Stadt Detmold ,
18.01.2005 :
Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus - Programm 2005 in Detmold / Von Opfern und Tätern
"Opfer und Täter: Der eigenen Stimme folgen" lautet der diesjährige Titel der zentralen Detmolder Veranstaltung zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar im Grabbe-Gymnasium. Schülerinnen und Schüler werden ab 18 Uhr in einer szenischen Lesung die Innensicht von überlebenden Opfern und Tätern der nationalsozialistischen Herrschaft anhand von ausgewählten Texten beleuchten. "Eine besinnliche und nachdenkliche Gedenkstunde. Uns geht es dabei in erster Linie darum, zu vermitteln, wie Opfer und Täter diese Zeit für sich selbst erlebt haben", so Schulleiter Walter Hunger bei der offiziellen Vorstellung des Gesamtprogramms im Detmolder Rathaus.
Am 27. Januar jährt sich zum 60zigsten Mal die Befreiung des Konzentrationlagers Auschwitz. Bundespräsident Roman Herzog erklärte diesen Tag 1996 in einer denkwürdigen Rede vor dem Deutschen Bundestag zum nationalen Gedenktag. Seitdem koordiniert und organisiert die Stadt Detmold gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, den Detmolder weiterführenden Schulen und vielen weiteren Organisationen einen würdigen Rahmen am und rund um den Gedenktag am 27. Januar. Die zentrale Gedenkveranstaltung wird jeweils von einer Schule gemeinsam mit und von den Schülerinnen und Schülern ausgerichtet. Bürgermeister Rainer Heller betonte die "Verantwortung, die wir für die Erinnerungsarbeit tragen. Wir achten darauf, was in Detmold geschieht und wollen Zeichen setzen, insbesondere auch unter Hinblick auf die neuesten Beschädigungen an der jüdischen Gedenkstätte in der Externstraße".
Den Anfang der Veranstaltungsreihe macht auch in diesem Jahr das Staats – und Personenstandarchiv Detmold mit der Ausstellung "Wieder gut gemacht?", die sich mit NS-Opfern und ihrer Entschädigung in Ostwestfalen-Lippe auseinandersetzt. Begleitet wird die Ausstellung, die noch bis zum 18. März in der Willi-Hofmann-Straße 2 zu sehen ist, von einem archivpädagogischen Angebot für Schulen.
Am 23. Januar zeigt die "Filmwelt Detmold" in einer Filmmatinee um 11 Uhr den preisgekrönten Film "Die Rosenstraße" von Margarete von Trotta, der ein fast vergessenes Beispiel von Zivilcourage dokumentiert.
"An Auschwitz erinnern - warum?" Diese Frage stellten sich die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurs Geschichte am Grabbe-Gymnasium. Die Antworten fanden sie während einer Studienreise im Juni vergangenen Jahres nach Berlin, Krakau und Auschwitz und in einer persönlichen Begegnung mit Anita Lasker-Wallfisch im Jüdischen Museum in Berlin. Die Cellistin Lasker-Wallfisch, Holocaust-Überlebende in Auschwitz wird persönlich am Samstag, dem 29. Januar um 15 Uhr die Ausstellung "Ihr sollt die Wahrheit erben" im Grabbe-Gymnasium eröffnen und für Gespräche und eine Lesung nach Detmold kommen.
An gleicher Stelle wird der Focus am Mittwoch, dem 26. Januar auf einen Täter gelegt. Ab 11.30 Uhr wird der Leiter des Jüdischen Historischen Institutes Warschau Dr. Jürgen Hensel in der Neuen Aula des Grabbe-Gymnasiums über den Detmolder Jürgen Stroop und seine maßgebliche Rolle bei der Vernichtung des Warschauer Ghettos einen Vortrag halten.
Drei weitere Lesungen und drei musikalische Veranstaltungen zählen weiter zu dem diesjährigen hochkarätigem Gesamtprogarmm. Am Sonntag, dem 23. Januar wird die ungarische Autorin Zsuzsanna Gahse unter dem Titel "Im letzten Augenblick" im Haus Münsterberg auf Einladung des Literaturbüros Ostwestfalen-Lippe aus verschiedenen Werken lesen. Einen weiteren Höhepunkt stellt sicherlich die Lesung "Mein verwundetes Herz. Das Leben der Lilli Jahn 1900 - 1944" am Freitag, dem 28. Januar um 19.30 Uhr im Detmolder Rathaus dar. "Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist Martin Doerry nach Detmold einzuladen", so Petra Schröder-Heidrich von der Stadt Detmold und Albert Lange vom Buchhaus "Kafka & Co." Martin Doerry, von Beruf Journalist und stellvertretender Chefredakteur beim "Spiegel", ist mit der Herausgabe der Briefwechsel seiner jüdischen Großmutter Lilli Jahn eines der bewegensten und seltenen zeitgeschichtlichen Dokumente gelungen. Am 7. März wird der bekannte und bei Jugendlichen wie Erwachsenen gleichermaßen beliebte Autor Klaus Kordon aus seinem neuesten Buch "Julians Bruder" lesen. Hierzu gibt es zeitnah weitere Informationen.
Die Konzertreihe "Von fremden Menschen und Ländern" zum Gedenktag am 27. Januar des Chores "cantus novus" am Dienstag, dem 25. Januar um 20 Uhr in der Grundschule Hakedahl hat schon Tradition. Bereits zum vierten Mal beteiligt sich der Chor unter der Leitung von Hermann Jansen und Mitwirkenden der Johannes– Brahms-Musikschule an dem Gesamtprogramm. Neu dagegen ist das Musiktheater "Mechaje" aus Rostock, die am Samstag, dem 29. Januar um 19.30 Uhr in der Neuen Aula des Grabbe-Gymnasiums zum ersten Mal in Detmold gastieren. Mit "mehr Toleranz durch Lieder und Tanz" haben sich die jüdisch-russischen Akteure zum Ziel gesetzt, die jüdische Kultur zu popularisieren und ihre Zuschauer an die jüdische Lebensweise und Kultur heranzuführen. "Heute Abend Lola Blau" heißt es am Mittwoch, dem 26. Januar in der Studio-Bühne des Landestheaters. In einer bereits ausverkauften Zusatzvorstellung spielt und singt Ulrike Wahren das Schicksal der jüdischen Künstlerin "Lola Blau".
Das komplette Programm mit allen konkreten Hinweisen zu Öffnungszeiten oder Eintrittspreisen liegt ab sofort in den städtischen Dienststellen aus. Fragen beantwortet Petra Schröder-Heidrich im städtischen Büro für Öffentlichkeitsarbeit unter der Telefonnummer 05231/977-646.
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