Schaumburger Zeitung ,
19.01.2005 :
Wandel vom einfachen Flugfeld zum Kompetenzzentrum / Heeresfliegerwaffenschule: Vor 45 Jahren verlegt die Bundeswehr das Ausbildungszentrum für Heerespiloten nach Achum
Von Wolfgang Pech
Bückeburg/Achum. 45 Jahre ist's jetzt her: Sechs Monate nach ihrer Aufstellung auf dem Flugplatz Niedermendig in der Eifel ist die Schule der jungen Heeresfliegertruppe - seinerzeit selbst gerade drei Jahre alt - auf den Flugplatz Achum verlegt worden. Der Standortwechsel fand am 12. und 13. Januar 1960 statt - auf einen Platz, der von den Briten gebaut und im Jahr 1958 von der Bundeswehr übernommen worden war.
Um diese Zeit hatten sich die Väter der Heeresflieger mit ihrer Forderung nach einer eigenen Ausbildungsstätte für ihren Nachwuchs bereits durchgesetzt. Aber es sollte noch zwei Jahre dauern, bis in Achum der erste Hubschraubergrundlehrgang abgeschlossen wurde. Bis dahin wurden die Heerespiloten bei der Luftwaffe in Memmingen,Friedrichshafen, Uetersen und Fassberg oder auf Privatschulen geschult. Techniker lernten bei der Luftwaffe, Laufbahnlehrgänge wurden im Ausbildungsbataillon in Andernach oder an anderen Schulen des Heeres absolviert. Dagegen hatte die Instrumentenflugausbildung auf H21, H34 und imLink-Trainer unter Major Hans Drebing von Anfang an einen festen Platz im Achumer Lehrgangskatalog.
Die schrittweise Übernahme der fliegerischen Ausbildung von der Luftwaffe, die Erprobung und anschließende Einführung neuer Hubschrauber sowie diverse Heeresstrukturen zogen im Lauf der Jahre immer wieder Änderungen in Personalumfang, Gliederungsform und Infrastruktur nach sich. Ende der 80er Jahre wurden in Achum pro Jahr mehr als 1.000 Hubschrauberführer aus- oder weitergebildet, auf über 100 Ausbildungshubschraubern weit über 30.000 Flugstunden im Jahr erbracht. Neben deutschen Lehrgangsteilnehmern flogen Franzosen, Engländer, Portugiesen, Spanier und Niederländer sowie Moslems aus der Türkei, Bangladesch, dem Sudan und Bosnien-Herzegowina. Seit Mai letzten Jahres schicken Luftwaffe und Marine ihren Hubschraubernachwuchs nach Achum.
Zur gleichen Zeit durchliefen in der Jägerkaserne etwa 1.250 Lehrgangsteilnehmer und 1.300 Rekruten jährlich die Lehrgruppe B, die Ende der 60er Jahre aus dem aufgelösten Heeresflieger-Ausbildungsbataillon aufgestellt worden war. 1968 bemühten sich 17 hauptamtliche zivile Lehrkräfte um die Sprachausbildung zukünftiger Piloten, die Heeresflieger betrieben das größte Sprachausbildungszentrum des Heeres. Gleichzeitig änderte der Flugplatz sein Gesicht. Aus dem englischen Feldflugplatz mit Baracken, Nissenhütten und requirierten Bauernhäusern des ehemaligen Achumer Dorfes wurde ein moderner Instrumentenflugplatz mit acht ständigen Außenlandeplätzen und einer abgesetzten Ausbildungsgruppe in Celle. Auf dem Platz befinden sich die größte Feuerwehr der Bundeswehr, acht Flugzeughallen, moderne Navigationshilfen und Simulatoranlagen. Der Ruf dieses fliegerischen Ausbildungszentrums zog und zieht immer wieder militärische und zivile Besucher aus allen NATO-Staaten, aber auch aus Indonesien, Australien, Singapur und China ebenso wie aus Brunei, Botswana oder 1980 sogar aus dem damals noch sozialistischen (aber blockfreien) Jugoslawien an. Auf den Gebieten Luftbeweglichkeit, Panzerabwehr aus der Luft, Simulation undNachttiefflug gingen und gehen von hier Anstöße und Initiativen nicht nur an die deutschen Streitkräfte. Über 15 Jahre lang hielt ein Amerikaner, seit Jahren hält ein französischer Verbindungsoffizier Fühlung mit den deutschen Heeresfliegern.
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