neonazi-Gruppen, die eine Guerillataktik fahren, sagte der Leiter des Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. "Die wird man mit einer Lichterkette nicht mehr kriegen." Ganz wichtig seien "starke Schutzschilder um die Flüchtlinge herum", so Zick.
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Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg, 01.08.2015:
Versammlungsrechtliche Veranstaltungen verlaufen weitestgehend störungsfrei / Zwei Blockaden verzögern die Anreise der rechtsextremen Teilnehmer
01.08.2015 - 20.06 Uhr
Bad Nenndorf (ots) - Bad Nenndorf (ber). Der 11. Einsatz der Polizei anlässlich der versammlungsrechtlichen Aktionen in Bad Nenndorf, ist aus Sicht des Gesamteinsatzleiters Frank Kreykenbohm insgesamt zufriedenstellend verlaufen.
An dem Ökumenischen Gottesdienst morgens nahmen circa 200 Personen teil. Auch der Polizeipräsident der Direktion Göttingen, Uwe Lührig, erstmalig in seiner neuen Funktion und der Einsatzleiter besuchten die Veranstaltung.
Gegen 10.30 Uhr startete der Aufzug des DGB mit circa 400 Teilnehmern. Die Veranstaltung verlief friedlich und völlig störungsfrei.
Noch vor Beginn der DGB-Kundgebung blockierten circa 40 Linksautonome den Bahnhof Bad Nenndorf und verhinderten die Weiterfahrt der Züge.
Die Aktion musste von der Polizei schließlich mit unmittelbarem Zwang beendet werden, da mehrfache Aufforderungen seitens der Blockierer ignoriert wurden. Durch die Blockade kam der Zugverkehr zeitweise zum Erliegen. Circa 100 Rechtsextremisten stiegen im Bahnhof Haste aus dem Zug und wurden von der Polizei nach Bad Nenndorf begleitet. Mit 180 Teilnehmern am so genannten "Trauermarsch" blieben die Rechtsextremen nochmals unter der Zahl des Vorjahres.
Eine zweite Blockade durch Linksautonome fand am Bahnübergang Rotrehre statt. Circa 50 Vermummte griffen die eingesetzten Polizeibeamten an und bewarfen diese mit Feuerwerkskörpern. Zwei Beamte wurden dadurch verletzt. Für die Räumung musste unmittelbarer Zwang auch unter Einsatz von Polizeipferden angewandt werden.
"Diese gewalttätigen Störaktionen der linken Autonomen kennen wir leider schon aus den vergangenen Jahren", so Frank Kreykenbohm, "die Einsatzkräfte sind darauf vorbereitet und schreiten bei Bedarf angemessen und mit Augenmaß, gleichwohl wenn es um die Verfolgung von Straftaten geht, mit der notwendigen Konsequenz ein. Neben der Gefahr von Verletzungen und Sachschäden trüben diese Aktionen immer wieder das Gesamtbild eines überaus friedlichen und kreativen bürgerlichen Protests."
Der Polizeipräsident der Polizeidirektion Göttingen, Uwe Lührig, verfolgte nach dem Gottesdienst das Einsatzgeschehen. "Die Bevölkerung hat mit ihrem friedlichen Protest ein deutliches Signal gesetzt für unsere auf Offenheit und Vertrauen ausgerichtete Gesellschaft. Durch die professionelle Aufgabenwahrnehmung und das besonnene Auftreten der eingesetzten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten konnte die Durchführung der friedlichen Versammlungen gewährleistet werden. Für das gezeigte Engagement und die professionelle Arbeit möchte ich mich bei allen eingesetzten Kräften der Polizei herzlich bedanken", resümierte Lührig den Einsatz.
"In Fortführung der guten Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre haben wir den Einsatz auf unserer Facebook-Fanseite begleitet. Die Zugriffszahlen zeigen ein hohes Interesse an der Darstellung des polizeilichen Einsatzes auch über die Grenzen Bad Nenndorfs hinaus. Neben der insgesamt positiven Resonanz auf unsere Arbeit habe ich mich insbesondere über die Genesungswünsche für die verletzten Polizeibeamten gefreut", so der Einsatzleiter Frank Kreykenbohm.
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Norddeutscher Rundfunk, 01.08.2015:
Bad Nenndorf: Nazi-Abmarsch im Konfetti-Regen
01.08.2015 - 19.54 Uhr
Von Stefan Schölermann
Sonnabendmorgen in Bad Nenndorf: Rund 800 Menschen stehen vor dem Jüdischen Mahnmal. Spruchbänder, Fahnen von der Linkspartei und der Jungen Union wehen über den Köpfen. Und mittendrin eine Musikband, die einen Refrain singt, bei dem alle einstimmen: "Nazis raus - so schallt es aus jedem Haus." Beifall brandet auf. Kein Zweifel: Die Bad Nenndorfer lassen nicht locker, wenn es um den Protest gegen die jetzt im zehnten Jahr wiederholten so genannten Trauermärsche der Neonazis in der Kurstadt geht. Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt (CDU) lässt keinen Zweifel daran, dass Wegschauen für die Allermeisten in der Kurstadt keine Option ist: "Wenn weggeschaut wurde, wurde es grundsätzlich immer schlimmer in der Geschichte. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass die Bad Nenndorfer und viele von außerhalb hier sind und dieser Sache geschlossen entgegentreten."
Sozialministerin lobt Bad Nenndorfer
Das sieht auch Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) so, die am Sonnabendmorgen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in Bad Nenndorf vertritt. Mit einem Strahlen im Gesicht lobt sie die Kurstädter: "Es macht mich absolut stolz, dass die Bad Nenndorfer durchhalten, dass sie kreativ sind und tolle Ideen haben, wie man den rechten Sumpf einfach lächerlich macht. Ich glaube, das ist die beste Art, dem zu begegnen."
"Trauermarsch" wird zum unfreiwilligen Spendenlauf
Aufgerufen zu Kundgebung und Demonstration hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und das Bündnis "Bad Nenndorf ist bunt". Beide stellten am Sonnabend ihre Phantasie in Sachen "Trauermarsch" erneut unter Beweis: Bündnismitglied Jürgen Uebel erklärt den "Trauermarsch" zum "unfreiwilligsten Spendenlauf der Republik" - und das funktioniert so: Sponsoren hatten sich bereit erklärt, zehn Euro für jede Minute zu spenden, die sich die Nazis in Bad Nenndorf aufhalten. Mit dem Geld soll die renommierte Aussteigerhilfe-Organisation "Exit" unterstützt werden. Rechnet man vom geplanten Beginn des braunen Aufmarsches bis zu dessen geplanten Ende um 18 Uhr wären dabei rund 2.400 Euro zusammengekommen. Aus diesem Blickwinkel war es nicht gerade günstig, dass rund 300 meist junge Leute aus dem linken bis autonomen Spektrum mit einer Blockade auf dem Bahnhof der Kurstadt dafür sorgten, dass auf der Eisenbahnstrecke stundenlang nichts mehr ging und sich die Ankunft der Rechtsextremisten in der Kurstadt um mehr als zwei Stunden verzögerte. Ein Journalist bemerkte am Rande: "Das geht alles von der Spendenzeit ab."
Polizei räumte Blockade
Dennoch ist am Ende die geplante Summe von 2.400 Euro im Spendensack. Der Grund: Rund 100 Neonazis hatten wegen der Blockade einen rund fünf Kilometer langen Fußmarsch vom Nachbarbahnhof Haste nach Bad Nenndorf antreten müssen. "Dieses Engagement erkennen wir an und runden auf 2.400 Euro auf, obwohl die Rechten nur etwa zwei Stunden in der Stadt waren", merkt Gitta Matthes vom Bündnis "Bad Nenndorf ist bunt" ironisch an. Die Blockade am Bahnhof wurde schließlich von der Polizei geräumt. Dabei seien zwei Polizisten durch den lauten Knall von Feuerwerkskörpern verletzt worden, hieß es zunächst. Beide Beamte seien aber noch dienstfähig. Mitglieder des linken Spektrums beklagten zum Teil ein "übertrieben hartes Vorgehen" einzelner Bundespolizisten. Überprüfen ließen sich diese Vorwürfe am Samstagabend nicht.
Aufmarsch ohne Publikum
Für die rund 180 Rechtsextremisten - erneut weniger als im Vorjahr - wurde der "Trauermarsch" zu einem Spießrutenlauf der besonderen Art. Gegen 15 Uhr war Abmarsch vom Bahnhof: Vier Trommeln an der Spitze, dahinter Fahnen und Neonazis in weißen Hemden. Bei vielen kleben Pflaster auf der Haut: Die Kleber sollen offenkundig tätowierte Kennzeichen verbotener Organisationen verbergen. Doch der unheimlich anmutende Aufmarsch vollzieht sich über weite Teile vor leerer Bühne: Weite Teile der Aufmarschroute - der Bahnhofstraße - sind abgesperrt, zugänglich nur für Polizisten und Medienvertreter. "Stell dir vor es ist "Trauermarsch" - und niemand schaut hin" - über weite Teile ist dieser Wunsch mancher Bad Nenndorfer diesmal Wirklichkeit geworden. Die "Demonstration ohne Publikum" endet erst rund 200 Meter vor dem Wincklerbad, dem zentralen Aufmarschort der "Trauer-Marschierer".
15 Kilo Konfetti regnen auf die Neonazis
Doch auch vor dem Wincklerbad ist das Publikum anders, als es sich die Rechten vermutlich wünschen: Schließlich wird bei drei Privatpartys am Rande der oberen Bahnhofstraße lautstark gefeiert - und natürlich ist aus Lautsprechern das "Lied der Schlümpfe" zu hören. Für unfreiwillige Farbtupfer auf dem verschwitzten Kopf manches "Trauer-Marschierers" sorgen 15 Kilo Konfetti, die auf die braunen Trommler und ihre Gefolgsleute niederregnen. Nach lautstarker Abschlusskundgebung treten sie den Rückmarsch an, mancher erkennbar missmutig. Trotzdem dürfte es noch ein weiter Weg sein, bis der Wunsch von Samtgemeindebürgermeister Schmidt in Erfüllung geht: "Ich habe nichts dagegen, wenn wir uns irgendwann auch mal am ersten Augustwochenende treffen, um die Beendigung dieser Aufmärsche zu feiern. Dann wird das Fest bestimmt noch viel größer als heute."
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Schaumburger Nachrichten Online, 01.08.2015:
Protest / 1.000 Demonstranten gegen 180 Nazis
01.08.2015 - 19.10 Uhr
Mehr als 1.000 Demonstranten aus dem bürgerlichen sowie linken Lager haben sich dem so genannten Gedenkmarsch von Neonazis zum Wincklerbad entgegengestellt. Beide Protestaktionen verliefen weitgehend friedlich, 1.200 Polizeibeamten hatten die Lage zu jeder Zeit unter Kontrolle. Das Aufsehen erregendste Ereignis war eine Blockade des Zugverkehrs, weswegen ein Teil der Nazis von Haste nach Bad Nenndorf laufen musste.
Bad Nenndorf (js). Mit entsprechender Verspätung setzte sich der braune Tross von etwa 180 Männern und Frauen in Bewegung. Auf Grund der neuen Route, die die Nazis direkt vom Bahnhof ans Wincklerbad führte, konnten linke Gegendemonstranten den Nazi-Aufmarsch nicht erreichen und nur aus der Ferne, etwa von der Kramerstraße aus, ihre Parolen rufen. "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda" war dabei noch das Harmloseste, was aus den Mündern der teils vermummten Linken schallte. Die Polizei musste nicht einschreiten, Durchbruchsversuche blieben fast gänzlich aus.
Auch bei der Gegendemonstration am Morgen, organisiert von DGB und "Bad Nenndorf ist bunt", kam es zu keinerlei Ausschreitungen. Im Gegenteil, die prall gefüllte und farbenfrohe Kundgebung an der Kurhausstraße war Ausdruck von gelebter Demokratie und Toleranz. 700 bürgerliche Demonstranten wurden gezählt.
Gewerkschaften, Vereine, Parteien und andere Organisationen hatten sich dort versammelt, um für ein "buntes Bad Nenndorf zu stehen", wie Moderator Klaus Strempel bekräftigte. "Wir müssen aufpassen, denn die Nazis gießen alte Ideologien in neue Formen, wenn sie sich über Deutschland-Feindlichkeit beschweren oder in angeblichen Friedensbewegungen aktiv sind", warnte Marina Jalowaja von der Jüdischen Gemeinde. Der Staat habe das Machtmonopol und müsse es auch ausüben, "um die Nazis dort hinzubringen, wo sie hingehören - in den Knast", so Jalowaja weiter.
Auch der Rat der Stadt Bad Nenndorf und andere Politiker auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene nahmen an der Gegendemonstration teil, unter ihnen Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel und Sozialministerin Cornelia Rundt. "Wir dürfen nicht wegsehen, sondern dem braunen Sumpf entgegentreten", so Rundt. Außerdem lobte sie den "langen Atem" der Gegendemonstranten, die bereits seit 2006 Kundgebungen organisieren und mit verschiedenen Aktionen Nadelstiche gegen die Nazis gesetzt haben. "Dieses lächerlich machen hat dazu geführt, dass die Zahlen der Rechtsradikalen zunehmend zurückgegangen sind. Man sieht, dass sich Zivilcourage eben doch auszahlt", so Rundt weiter.
Bildunterschrift: Die bürgerliche Gegendemonstration setzt sich in Bewegung.
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Hannoversche Allgemeine Zeitung Online, 01.08.2015:
So genannter "Trauermarsch" / Blockade bremst Neonazis in Bad Nenndorf aus
01.08.2015 - 18.31 Uhr
Rund 180 Rechtsextremisten demonstrierten am Sonnabend in Bad Nenndorf - und ein breites Bündnis protestierte lautstark dagegen. Knapp 200 Linksaktivisten blockierten am Vormittag den Bahnhof - so dass die Neonazis zu Fuß von Haste nach Nenndorf kommen mussten. Das war in Bad Nenndorf los.
Rechtsextremisten versammeln sich am "Wincklerbad"
Um kurz vor 14.30 Uhr setzte sich der Zug aus knapp 200 Neonazis in der Innenstadt in Bewegung, nach rund 20 Minuten erreichten sie das Wincklerbad - und wurden dort von Gegendemonstranten lautstark begrüßt. An mehreren Stellen hatten der Polizei zufolge Linksextreme vergeblich versucht, durch die Absperrungen zu brechen. Während der Reden am Wincklerbad fielen nach Angaben der Schaumburger Nachrichten Sätze wie "Der Holocaust ist mir scheißegal". Die Versammlung endete um kurz nach 16 Uhr, die Rechtsextremen wurden von der Polizei zurück zum Bahnhof begleitet. Gegen 16.45 Uhr wurde der "Trauermarsch" offiziell für beendet erklärt und die Teilnehmer reisten aus Bad Nenndorf ab.
Mit dem Eintreffen der Neonazis hatte offiziell auch der "Spendenlauf" der Aktion "Rechts gegen Rechts" begonnen. Für jede Minute, die die Neonazis in der Kurstadt verbrachten, soll Spendengeld an die Organisation "Exit" fließen, die Aussteiger aus der rechten Szene unterstützt. Unbestätigten Informationen zufolge sollen mehr als 2.000 Euro zusammengekommen sein.
Linksaktivisten blockieren Ankunft der Rechtsextremen
Am Bahnhof in Bad Nenndorf versammelten sich laut Schaumburger Nachrichten bereits am Vormittag rund 200 Linksaktivisten, die gegen den Neonazi-Aufmarsch protestieren wollen. Mit der Blockade hatten die Demonstranten den Aufmarsch von Rechtsradikalen zunächst ausgebremst. Die linken Aktivisten hatten bei der Ankunft in Bad Nenndorf die Türen der S-Bahn blockiert und so die Abfahrt verhindert, teilte die Polizei mit. Während Beamte den Bahnsteig räumten, konnte der nachfolgende Zug, mit dem die Neonazis anreisen wollten, nicht fahren. Von Haste aus traten deshalb rund 100 Rechtsextreme unter Polizeibegleitung den rund sieben Kilometer langen Fußmarsch nach Bad Nenndorf an. Als die Polizei die Blockade des Bahnhofs zwangsweise auflöste, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Nach Polizeiangaben griffen Linksextremisten die Einsatzkräfte an. Daraufhin wurde vonseiten der Polizei Pfefferspray eingesetzt. Nach einem Böllerwurf wurden nach Polizeiangaben zwei Einsatzbeamte verletzt.
Ankunft der Rechtsextremisten
Die ersten Neonazis waren um kurz nach 11 Uhr am Bahnhof in Haste angekommen. Nach ersten Schätzungen waren es rund 40 Personen. Um kurz vor 14 Uhr stießen die zu Fuß aus Haste angereisten Demonstranten dazu. Insgesamt waren rund 180 Personen aus dem rechten Spektrum versammelt. Nach technischen Problemen mit ihrem Generator für das Mikrofon begann die Versammlung offiziell um kurz vor 14.30 Uhr.
Bürgerprotest bereits am Vormittag
"Egal, wie oft ihr noch kommt, wir werden schon da sein." Mit Liedern und Redebeiträgen begannen Gegendemonstranten gegen 10 Uhr ihren friedlichen Protest. Beinahe zeitgleich hielt der Deutsche Gewerkschaftsbund an einem jüdischen Gedenkstein eine Kundgebung ab. Die Polizei spricht von 380 Teilnehmern. Nach der Kundgebung zogen die Teilnehmer durch die Innenstadt.
Gottesdienst gegen Rechts
Die Bürgerproteste gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremisten hatten am Morgen mit einem Ökumenischen Gottesdienst begonnen. Der ehemalige Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, bezeichnete den so genannten Trauermarsch der Neonazis als "eine perverse Verdrehung der Wirklichkeit und böse Propaganda". Es sei eine menschliche Pflicht und ein Anliegen aller Demokraten, "dem mit offenem Herzen entschieden entgegenzutreten", sagte der evangelische Theologe.
Demo legt Verkehr lahm
Die Bahnhofstraße in Bad Nenndorf blieb wegen der Neonazi-Demo vom Bahnhof bis zur Ecke Wilhelmstraße für den Straßenverkehr für mehrere Stunden komplett gesperrt. Die Sperrung wird nach Abzug der Demonstranten wieder aufgehoben, die Gruppe der Neonazis muss sich bis spätestens 18 Uhr aufgelöst haben. Eine Umleitung ist ausgeschildert. In Zusammenhang mit der Gegendemonstration kommt es nach Aussage der Polizei nur zu vorübergehenden Sperrungen.
Der Hintergrund
Ein breites Bündnis mit etwa 700 Teilnehmern demonstrierte am Sonnabend in Bad Nenndorf gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremisten. Auf insgesamt 350 schätzt die Polizei die Zahl der autonomen Linken. Rund 180 Neonazis hielten einen "Trauermarsch" in der Kleinstadt bei Hannover ab. Im dortigen "Wincklerbad" befand sich von 1945 bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und ein Gefängnis für Nationalsozialisten. Die Polizei war mit 1.200 Beamten im Einsatz.
Stichwort: Wincklerbad Bad Nenndorf
Das "Wincklerbad" in Bad Nenndorf ist seit 2006 das Ziel für "Trauermärsche" von Neonazis. In dem früheren Kurbad, das heute Arztpraxen beherbergt, befand sich von 1945 bis 1947 ein Internierungslager und Verhörzentrum der britischen Armee für Nazis. In dem Lager sollen zahlreiche Gefangene gefoltert worden sein, es gab mindestens drei Todesopfer. Die Misshandlungen wurden nach Angaben von Historikern damals vom britischen Staat umgehend geahndet und von der Öffentlichkeit verurteilt.
Insgesamt waren im Wincklerbad mehr als 400 Männer und Frauen inhaftiert, unter ihnen SS-Obergruppenführer Oswald Pohl (1892 - 1951). Pohl war als Chef des "SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes" maßgeblich an der Organisation der Konzentrationslager und des Holocaust beteiligt. Er wurde 1947 in Nürnberg als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt und 1951 hingerichtet.
Die Rechtsextremisten haben bis 2030 Märsche zum Wincklerbad angemeldet. Ein Bürgerbündnis befürchtet, dass sie Bad Nenndorf zu einer Wallfahrtsstätte machen wollen, um die Nazi-Verbrechen zu verharmlosen. Nachdem 2011 das Grab des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß im oberfränkischen Wunsiedel aufgelöst wurde, ist Bad Nenndorf eines der letzten möglichen Ziele für Neonazis. In den vergangenen Jahren hat das Interesse an dem "Trauermarsch" in der rechten Szene nach Angaben der Polizei allerdings merklich nachgelassen.
Bildunterschrift: Zahlreiche Gegendemonstranten protestieren gegen den Neonazi-Aufmarsch.
Bildunterschrift: Rechtsextremisten marschieren am Wincklerbad in Bad Nenndorf auf. Ein breites Bündnis protestiert lautstark dagegen.
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Neue Osnabrücker Zeitung Online, 01.08.2015:
1.200 Einsatzkräfte vor Ort / 700 Menschen stellen sich gegen 180 Neonazis in Bad Nenndorf
01.08.2015 - 15.33 Uhr
Bad Nenndorf / Kr. Schaumburg (epd). Rund 700 Menschen haben nach Polizeiangaben am Samstag in Bad Nenndorf bei Hannover gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremisten demonstriert.
Das Bürgerbündnis "Bad Nenndorf ist bunt" hatte neben einer Kundgebung zahlreiche kreative Aktionen wie Straßenfeste und einen unfreiwilligen Spendenlauf organisiert, um sich den Rechtsextremisten entgegenzustellen. Rund 180 Neonazis waren zu einem so genannten Trauermarsch in die Stadt gekommen.
Zug blockiert
Linksautonome hatten am Vormittag einen Zug im Bahnhof und einen Bahnübergang blockiert. Bei der Räumung seien Polizeibeamte angegriffen und verletzt worden, berichtete ein Sprecher. Insgesamt seien mit 1.200 aber deutlich weniger Einsatzkräfte vor Ort gewesen als in den vergangenen Jahren. Rund 100 Nazis mussten auf Grund der Blockaden zu Fuß den Weg von Haste nach Bad Nenndorf zurücklegen.
Die Rechtsextremisten ziehen seit 2006 jedes Jahr am ersten August-Wochenende zum Wincklerbad, wo sich bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und Militärgefängnis für Nationalsozialisten befand. Sie haben die Märsche noch bis 2030 angemeldet. 2010 kamen noch 900 Neonazis. Seitdem sank die Zahl auf zuletzt etwa 200.
Sozialministerin bei Gegendemo
"Das starke nicht nachlassende Engagement der Bürgerinitiative "Bad Nenndorf ist bunt" hat erreicht, dass deutlicher weniger Neonazis jährlich nach Bad Nenndorf kommen", sagte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt bei der Gegendemonstration. Auch angesichts jüngster Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte sei Zivilcourage gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nötig.
Neben Rundt waren weitere Landes- und Bundespolitiker nach Bad Nenndorf gekommen, darunter der Landtagsvizepräsident Klaus-Peter Bachmann (SPD), Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) und der CDU-Bundestagsabgeordnete Maik Beermann.
"Statistisch brennt jeden Tag eine Flüchtlingsunterkunft in Deutschland"
Der Friedensbeauftragte der Hannoverschen Landeskirche, Lutz Krügener, rief dazu auf, Rechtsextremen an allen Orten Widerstand entgegenzusetzen. Statistisch brenne jeden Tag eine Flüchtlingsunterkunft in Deutschland, betonte der evangelische Pastor: "Wir alle stehen gegen ein Denken, das Menschen nach Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder anderen Merkmalen sortiert."
Bei einem Ökumenischen Gottesdienst der Kirchen und der Jüdischen Gemeinde hatte am Vormittag auch der ehemalige Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, die Protestaktionen des Bürgerbündnisses gewürdigt. Sie zeigten, dass eine demokratische Gesellschaft ohne Freiheit, Respekt und Toleranz nicht leben könne.
Spendenlauf
Bad Nenndorfer Bürger hatten die Aufmarsch-Strecke zum Protest mit bunten Bannern, Plakaten und Häkeltüchern geschmückt. In vielen Häusern feierten sie private Partys. Vor der Jüdischen Gemeinde trafen sich Vertreter von Parteien und Verbänden am Nachmittag zu einem Fest unter dem Motto "Zu Gast bei Freunden".
Erstmals hatte das Bürgerbündnis in Bad Nenndorf einen unfreiwilligen "Spendenlauf" nach dem Vorbild einer Aktion im bayerischen Wunsiedel organisiert. Für jede Minute unerwünschter Aufenthaltszeit der Neonazis in der Stadt spendeten Privatleute und Unternehmer zehn Euro. Am Nachmittag rechneten die Organisatoren mit einem Erlös von 2.400 Euro.
Bildunterschrift: Einsatzkräfte der Bundespolizei tragen einen Demonstranten aus der Linken Szene vom Bahnsteig.
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Schaumburger Nachrichten Online, 01.08.2015:
Nazi-Aufmarsch in Bad Nenndorf / Linke legen Zug lahm
01.08.2015 - 13.11 Uhr
Wie bereits vor zwei Jahren hat eine Zugblockade die Ankunft der Neonazis am Sonnabend erheblich verzögert. Gegen 10.18 Uhr konnte eine aus Hannover eingetroffene S-Bahn am Bahnhof der Kurstadt ihre Fahrt nicht fortsetzen, weil etwa 150 dem linken und linksextremen Lager zuzuordnende Demonstranten die Eingangsbereiche der Türen nicht verlassen wollten.
Bad Nenndorf. Mehr als zwei Stunden nach der planmäßigen Abfahrt setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Zuvor hatte die Polizei den Bahnsteig geräumt. So lange war der Zugverkehr auf der gesamten Strecke Hannover-Bad Nenndorf lahm gelegt, denn es steht dort großteils nur ein Gleis zur Verfügung.
Bundes- und Landespolizisten informierten die Blockierer, dass sie die Personengruppe auf dem Bahnsteig als Versammlung gemäß Niedersächsischem Versammlungsgesetz anerkannt wird. Im Gegenzug sollte aber ein Versammlungsleiter Kontakt mit den Ordnungshütern aufnehmen. Als dies ausblieb, forderte die Polizei die Demonstranten über die Lautsprecheranlage der DB mehrfach auf, den Bahnsteig zu verlassen und die Versammlung auf den Vorplatz zu verlegen.
Auch dieser Aufforderung kamen die Blockierer nicht nach, sodass die Einsatzkräfte gegen 12 Uhr damit begannen, den Bahnsteig zu räumen. Dabei kam es zu heftigen Rangeleien. Mehrere Demonstranten wurden weggetragen, einige ließen sich mit mehr oder weniger Gegenwehr abführen.
Zahlreiche Blockierer bekundeten, dass ihnen von den Polizisten Schmerzen zugefügt wurden, immer wieder stürzten einige der Abgeführten. Offiziell gab es keine Verletzten, nur einmal musste ein Sanitäter-Team auf den Bahnsteig eilen, weil dort nach Polizeiangaben eine Demonstrantin einen Kreislaufkollaps erlitten hatte. Die Frau wurde mit dem Rettungswagen abtransportiert.
Als die Räumung begann, waren bereits etwa 30 Neonazis am Bahnhofsvorplatz eingetroffen. Die Gegendemonstranten mussten den Bahnhofsbereich über die Bornstraße verlassen, wo sich ein im Vorfeld nicht angemeldeter Protestzug formierte. Dort wurden Böller gezündet, ehe sich die etwa 200 Teilnehmer umfassende Demonstration in Richtung Wincklerbad aufmachte.
Um 12.31 Uhr fuhr die S-Bahn in Richtung Haste ab - zu der Zeit waren etwa 100 Neonazis, die in Haste festgesessen hatten, bereits auf dem Weg zu Fuß nach Bad Nenndorf.
Begleitet wurden sie von der Polizei. Zwischenzeitlich hatte die Bahn mit sechs Bussen einen Schienenersatzverkehr zwischen Haste und Bantorf eingerichtet, der Bad Nenndorf aber wegen der Straßensperrungen nicht ansteuerte. Um 12 Uhr hätte die Auftaktkundgebung des so genannten Gedenkbündnisses starten sollen.
Wegen der Blockade in Bad Nenndorf kam es im gesamten Raum Hannover zu erheblichen Beeinträchtigungen im Bahnverkehr. Ob die DB gegen die Demonstranten vorgeht, um Schadenersatzansprüche geltend zu machen, ist noch unklar.
Bildunterschrift: Die Polizei muss die Blockierer vom Bahnsteig abführen.
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Norddeutscher Rundfunk, 01.08.2015:
Polizei beendet Blockade auf Bad Nenndorfer Bahnhof
01.08.2015 - 13.09 Uhr
In Bad Nenndorf hat die Polizei die Blockade des Bahnhofs beendet. Etwa 300 linke Aktivisten hatten zuvor Bahnsteige und einen Zug besetzt. Während Beamte die Abteile räumten, konnte der nachfolgende Zug, mit dem Neonazis zum so genannten Trauermarsch anreisen wollten, nicht fahren. Von Haste aus traten deshalb rund 100 Rechtsextreme unter Polizeibegleitung den rund sieben Kilometer langen Fußmarsch nach Bad Nenndorf an. An einer Gegendemonstration unter dem Motto "Bunt statt braun" beteiligten sich rund 700 Menschen.
200 Rechtsextreme erwartet
"Bad Nenndorf bleibt bunt - basta!". So lautet in diesem Jahr der Aufruf des Bündnisses gegen den so genannten Trauermarsch der rechtsextremen Szene an diesem Wochenende in der Kleinstadt am Deister. Das Bürgerbündnis rechnet mit rund 200 Rechtsextremisten, die einen "Trauermarsch" in der Kleinstadt bei Hannover abhalten wollen. Im dortigen "Wincklerbad" befand sich von 1945 bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und Gefängnis für Nationalsozialisten.
Wincklerbad in Bad Nenndorf
Dreh- und Angelpunkt des rechten Interesses an Bad Nenndorf ist das Wincklerbad. Britische Besatzungssoldaten nutzten das Bad von 1945 bis 1947 als Internierungslager für NS-Schergen und mutmaßliche Kriegsverbrecher. Es kam dort auch zu Misshandlungen ehemaliger Wehrmachtssoldaten. Großbritannien entschuldigte sich dafür später. Nach der Auflösung der Grabstätte des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß im oberfränkischen Wunsiedel im Juli 2011 gilt Bad Nenndorf als einer der letzten rechten "Wallfahrtsorte". Mit ihrem "Trauermarsch" wollen die Neonazis an die Opfer des Vorgehens der Alliierten erinnern.
Bildunterschrift: 300 Aktivisten blockieren den Bahnhof von Bad Nenndorf. Die Polizei droht mit Zwangsmitteln.
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Norddeutscher Rundfunk, 01.08.2015:
Aktivisten blockieren Bad Nenndorfer Bahnhof (12.09 Uhr)
01.08.2015 - 12.09 Uhr
In Bad Nenndorf haben nach NDR-Informationen gut 300 linke Aktivisten den Bahnhof blockiert. Damit wollen sie offenbar die Anreise von rechtsextremen Teilnehmern am so genannten Trauermarsch verhindern. Zwar hat die Polizei die Blockade zunächst als offizielle Versammlung anerkannt, jedoch ein Ende der Blockade gefordert. Getan hat sich nichts, die Polizei droht deshalb mit Zwangsmitteln. Unterdessen soll ab Haste ein Schienenersatzverkehr eingerichtet sein.
200 Rechtsextreme erwartet
"Bad Nenndorf bleibt bunt - basta!". So lautet in diesem Jahr der Aufruf des Bündnisses gegen den so genannten Trauermarsch der rechtsextremen Szene an diesem Wochenende in der Kleinstadt am Deister. Das Bürgerbündnis rechnet mit rund 200 Rechtsextremisten, die einen "Trauermarsch" abhalten wollen, etwa 1.000 Gegendemonstranten werden in der Kleinstadt bei Hannover erwartet. Im dortigen "Wincklerbad" befand sich von 1945 bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und Gefängnis für Nationalsozialisten.
Bildunterschrift: 300 Aktivisten blockieren den Bahnhof von Bad Nenndorf. Die Polizei droht mit Zwangsmitteln.
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Norddeutscher Rundfunk, 01.08.2015:
Aktivisten blockieren Bad Nenndorfer Bahnhof (11.49 Uhr)
01.08.2015 - 11.49 Uhr
Von Angelika Henkel und Stefan Schölermann
Es klingt fast ein wenig trotzig: "Bad Nenndorf bleibt bunt - basta!". So lautet in diesem Jahr der Aufruf des Bündnisses gegen den so genannten Trauermarsch der rechtsextremen Szene an diesem Wochenende in der Kleinstadt am Deister. Damit der "Trauermarsch" gar nicht erst stattfindet, haben nach NDR-Informationen am Morgen etwa 300 linke Aktivisten den Bahnhof blockiert. Zwar hat die Polizei die Blockade zunächst als offizielle Versammlung anerkannt, jedoch ein Ende der Blockade gefordert. Getan hat sich nichts, die Polizei droht deshalb mit Zwangsmitteln. Unterdessen soll ab Haspe ein Schienenersatzverkehr eingerichtet sein.
Preise für das bunte Bad Nenndorf
"Bad Nenndorf bleibt bunt - basta!" - wer wollte den Bad Nenndorfern diesen Trotz verdenken: Seit 2006 ist der Kurort alljährlich Schauplatz des braunen Spuks - in diesem Jahr werden Rechtsextreme also zum zehnten Mal ihr Spektakel dort veranstalten. Mit ihrem bunten und friedfertigen Widerstand gegen die rechten Aufmärsche haben die Kurstädter in den vergangenen Jahren nicht nur bundesweit Aufmerksamkeit erregt und sogar Preise eingeheimst, sie haben auch dafür gesorgt, dass die Rechtsextremisten erkennbar die Lust verlieren, die Kurstadt heimzusuchen. Im vergangen Jahr verpassten die Rechten knapp die 200-Teilnehmer-Marke - zwischenzeitlich waren es bis zu 1.000 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet und dem europäischen Ausland gewesen, die zur kollektiven Geschichtsklitterung zum Thema "Wincklerbad" mit Fackeln und Trommeln unter gleißender Augustsonne durch die Bad Nenndorfer Bahnhofstraße irrlichterten.
Dank aus dem Landtag ...
In diesem Jahr ist die Unterstützung für die Bad Nenndorfer größer als je zuvor: Zum ersten Mal hat der Niedersächsische Landtag jetzt kurz vor dem "Trauermarsch" mit allen vier Fraktionen eine gemeinsame Resolution verabschiedet, die den Kurstädtern den Rücken stärken soll. Die entscheidenden Sätze, vorgetragen von der CDU-Landtagsabgeordneten Edita Lorberg, lauteten: "Seit 2006 müssen die Bad Nenndorfer immer wieder diese Trauermärsche ertragen. Ich finde es bewundernswert, dass es immer wieder Menschen in Bad Nenndorf gibt, die sich so massiv dagegen stellen, aber friedlich protestieren. Dafür auch von unserer Seite herzlichen Dank!"
... und die Freudentränen danach
Auf diese Unterstützung haben die Kurstädter lange gewartet. Eine langjährige Mitstreiterin des Bündnisses "Bad Nenndorf ist bunt", die zur Landtagsdebatte mit weiteren drei Mitgliedern nach Hannover gereist war, sagte dem NDR: "Mir standen Freudentränen in den Augen, als ich das gehört habe." Waren in den vergangenen Jahren abwechselnd Innenminister Boris Pistorius (SPD) oder sein Staatssekretär in die Kurstadt gekommen, signalisiert in diesem Jahr sogar Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Unterstützung: Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) wird den Regierungschef in der Kurstadt vertreten.
Bildunterschrift: Schon am Freitag vor der rechtsextremen Demo hat das Bündnis "Bad Nenndorf ist bunt" seine Plakate ausgepackt.
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Schaumburger Nachrichten Online, 01.08.2015:
Warnen, nicht drohen / Auftakt zur Gegendemo in Bad Nenndorf
01.08.2015 - 10.30 Uhr
"Wahre Kraft braucht keinen Lärm, sie ist nur da und wirkt" - mit diesem Zitat Albert Schweitzers hat Pastor Achim Schultz-Waßmuth am Sonnabendmorgen den Ökumenischen Gottesdienst an der Kurmuschel eröffnet. - Alle Neuigkeiten auf www.sn-online.de/ticker.
Bad Nenndorf. Die bunte Vielfalt des Lebens setze Bad Nenndorf dem Radikalen entgegen.
Blieb diese bunte Vielfalt zahlenmäßig anfangs noch etwas hinter den Erwartungen zurück, füllten sich die freien Plätze vor und unter dem Hamburger Dach im Laufe des Gottesdienstes. Außerdem wohnte viel Prominenz der Zeremonie bei, unter anderem waren Umweltminister Stefan Wenzel, der Bundestagsabgeordnete Maik Beermann und die Landtagsabgeordneten Karsten Becker und Klaus-Peter Bachmann sowie Polizeiinspektionsleiter Frank Kreykenbohm gekommen, dazu zahlreiche Lokalpolitiker und Verwaltungsvertreter.
Abseits der Kurmuschel war von dem bevorstehenden Neonazi-Aufmarsch am Morgen noch wenig zu spüren. Nur wenige Polizeikontrollen und Absperrungen gab es im Ortsgebiet. Die Sicherheitskräfte zeigten auch im Kurpark vorerst vergleichsweise wenig Präsenz, sodass die Besucher ungestört zur Auftaktveranstaltung gelangten.
"Sie stehen nicht nur einfach dagegen, sondern zeigen positiv auf, was zu einem gelingenden Leben dazu gehört", sagte Prediger Martin Schindehütte, früherer Auslandsbischof der Evangelischen Kirche Deutschlands. Ein gelingendes Leben setze die Befolgung der Worte aus der Bergpredigt voraus. Von den Neonazis werden diese Worte mit Füßen getreten. Es gelte, dem ein "Wehe" entgegenzusetzen, allerdings kein drohendes, sondern ein warnendes "Wehe".
Gewalt wende sich schlussendlich immer gegen den, der sie ausübt, und sei ein Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen sei - und bestimmt nicht mit Gegengewalt. Mit fröhlichem Gesang und buntem Schmuck sei der gewaltverherrlichenden Ideologie der Nazis gegenüberzutreten. "So verwandeln wir das Wehe in ein Wohl", sagte Schindehütte. Der Bischof warnte davor, Leid und Schwäche zu verachten, dies sei ein grundsätzliches Problem der modernen Gesellschaft. "Wohl denen, die ein Herz haben für das Schwache in uns", fügte Schindehütte hinzu.
In diesem Sinne folgte das Lied "Hevenu shalom alechem" (Wir wünschen Frieden Euch allen). Im Gebet erinnerte Dechant Joachim Wingert an die Gräuel in der Geschichte der Menschheit, wobei Kinder Gottes Leid erfahren mussten.
Bildunterschrift: Bischof Martin Schindehütte predigt in der Musikmuschel.
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Schaumburger Wochenblatt, 01.08.2015:
Ökumenischer Gottesdienst
Bad Nenndorf (mk). Die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden, die katholischen Kirchengemeinden sowie die Jüdische Gemeinde Bad Nenndorf laden für Samstag, den 1. August, dem Tag des so genannten Trauermarsches, um 9 Uhr zu einem Ökumenischen Gottesdienst im Kurpark, an der Muschel, ein. Die Predigt in diesem Gottesdienst hält Bischof Martin Schindehütte aus Hannover.
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Schaumburger Wochenblatt, 01.08.2015:
Läuten zur Gegendemo
Bad Nenndorf (mk). Am Sonnabend, 1. August, findet in Bad Nenndorf wieder eine Gegendemonstration anlässlich des so genannten "Trauermarsches" der Neonazis statt. Sowohl in Bad Nenndorf wie auch in vielen umliegenden Städten und Gemeinden werden von 8.60 bis 9 Uhr die Kirchenglocken läuten. Auch die St. Martini-Kirchengemeinde Stadthagen wird durch das Läuten auf den Gottesdienst in der Musikmuschel im Kurpark von Bad Nenndorf aufmerksam machen beziehungsweise dazu einladen.
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Mindener Tageblatt, 01./02.08.2015:
Ehemalige Waldorfschüler fordern fristlose Entlassung des umstrittenen Lehrers
Von Monika Jäger
Minden (mt). "Gruppenbild mit Kriegsverbrecher" lautet ein Beitrag, der bei taz.de erschienen ist. Darin wird die Rolle des umstrittenen Lehrers der Freien Waldorfschule Minden im argentinischen San Carlos de Bariloche beleuchtet. Wie das Mindener Tageblatt am Freitag berichtete, gehörte dort der Pädagoge Anfang der 90er-Jahre dem Vorstand der Deutschen Schule an, dessen Vorsitzender der Kriegsverbrecher Erich Priebke war. Auf Grund der Bildunterzeilen zu dem Foto des Schulvorstandes sind die Personen zuzuordnen. In der Mitte lächelt der ehemalige SS-Hauptsturmführer Priebke, der an der Ermordung von 335 Zivilisten in Italien beteiligt war. In der zweiten Reihe steht der Waldorflehrer.
Wie im Bericht von taz.de festgestellt wird, trat dieser drei Jahre nach dem Vorstandsfoto seine neue Stelle in Minden an. Dort hatte sich eine Schulkommission vor den Sommerferien mit seiner Verstrickung im rechten Milieu auseinandergesetzt und gegenüber den Medien erklärt, dass der Kollege keinerlei "rechtsextremes oder völkisches Gedankengut" pflege. Unerwähnt blieb in dem Bericht der Schule die Verbindung zwischen dem Lehrer und dem Altnazi Priebke.
Die zu Rechtsextremismus publizierende Autorin Andrea Röpke schreibt in ihrem Artikel im Internetportal "Blick nach Rechts", dass in der Freien Waldorfschule Minden ein dreiköpfiges Lehrergremium dem umstrittenen Pädagogen mit seiner Studie vor den Sommerferien eine Schutzschrift ausgestellt habe. Dagegen habe die Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus NRW den Lehrer als "Aktivisten eines extremen rechten völkischen Netzwerks" eingestuft. Vor rund 20 Jahren sei dieser an der Waldorfschule in Minden als Hausmeister eingestiegen und habe sich als Handwerkslehrer bis zum informellen Leiter hochgearbeitet. "Bei wichtigen Entscheidungen wie Neueinstellungen von Kollegen durfte er sein Gewicht in die Waagschale werfen und die Schule bei offiziellen Anlässen nach außen repräsentieren", so Röpkes Recherchen.
In einem offenen Brief wandten sich am Freitag die ehemaligen Absolventen der Freien Waldorfschule Minden Janika Ducks, Veronika Halber, Semjon Schmoller und Jana Wöpking an das Mindener Tageblatt . "Wir sind überrascht von Ihnen als Kollegen, dass Sie nichts von seinen Aktivitäten mitbekommen haben und dass Sie nun die Fülle an Beweisen gegen Herrn S. kleinreden", schreiben sie an die Adresse des Kollegiums der Waldorfschule gerichtet. "Nach unserem Wissensstand ist Herr S. in den Augen der Ehemaligen als Lehrer nicht mehr haltbar und wir bitten Sie als Kollegium, eine umfangreiche Aufklärung der Sachverhalte zu unterstützen und im Sinne der Allgemeinheit zu handeln. Das heißt für uns konkret, dass wir von Ihnen die fristlose Entlassung von Herrn S. fordern", heißt es weiter.
Wie das Mindener Tageblatt am Freitag berichtete, wurde noch nicht an der Freien Waldorfschule entschieden, ob der Lehrer dort weiterhin bleiben wird. Der Dachverband der Waldorfschulen hatte die Mindener vor den Sommerferien aufgefordert, bis zu Beginn des neuen Schuljahres eine klare Entscheidung zu treffen. Sollte der umstrittene Lehrer weiterhin beschäftigt werden, müsse ein Ausschlussverfahren der Schule aus dem Bund geprüft werden, hieß es.
Die Ehemaligen sind in Sorge. Sie schreiben: "Es ist uns wichtig, dass die Schule eine Freie Waldorfschule Minden bleibt, die sich klar von jeglicher Form des rechten Gedankenguts distanziert."
Bildunterschrift: Vorstandsarbeit in Argentinien: Altnazi Erich Priebke (2. v. r. vorne) steht dem Vorstand vor, dem der Waldorflehrer (2. v. r. hinten) vor mehr als 20 Jahren angehörte. Drei Jahre später kam er nach Minden.
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